So finster¸ so kalt
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Seele des Königs
Das Land Elantris ist eine Welt mit chinesisch angehauchter Kultur und kommt somit dem Rezensenten und einer seiner Liebhabereien¸ China¸ sehr entgegen. Hier besteht ein sonderbar anmutendes Handwerk¸ dessen Meister die Fähigkeit besitzen¸ Gegenstände mit Seelenstempeln zu beeinflussen. Mithilfe der Seelen-stempel kann die Beschaffenheit von Gegenständen auf fast magisch wirkende Weise verändert werden. Was ein einfacher Schüler mit kleinen Holzstatuen oder ähnlichem schafft¸ das gelingt den Meistern dieser Kunst mit Menschen. So auch der Handlungsträgerin Wan ShaiLu. Sie wird jedoch verleumdet und landet im Kerker des Kaiserreiches. Allerdings hat diese Tatsache auch etwas Gutes für sie¸ denn sie kann sich bewähren. Nach einem Attentat konnte der Körper des Kaisers wieder-hergestellt werden¸ seine Seele jedoch bedarf einer kompletten Wiederherstellung. Somit steht Wan ShaiLu vor einer grossen Herausforderung. Wan ShaiLu muss sich entscheiden¸ wie sie mit dem Auftrag umgeht¸ weil ihr Wunsch¸ das Unmögliche möglich zu machen zum Verhängnis gereichen kann. Erschwert wird ihre Aufgabe nicht zuletzt durch die heimtückischen Machenschaften der kaiserlichen Berater. Gleichzeitig sind ihre Auftraggeber äusserst Misstrauisch¸ denn sie halten die Fälscher mit ihren Seelenstempeln für gefährlich. Shai sieht sich selbst als Künstlerin¸ weniger als Fälscherin.
Gut geschrieben¸ sollte der Leser an dieser Stelle keinen Actionroman erwarten. Zwar gibt es ein paar Actionszenen¸ interessante Einsätze mit und ohne Waffen und mit dem Seelenstempel. Im Lauf der Geschichte erfährt man einiges über die komplexen Regeln ihres Berufs und den Einsatz der Seelenstempel. Gleichzeitig erkennt der Leser¸ wie schwierig vermeintlich einfache Handlungen zu bewältigen sind.
Legion
Ein Sprung in die Gegenwart unserer eigenen Welt erwartet uns in dieser Geschichte. Im Mittelpunkt steht die multiple Persönlichkeit Stephen Leed. Er hält sich für einen ganz normalen Durchschnittsbürger. Seine Besonderheit sind seine Charaktere. Der erfolgreiche Detektiv kommt mit seinen aufgespaltenen Persönlich-keiten gut zurecht. Sind sie doch jeder in seiner Art Spezialisten¸ Egal ob Waffenexperte oder Übersetzerin¸ er kommt mit ihnen klar. Diese Aussage trifft aber nicht für die Charaktere untereinander zu. Sie sind durchaus mit den Macken ihrer Mit-Charaktere nicht einverstanden¸ verfügen über eigene Meinungen und schaffen es durchaus¸ sich untereinander uneins zu sein und sich zu streiten. Man stelle sich mal vor¸ die Charaktere streiten alle miteinander und beschliesen¸ jeder für sich¸ nicht mehr mit den anderen zu kommunizieren. Wenn jetzt niemand mehr mit dem anderen spricht¸ wer spricht dann mit den anderen Menschen?
Aber egal wie¸ gerade seine Vielseitigkeit kommt Stephen Leed als Detektiv sehr entgegen. Eine sehr interessante Idee wurde aufgegriffen und mit viel Humor umgesetzt.
Infinity Blade: Die Klinge der Unendlichkeit
Infinity Blade ist eine Verbinduung zwischen dem beliebten Computerspiel Infinity Blade I und II. Wir gelangen in eine klassische Fantasy-Welt mit ein paar Besonderheiten¸ die vor allem dem Spiel geschuldet sind. Trotz viele Parallelen ist die Erzählung jedoch lesbar¸ ohne je in einem der Spiele sein Temprament gekühlt zu haben.
Seit Generationen werden die männlichen Mitglieder der Familie des jungen Siris im Kampf geschult. Es ist ihre Aufgabe¸ in den vermeintlich aussichtslosen Kampf gegen den unsterblichen Gottkönig anzutreten. Zu ihnen gehört auch der junge Siris. Quasi seit der Wiege auf das finale Duell mit dem Gottkönig vorbereitet. Schliesslich geschieht etwas¸ mit dem die Familie nie rechnete. Siris gewinnt den Kampf. Mit dem legendären Schwert des Gottkönigs als Beute und weiteren magischen Ausrüstungsgegenständen¸ gelingt es ihm sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings gibt es da noch das Problem der Unsterblichkeit. Wie soll denn bitteschön ein Unsterblicher zu Tode kommen?
Infinity Blade besitzt wie Legion eine Prise Humor¸ wenngleich auf andere Art und Weise. Eine andere interessante Sache waren sicherlich die veränderlichen Aufgaben der Ausrüstung und ähnliches mehr. Aber allein die Möglichkeit¸ einen Unsterblichen zu töten¸ und es gelingt¸ war genial.
Der Ideenreichtum von Brandon Sanderson aus den unterschiedlichsten Welten sind für jeden Leser phantastischer Literatur ein Gewinn. Als er damals die Romane von Robert Jordan beendete war er noch ein recht unbeschriebenes Blatt für die deutschen Leser. Als seine ersten eigenen Romane übersetzt wurden¸ zeigte sich schnell¸ dass er nicht nur anderer Leut' Welten beenden¸ sondern in der Lage war¸ eigenen komplexe Welten zu erschaffen.
Entgegen seinen vielschichtigen Roman-Charakteren bleiben seine Figuren hier etwas weniger lebendig. Dennoch gelingt es dem amerikanischen Autor interessante und lebensnahe Personen zu erschaffen¸ die für den kurzen Moment des Abenteuers den Lesern ans Herz wachsen.
Angelehnt an seine grossformatigen Romane ist diese Sammlung ebenfalls in einem grossen Buch erschienen. Allerdings folgt nun der bittere Tropfen Wahrheit¸ es hätte nicht sein müssen. Statt grosser Schrift und breitem Rand wäre noch Platz für zwei¸ drei weitere Erzählungen gewesen. Schade dass man den Platz verschenkte. Zusammen genommen ist die Sammlung jedoch immer noch gut zu lesen¸ gefiel wegen der Ideen und der ungewöhnlichen Personen. Vor allem die verschiedenen Persönlichkeiten des Stephen Leed aus Legion sind sehr sympathisch.
Brandon Sanderson beweist einmal mehr seine Fähigkeiten als Welten-Schöpfer und macht damit seinem inzwischen verstorbenen Kollegen Jack Vance durchaus Konkurrenz. Mir hat es hier vor allem Wan ShuLai angetan¸ der Meisterin der Seelenstempel.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355