Sherlock Holmes 28: Eine Studie in Scharlachrot
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Doktor John Watson kehrt aus dem Afghanistan-Krieg zurück. Er arbeitet dort als Militärarzt und wurde schwer verwundet. Er sucht eine Wohnung in London¸ die er aber mit seiner kleine Pension kaum bezahlen kann. Ein ehemaliger Studienkollege weist ihn auf einen Bekannten hin¸ der einen Mitbewohner sucht¸ um sich so die Kosten einer Wohnung zu teilen. Auf diese Weise treffen sich Dr. John Watson und Sherlock Holmes¸ einem freischaffenden Detektiv¸ zum ersten Mal. Watson ist fasziniert von dem erstaunlich scharfsinnigen Mann und nimmt das Angebot an¸ mit ihm eine Wohnung zu teilen.
Die Londoner Polizei tritt auf Sherlock Holmes zu und bittet ihn¸ seine Genialität auf einen schwierigen Fall anzuwenden und ihr so unter die Arme zu greifen.
Das Problem der Polizei besteht in einer Leiche. Sie wurde in einem verlassenen Haus gefunden¸ offensichtlich ermordet. Trotz des vielen Blutes ist jedoch keine Wunde zu sehen. Zudem wurde mit Blut das Wort "Rache" an die Wand geschrieben.
Doktor Watson macht es sich zur Aufgabe¸ dem Detektiv nicht nur zu helfen¸ sondern auch gleich die seltsamen Fälle aufzuschreiben und wie Sherlock Holmes diese löst. Er wird quasi zu dessen Historiker.
Sir Arthur Conan Doyle entführt uns wieder einmal mehr ins atmosphärische London um 1900. Es ist eine perfekte Kulisse von abendlichen Nebel¸ Kopfsteinpflaster über das Kutschen rollen und Laute¸ die alles möglich sein können. Schade nur¸ dass es solche Geschichten nicht in Deutschland gibt¸ bzw. in Deutschland spielen. Dadurch werden die bekannten Klischees nur allzubreit ausgetreten.
A Study in Scarlett¸ so der englische Originaltitel¸ wurde erstmals 1887 im britischen Magazin Beeton's Christmas Annual veröffentlicht. In Deutschland gab es bereits viele gedruckte Versionen¸ wobei die aus dem Inselverlag mir am ehesten zusagt. Titania-Medien veröffentlicht den Roman auf zwei CDs.
Das Buch ist in zwei Teile geteilt¸ an die sich Marc Gruppe und Stephan Bosenius nicht halten¸ beide Teile gehen auf der zweiten CD ineinander über. Im ersten Teil wird die Geschichte aus Sicht von Dr. Watson beschrieben. Die Produktion ist dabei leicht verständlich und als Hörer fühlt man sich gedanklich gut in die passende Zeit versetzt.
Marc Gruppe konzentriert sich bewusst auf das Kennenlernen zwischen Holmes und Watson¸ wobei ich mir dieses Hörspiel durchaus als Nummer eins gewünscht hätte. Das liegt daran¸ dass ich in vielen Dingen gern geradlinig bin und einen logischen Serienaufbau suche. Marc nimmt sich viel Zeit für die Begegnung und manchmal dachte ich¸ es ist etwas zuviel.
Und man kann sagen was man will¸ gerade der dezente Einsatz von Musik und Geräuschen sorgt für die passende Atmosphäre und lässt den Zuhörer ohne viel Mühe in das jeweilige Szenario eintauchen.
Auch die neueste Episode der „Sherlock Holmes“-Hörspiele von Titania Medien bietet wieder gute und kurzweilige Unterhaltung¸ die diesmal ausführlich zu den Anfängen zurückkehrt und beschreibt¸ wie die Freundschaft und Zusammenarbeit von Holmes und Watson ihren Anfang nahm.
Durch die umfangreiche Laufzeit k&ouuml;nnte man meinen¸ hier ein ausführliches Buch vor sich zu haben¸ aber wie das so ist¸ der Platz zweier CDs reicht eben nicht aus. So musste erheblich gekürzt werden.
Produktion und Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe liegen wieder auf dem für das Label üblichen hohen Niveau.
Joachim Tennstedt (Sherlock Holmes beweist allein mit seiner Stime und der Veränderung der Stimmlage¸ dass der Meisterdetektiv auch manchmal menschliche Gefühle zeigt. Detlef Bierstedt (Dr. Watson überrascht ¸ weil er den sonst so fröhlichen Dr. Watson eher als deprimierten und niedergeschlagenen Mann spricht. Auch die anderen Sprecher überzeugen¸ manche in langen¸ andere in kürzeren Sprechrollen.
Alles in allem wieder eine gelungene Produktion.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355