Sommer Der Nacht
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Und dann wissen wir warum das alles geschieht. Die unheilbringende Säule der Offenbarung erwacht zu unheilvollem Leben. 60 Jahre¸ 6 Monate und 6 Tage nach ihrem letzten Opfer erwacht sie wieder zu unheiligem Leben. Im Mittelalter wurde sie eingeschmolzen und dient seither der Schule als Schulglocke. Und noch etwas grausame geschah. Am Glockenseil knüpfte man vor Jahren einen Neger auf¸ von dem behauptet wurde¸ er würde Kinder fangen und fressen. Je näher die Jungs dem 'Geheimnis kommen¸ desto weniger werden sie. Einen hat es gehimmelt¸ als er in einen Mähdrescher kam und als Kleingeschnetzeltes endete. Mit viel Einfallsreichtum stellen sich die Kinder dem Bösen und werden praktisch vom Grauen überrannt.
Die Fortsetzung dieser überarbeiteten (Heyne 9798) Neuausgabe¸ IM AUGE DES WINTERS¸ erscheint demnächst. Bis dahin sollte man sich dem Buch widmen. Es begann erst recht langweilig¸ ohne den richtige Biss¸ nur um langsam aber sicher in Fahrt zu kommen. Die Helden sind keine Helden¸ sondern Kinder wie du und ich sie einmal waren. Die Erzählstränge laufen nebeneinander her und während Dan Simmons von einem zum anderen springt¸ lernen wir die Jungs mit ihrem Mut und ihren Ängsten kennen. Langsam fast schleichen hält der Horror Einzug in Elms Haven. Und solange die unglaublichen Vorgänge des Ortes logisch Nachvollziehbar bleiben¸ solange bleibt der Horror überschaubar. Die Gänsehaut zeigt sich erst später bei den Lesern. Nämlich dann¸ wenn sie das Buch aus der Hand legen und zum schlafen das Licht anlassen. Der subtile Horror schleicht ins Bewusstsein¸ tröpfelt weiter bis hinab in das Unterbewusstsein um dann im irrealen seinen Weg in die Seele zu finden. Das einzige was mir dabei den Horror brachte war das Ende der Erzählung. Das war so trivial¸ einfach¸ vorhersehbar¸ dass aller Grusel¸ der sich vorher aufbaute im Logikwölkchen des Lesers auflöst. So wird das Ende unglaubwürdig und eines Autors im Range von Dan Simmons eindeutig unwürdig. Hier hätte es für den Übersetzer die Möglichkeit gegeben hilfreich einzugreifen. Pech. Chance vertan.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355