Schattenwacht 1: Böses Erwachen
Böses Erwachen ist der Auftaktband zum 6-bändigen Schattenwacht-Zyklus. Die Geschichte beginnt mit der Vorstellung der einzelnen Protagonisten¸ die letztendlich die Gruppe bilden¸ die den immer mächtiger werdenden Chimäriern die Stirn bieten wollen. Diese Chimärier sind Mischwesen aus Drachen- und Menschenblut und ihre Macht scheint stets zu wachsen.
Doch da treten die Nachtelfin Jade¸ deren Tochter¸ die Halbelfin Laura¸ der Gnom Athònon¸ die Halbgötter Mèra und Srrig¸ der MenschTaren und noch einige andere Personen auf den Plan und nehmen den Kampf auf.
Der Klappentext verrät¸ dass insbesondere die Halbelfin Laura die Herausforderung der dunklen Übermacht annimmt und anhand ihres Werdeganges zur Kämpferin stellt der Autor dem Leser seine Welt und einige der anderen Protagonisten vor.
Michael Thiel hält sich nicht lange mit Erklärungen auf. Von Anfang an taucht er in seine Welt ein und nimmt den Leser mit auf diese Reise. So gestaltet sich der Beginn auch etwas schwierig¸ denn der Autor springt zwischen den Handlungssträngen¸ was für das anfängliche Begreifen eine ziemliche Herausforderung darstellt. Doch genau an dem Punkt¸ wo ich als Leser glaubte¸ die Handlungsfäden zu verlieren¸ führt er sie geschickt zusammen. Und ab diesem Punkt setzt der Lesegenuss ein.
Denn das ist auch der Zeitpunkt¸ als alle handelnden Personen vertraut erscheinen¸ ob man sie nun mag oder nicht. Denn eines wird dem Leser schnell klar¸ Michael Thiel setzt keine Grenzen zwischen Gut und Böse¸ zwischen Schwarz und Weiß. Seine Handlungsträger obliegen eher den Grautönen¸ was sich äußerst positiv auf den Spannungsaufbau auswirkt. Das beste Beispiel hierfür ist der Gnom Athònon. Er wird als äußerst griesgrämig¸ ja sogar stur und eigenwillig dargestellt¸ doch immer wieder kommt es zu Situationen¸ in denen er in das Herz des Lesers dringt. Im Gegenzug bleibt die Elfin Jade während der Handlung so unnahbar¸ wie ihr Volk in dieser Welt beschrieben wird. Auch der Halbelfin Laura macht es der Autor nicht leicht¸ die Sympathie der Leser zu gewinnen¸ genauso wenig wie der Halbgöttin Mèra. Einzig die Rollen von Srrig und Taren scheinen von Anfang an klar definiert zu sein¸ doch auch da bin ich mir als Leser nach nur einem Band der Serie nicht ganz sicher.
Ebenso (und auch das ist eher außergewöhnlich) lässt der Autor eines Fantasyromans Personen sterben. Ohne Wenn und Aber. Und die¸ die überleben¸ müssen sich dieses Privileg hart erkämpfen. Während der gesamten Handlung kommt es immer wieder zu detailliert beschriebenen Kampfszenen¸ die der Autor aufgrund seiner eigenen Kampfkunsterfahrungen glaubhaft und spannend erzählt.
Zu aller bisher geschilderten Außergewöhnlichkeit dieses Romans kommt nun leider aber auch der manchmal etwas eigenwillige Schreibstil des Autors. Im Bemühen um eine anspruchsvolle Sprache schleichen sich immer mal wieder ein paar Ausdrücke ein¸ die mich allerdings eher schmunzeln denn ärgern ließen. Als Beispiel sei genannt: "Auf dem Flur rannten Schritte herbei." (Sorry Michael¸ aber ich muss heute noch darüber grinsen.)
Auffallend war ebenfalls die alltägliche Umgangssprache in den meisten Dialogen¸ gespickt mit modernen Wörtern wie "echt"¸ "krass"¸ "extrem". Diese Dialoge stehen im Widerspruch zur Prophezeiung von Theb Nor¸ die die Grundlage für den gesamten Zyklus bildet. Es muss dazu aber angemerkt werden¸ dass diese moderne Sprache den Lesefluss kaum beeinträchtigt.
Fazit:
"Böses Erwachen" entführt den Leser in eine exotische Welt. Die Handlungsträger werden charakterisiert und zusammengeführt¸ was am Ende auf den Beginn eines spannenden Abenteuers im Kampf gegen die Chimärier hoffen lässt.
Die Welt und die Personen in all ihren facettenreichen Darstellungen machen den Reiz des Außergewöhnlichen an diesem Buch aus und legen den Grundstein für weitere Abenteuer.
Eine Rezension von: Anke Brandt http://www.geisterspiegel.de