Sex¸ Love¸ Cyberspace
Ein Sohn¸ auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für seine Freundin¸ stöbert mit seinem Vater auf dem Dachboden herum und findet dabei in einem Schrank eine Liebespuppe¸ die wohl seinem Vater gehört. Dieser erklärt ihm¸ dass er die Puppe nur kurz gebraucht wurde¸ als seine Mutter Migräneanfälle hatte¸ oder aber nach seiner Geburt vor vielen Jahren. Der Vater steckt ihm noch ein Kondom zu¸ damit er auf der Feier nicht ungeschützt mit seiner Freundin Sex hat. Auf der Feier jedoch verschwinden die beiden im Schlafzimmer ihrer Eltern¸ hängen noch ein Schild auf¸ damit niemand sie stört und der Autor beschreibt in wenigen Sätzen¸ was wohl geschehen ist. Dann plötzlich steigen die beiden aus ihren "Webanzügen" und lachen über das Kondom¸ was er von seinem Vater bekommen hat. Dies ist nur die erste Geschichte von vielen.
Neben bizarren Wörtern¸ die man ohne Wörterbuch (und selbst mit Wörterbuch) nicht entziffern kann¸ hat es der Autor tatsächlich geschafft¸ eines der schlimmsten Bücher zu schreiben¸ die ich je gelesen habe. Er wechselt von einem Schreibstil zum anderen; benutzt einmal geschwollene Ausdrücke¸ mit denen er die Situation beschreibt¸ dann wieder vulgäre Begriffe. Hätte er eine Geschichte so und die nächste anders geschrieben¸ würde es noch gut lesbar sein¸ aber in einer Geschichte vermischt stellt sich mir die Frage¸ ob er schon öfter etwas geschrieben hat und ob viele Menschen das gelesen haben.
Nicht oft musste ich eine Geschichte dreimal lesen¸ um sie zu verstehen. Die Handlung wechselt¸ ohne dass man es wirklich merkt¸ und man sich dann plötzlich fragt wo der Umschwung herkommt. Gutes Beispiel hierbei ist wieder die erste Geschichte: Der Junge verschwindet mit seiner Freundin im Schlafzimmer ihrer Eltern¸ dort wird wirklich in wenigen Sätzen vage die Handlung umschrieben. Dann plötzlich richten sie sich auf und schälen sich aus ihren Webanzügen. Entweder fehlt mir hier die Fantasie oder aber der Autor hätte es besser beschreiben können.
Solches passiert häufig und beinahe in jeder Geschichte. Der Absatz wechselt¸ und man weiss nicht mehr wo man sich befindet. Es wird eine Handlung beschrieben¸ die ganze Zeit wird von "Ihm" gesprochen bis nach einigen Absätzen ein anderer Name auftaucht¸ der gar nicht zu der Person gehört von der man glaubte¸ bisher gelesen zu haben. Wer auf schriftstellerische Rätsel und Spielchen steht¸ der dürfte vielleicht einen kleinen Reiz an diesen Geschichten verspüren¸ ich jedoch bin enttäuscht und habe mir alleine vom Titel schon mehr erhofft.
Hätte dieses Buch ein anderer Autor geschrieben¸ der mehr Erfahrung hat¸ dann würde es sich vielleicht besser lesen lassen. Allein ein Glossar am Ende des Buches¸ mit Erklärungen zu neugeschöpften Begriffen hätte schon geholfen¸ doch dort findet man nur Wörter wie "Pixel" oder "Scannen" beschrieben¸ während man beispielsweise beim "Sensurround-Vocalizer" im Dunklen tappt.
Unter den Geschichten gibt es aber auch ein oder zwei¸ die sich einigermaßen lesen lassen¸ ob es aber Sinn macht¸ ein Buch mit 11 Geschichten wegen einer einzigen recht gelungenen zu kaufen¸ muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei mir wird dieses Buch im Regal verstauben¸ falls ich es dort überhaupt hineinstellen werde.
Eine Rezension von: Joanna Lenc http://www.sonnensturm-media.de