Shadowmarch 2: Das Spiel
Die Lage der Eddons ist weiterhin prekär¸ auch wenn der Angriff der Qar unterbrochen wur-de: Barrick Eddon ist¸ zusammen mit einem seiner Feinde¸ dem Zwielichtler Gyir¸ und dem Hauptmann Ferras Vansen auf dem Weg durch die Schattenlande¸ nachdem er auf dem Schlachtfeld der Feldherrin Yasammez begegnet ist und von ihr einen dringlichen "Auftrag" bekommen hat¸ von dem er selbst aber nicht wei߸ was dieser Auftrag beinhaltet. Der Weg durch die Schattenlande führt die ungewöhnliche Truppe durch das Land des Halbgottes Kituyik¸ der sie gefangen nimmt und in seinen Minen festhält. Um sich aus den Minen des Halbgottes zu befreien¸ arbeiten die Feinde zusammen. Gyir weist Barrick und Ferras in viele Zusammenhänge zwischen den Göttern¸ den Menschen und den Elben/Zwielichtlern ein¸ und vertraut Barrick sogar den Gegenstand seines Auftrages an¸ einen Spiegel. Bei dem Befreiungsversuch während der Opferzeremonie¸ mit der Kituyik das freigelegte Portal des Totengottes öffnen will¸ fällt Ferras Vansen in das bodenlose Dunkel des fast geöffneten Por-tals¸ und so muss sich Barrick alleine weiter auf den Weg zur Stadt Qul-na-Qar machen¸ um seinen und Gyirs Auftrag zu erfüllen.
Briony hingegen musste von der Südmarkfeste fliehen¸ nachdem die Tollys erfolgreich nach dem Thron gegriffen haben. Zusammen mit Shazo schlüpft sie bei einem Verbündeten Sha-zos unter ‐ jedoch nicht für lange. Die beiden werden verraten¸ Briony gelingt die Flucht. Auf sich allein gestellt¸ irrt sie herum¸ bis sie von der Halbgöttin Lisiya gefunden wird. Lisiya hilft ihr auf den weiteren Weg¸ auf dem Briony sich einer Schaupielertruppe anschließen kann¸ in deren Mitte sie ins Nachbarland Syal gelangt ‐ um dort prompt wegen Spionage festge-nommen zu werden. Immer wieder hat sie auf ihrer Reise geistig Verbindung zu ihrem Bruder Barrick¸ kann aber nur wenig mit den Stimmungen und Bildern¸ die sie empfängt¸ anfangen.
Auch in Hierosol spitzt sich die Lage für König Olin und Quinnitan zu. König Olin ist zur Ta-tenlosigkeit verdammt¸ während das Oberhaupt der Tollys offiziell der Pate und Protektor seines neugeborenen Sohnes wird. Viel näher jedoch ist die Bedrohung durch den Autarchen¸ der seinen Entschluss¸ gegen Hiersosol zu ziehen¸ wahr macht und nur im Austausch gegen König Olin zu gnädigem Handeln zu bewegen sein scheint. Quinnitan fällt indes mit ihrem Schützling Spatz dem Häscher des Autarchen in die Hände und soll vor ihn gebracht werden ‐ was nun allerdings eine weite Seereise nach sich zieht¸ denn der Autarch segelt mit König Olin und einigen Kriegern im Gepäck direkt nach Eion.
Anfänglich hat der zweite Teil der Shadowmarch- Trilogie mit dem typischen "Mittelband-Syndrom" zu kämpfen: Länge. So reizt an Brionys Part in diesem Band eigentlich nur die Darstellung ihrer Schauspieltruppe¸ deren Gegebenheiten und Möglichkeiten denen einer Truppe unserer elisabethanischen Zeit entsprechen. Bis sie in Syan ankommen¸ was leider erst am Ende des Buches geschieht. Umso interessanter ist¸ was Barrick und seine Zwangs-verbündeten erleben¸ und auch von der xandischen Seite nimmt die Geschichte etwas fahrt auf. Die Zusammenhänge verdichten sich¸ ohne zu viele Schlussfolgerungen zuzulassen. Tad Williams schafft¸ dass dies nicht zu langweilig wird¸ das Rätselraten bleibt spannend wegen der mystischen Stimmung¸ die diesen Teil durchweht. Nichtsdestotrotz beschleicht einen das Gefühl¸ dass insgesamt betrachtet vielleicht zwei Romane mit 1000 Seiten auch nicht schlecht gewesen wären. Aber Tad Williams ‐ Leser wissen¸ dass die langen zweiten Teile der Vorbereitung für den letzten Teil dienen. Da erwartet einen meistens ein Finale¸ bei dem man die in den vorigen Teilen ausgebreiteten Details auch braucht¸ um nicht bei einer unerwarteten Wendung aus der Kurve zu fliegen. "Das Spiel" schafft es jedoch nur leidlich¸ den Charakteren mehr Tiefe zu geben¸ was schade ist. Deshalb in der Bewertung einen Punkt weniger als für den Vorgänger.
Eine Rezension von: Rebecca Hagelmoser http://www.geisterspiegel.de