Schattenschläfer
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Detective Sergeant Mark Heckenburg wurde in die nordenglische Idylle¸ eine Gegend im Lake Distrikt National Park¸ versetzt. Ob nun Strafversetzt zur Dorfpolizei oder zur Läuterung¸ sei dahingestellt. Der Grund ist in jedem Fall die Respektlosigkeit gegenüber seinen Vorgesetzten. Sein unangebrachtes Verhalten steht im krassen Gegensatz zu seiner Genialität¸ was die Aufklärung von Serien-verbrechen angeht. Mit einem Serienverbrecher in der Provinz hat Heck es auch diesmal zu tun. Ein Fremder Serienmörder treibt sein Unwesen und Heckenburg meldet diesen Fall sofort weiter¸ denn es gibt Parallelen zu einer Mordserie¸ mit der seine ehemalige Vorgesetzte und Geliebte Gemma Piper berühmt wurde. Diese Berühmtheit ergibt sich aus dem recht brutal beschriebenen Prolog.Die Klischee-Blondine Gemma Piper war vor zehn Jahren mit einem Kollegen als Lockvogel unterwegs. Und es kommt wie erhofft. Sie wird zum Opfer des als „Der Fremde“ betitelten Serienmörders. Er kann den Kollegen von Gemma ausschalten und sie fast zum nächsten Opfer machen. Doch ihr gelingt es¸ den Mann anzuschiessen¸ bevor dieser schwer verletzt flieht. Seine Leiche konnte nie gefunden werden.
Zehn Jahre später beginnt der Krimi mit Mark Heckenburg ruhig und beschaulich. Heck richtete sich¸ so gut wie möglich ein¸ lebt friedlich und zurückgezogen¸ sein sozialer Kontakt ist die Pubbesitzerin Hazel Carter und seine nette Kollegin Police Constable Mary-Ellen O`Rourke. Dann tritt ein Serienmörder auf den Plan¸ der nach der gleichen Methode vorgeht¸ wie der Serienmörder in Südeng-land. Der mit dessen wahrscheinlichen Tod Detective Superintendent Gemma Piper bekannt wurde. Aus diesem Grund wird Heck aktiv und meldet den Serienmörder bei Piper¸ die sich daraufhin auf den Weg in den Norden Englands macht. Gemeinsam ermitteln sie in diesem Fall¸ der sich gar nicht aufzulösen scheint. Die Hinweise sind erst spärlich¸ verdichten sich zu einem abstrakten Bild¸ dass nur einer der Mörder sein kann¸ und es letztlich nicht ist.
Dies ist der vierte Teil der Heckenburg-Serie und ist ein weiterer Höhepunkt von Paul Finchs kriminalistischer Werkschau. Er steht seinen Vorgängern in nichts nach. Heck¸ wie er abgekürzt genannt wird¸ muss sich wieder einmal als Kriminalist beweisen und könnte ein legitimer Nachfolger von Sherlock Holmes sein. Anders als dieser ist Heck jedoch ein Kriminologe¸ der hinter Serienverbrechern her ist. Die Idylle in Nordengland erweist sich mit seinen unwegsamen Gebieten als bestes Terrain¸ um Verfolgungsjagden im Nebel¸ den Schauer eines Gruselromans mit der Spannung eines Thrillers mischend¸ durchhzuführen. Die Frage die sich Heck stellt ist¸ warum wird der Mörder wieder aktiv? Jetzt und hier. Will er ihn in eine Falle locken oder hat er es gar auf Gemma Piper abgesehen? Schnell meint der Leser¸ bei der relativ überschaubaren Anzahl handelnder Personen¸ den/die wahren Täter zu kennen¸ nur um nachher doch noch feststellen zu müssen¸ der/die war es nicht. Zwar ist das Ende für den geübten Krimileser schlussendlich nicht mehr überraschend¸ dennoch spannend.
Heck ist ein eigenwilliger einzelgängerischer Polizist¸ der bei der Klärung brutaler Verbrechen seiner untrüglichen männlichen Intuition folgt. Gemma Piper ist gut entwickelt¸ körperlich¸ wie charakterlich. Paul Finchs Beschreibung im Prolog ist da sehr eindeutig. Die Beziehung von Mark und Gemma knistert manchmal noch¸ überwiegt aber von professioneller Polizeiarbeit. Paul Finch schreibt beunruhigend gut.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355