Sillage 19: Auszeit
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ich lese die Comics um Sillage nicht regelmässig, aber ab und zu kaufe ich sie mir doch. So wie dieses mal bei meinem Comic-Dealer des Vertrauens in Darmstadt. Im 19ten Band der Erzählung steht Sillage, die Hauptperson der Comicreihe, vor einer schweren Entscheidung. Sie lernt zwei Vertreter einer Rasse kennen, die vom Aussterben bedroht ist. Sie sind die letzten einer Rasse, die im Vergleich zu den jetzigen Bewohnern der Galaxis wesentlich technisch und geistig hochstehender sind. Sie sind im Besitz einer einzigartigen Fähigkeit, sie können die Zeit manipulieren. Dadurch schaffen sie sich eine Menge Feinde, die gerade dies nicht wollen. Nävis, wie die Hauptperson heisst, und ihre Freunde müssen erkennen das die Bevölkerung der Galaxis beeinflusst wird und versucht dennoch, die beiden Vertreter einer fast ausgestorbenen Rasse zu retten.
Philippe Buchet gefällt mir vor allem mit seinen realistischen Zeichnungen, dem geraden Strich und den abwechslungsreichen Farben. Sie sind so herrlich klar und deutlich, wie Funny-Comics, aber wesentlich detailreicher. Die Geschichten der Reihe Sillage sind in der Regel eine geradlinige Erzählung, mit erzählerischen Schlenkern und oft einem vorhersehbaren Ende. Besonders gut gefällt mir, dass die Erzählungen literarische Seitenhiebe auf Politiker und Industrielle austeilt, manchmal auch auf Wissenschaftler. Neben einer phantastischen Geschichte ein wenig Sozialkritik findet sich nicht häufig. Im Mittelpunkt steht, wie bereits erwähnt, ein Volk welches in die Zukunft sehen kann. Gleichzeitig sind sie aber auch in der Lage, den Zeitfluss zu beeinflussen. Allerdings weigern sie sich, diese Fähigkeit anzuwenden. Sie wollen Cho und Segi lediglich als Paar in Harmonie leben. Der Machtkampf der Mächtigen interessiert sie überhaupt nicht. Doch gerade diese haben die größte Angst vor den Jeeosiganern. Daher wurde ein Genozid an den Jeeosiganern angeordnet. Gerade der Genozid erkennt man bei den Staaten wie Myanmar oder China sehen. Zum Glück sind solche brutalen Ereignisse nicht bildlich dargestellt. Die Söldner, die die Dreckarbeit erledigen, sind Roboter, die zu Hauff auftreten. Cho und Segi sehen auf den ersten Seiten, wie Nävis und die Freunde den Behälter schützen wollen, in dem sie sich noch befinden. Schon etwas Paradox. Und dann sterben alle. Die Roboter gewinnen. Zuerst den Behälter zerstören, dann die ganze Station. Es kommt selten vor, dass der Held / die Helden am Beginn eines Abenteuers sterben. Als Anmerkung, Volkmar Kuhnle brachte im Arcanum Fantasy Verlag eine Kurzgeschichtensammlung heraus, mit der Aufgabe, der Held muss vor Ende der Geschichte sterben. Aber natürlich sind unsere Helden nicht tot. Cho und Segi wollen wissen, was mit ihnen geschieht, aber auch gleichzeitig, wer die mutigen Personen sind, die ihnen selbstlos helfen. So wird die Geschichte vom Ende an erzählt, macht den Rückblick und erzählt das Abenteuer komplett neu.
Summa Summarum: Sillage bringt mich mit der Erzählung, vor allem aber auch die Zeichnungen bringen mich zum Staunen. Philippe Buchet schreibt und zeichnet eine Geschichte die anregt und erschafft eine fantastische Welt. Sehr schön ist zudem, dass die Ausserirdischen auch so aussehen, aber irgendwie ganz selbstverständlich ins Bild passen. So wie man andere Menschen auf einem Marktplatz sieht, sieht man die Ausserirdischen in den Bildern. Philippe Buchet präsentiert einen starken Comic. Eine etwas schwächere Erzählung aber gelungene Zeichnungen. Ohne die "Bewegungsstriche", wie sie in anderen Comics Gang und Gäbe sind, herrscht Bewegung, manchmal Hektik in den Bildern. JJJ
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355