Schlange und Messias. Und andere mythologisch-kabbalistische Schriften
Der Titel des Buches ist wohl hauptsächlich verkaufstechnisch gewählt und dass diese Rechnung aufgeht¸ ist dem Autor von ganzem Herzen zu wünschen¸ der damit seinen neuen Verlag eröffnet. Bislang durch die vierteljährlich erscheinende niveauvolle Okkult-Zeitschrift 'Der Golem' bekannt¸ wagt man sich nun an einen eigenen magischen Verlag.
Enthalten in diesem ersten Band sind Essays zu mythologischen und kabbalistischen Schriften¸ und tatsächlich ist die einwandfreie Zuordnung zu einem dieser beiden Gebiete nicht wirklich möglich. Die Thematik ist zu sehr ineinander verwoben¸ was den Reiz¸ den der inhaltliche Stoff bietet¸ allerdings nur noch größer macht. Frank Cebullas Spezialgebiet ist die Arbeit mit der Kabbala¸ die er aber nicht eingrenzt auf eine bestimmte Festlegung¸ was denn das nun eigentlich genau sei. Es gibt zu viele Deutungsversuche von jüdischen Gelehrten¸ Historikern¸ Psychoanalytikern¸ Okkultisten und Literaten. So verschieden deren Ansichten auch sind¸ eines hat der Autor verstanden: Alle haben recht! Aus dieser Erkenntnis heraus geht es ganz frisch und unbefangen an die Thematik und was dabei herausgekommen ist¸ verwirrt in keiner Weise. Cebulla erhebt an keiner Stelle den Anspruch¸ seine Forschungen und Erkenntnisse als absolute Wahrheiten vermitteln zu wollen¸ sondern sieht sie als Anregung für den Leser¸ selber weiter zu forschen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei allerdings bei der mythologischen Forschung um den Gott 'Baal' und was dabei entdeckt wurde - vor allem in Bezug auf kabbalistische Entsprechungen - ist absolut neu und gibt zu denken. Ich habe das Buch an einem einzigen Tag verschlungen und konnte es nicht beiseite legen¸ bis ich es beendet hatte. Meiner Ansicht nach hat Cebulla ein Grundlagenwerk geschaffen¸ auf das viele künftige Forscher zurückgreifen werden und es dürfte auch in einigen Jahrzehnten noch als wichtiger Quellenklassiker gelten. Cebulla selbst findet immer mehr den Ursprung der Kabbala in einer Ursprache bzw. einer Ursilbenlehre¸ deren Basis allerdings nicht in der sprachwissenschaftlichen Erkenntnis der Etymologie liegt. Tabulos reiht er sich damit ein in die Arbeiten der vor einem Jahrhundert lebenden germanisch-pansophisch und ariosophischen Gelehrten wie Hermann Wirth¸ Rudolf John Gorsleben¸ Guido von List¸ Weisthor¸ Otto Rahn und anderer. Jahrzehntelang wagte sich fast niemand mehr¸ an deren Texte anzuknüpfen¸ wollte man nicht die Gefahr eingehen¸ als 'rechter' Denker diffamiert zu werden. Der Mut¸ an diese Gedanken wieder anzuknüpfen¸ hat sich gelohnt¸ denn der Leser merkt zweifelsfrei durch jeden Satz von Cebulla¸ dass es außer Frage steht¸ dass dieser in 'rechtem Fahrwasser' rudern würde.
Meines Erachtens ist dieses erste Buch des Hadit-Verlages ein Titel¸ der in die Bibliothek jedes an alter Mythologie Interessierten gehört und auf faszinierende Art die kabbalistische Betrachtungsweise zur Grundlage hat. Auf den einzelnen Inhalt einzugehen¸ ist an dieser Stelle unmöglich¸ denn die Ergebnisse¸ die Cebulla aufführt - die vielen Analogien¸ Korrespondenzen¸ Allegorien¸ symbolischen Bilder und numerologischen Sequenzen - sind viel zu umfassend und kreisen dennoch ausschließlich um die ewigen Themen von Himmel und Erde¸ Geburt und Tod¸ Sexualität und Schöpferkraft. Man darf sehr gespannt sein auf die weiteren Titel dieses jungen Verlages¸ die bereits angekündigt sind und neben weiteren eigenen Werken auch von anderen Autoren stammen.
Berthold Röth
für die Zeitschrift AHA
Ausgabe 04/2003 (August/September)
Eine Rezension von: Gastautor http://www.buchwurm.info/