Schattenpfade
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das fünfzehnjährige Mädchen freut sich auf ihre alten Freunde Alberon¸ den Sohn des Königs Jonathon¸ und Razi¸ einem unehelichen Sohn des Königs. Sie trifft allerdings nur Razi an. Der Thronerbe und geliebte Freund Alberon ist verschwunden. Über sein Verschwinden kann¸ oder will¸ ihr niemand eine Erklärung abgeben. In der langen Zeit¸ da sie weg war¸ fand Razi in dem sehr windigen Christopher einen neuen Freund¸ der Wynter nicht ganz geheuer erscheint. Ständig macht er mit Mädchen rum und sein ewiges Grinsen wirkt eher abschreckend.
König Jonathon veränderte sich ebenfalls. Aus dem ehemals friedlebenden und liebevollen Menschen entwickelte sich ein grausamer Despot. Ab sofort sind Gespräche mit Geistern oder Katzen verboten¸ ja sie nur Wahrzunehmen. Die Folge der Missachtung endet im Kerker oder am Galgen. Zudem will er unbedingt Razi auf den Thron bringen und erklärt seinen Sohn Alberon als nicht existent. Es ist so¸ als würde Alberon nie gelebt haben. Der König lässt alles vernichten¸ was an ihn erinnern könnte.
Zu Beginn hatte ich den Eindruck¸ es wird ein Mittelalterroman mit ein paar Fantasy-Beigaben wie sprechende Katzen und Geister erweitert und so als Fantasy-Roman verkauft. Die ersten Seiten von Schattenpfade fand ich weniger spannend¸ sie zogen sich etwas in die Länge. Aber desto weiter ich der Erzählung folgte¸ desto fesselnder wurde dieses Buch. Celine Kiernan versteht es die auftretenden Situationen emotions- und stimmungsgeladen zu beschreiben. Die Gefühlswelten¸ die ihre handelnden Personen durch den gesamten Roman hindurch erleben¸ sind wie ein Wechselbad. Die Figuren wachsen in dem Buch mit ihren Aufgaben und Abenteuern¸ werden reifer und treffen Entscheidungen. Die Charaktere wurden fast liebevoll angelegt¸ bilden aber in jeder Person ihre Schwächen und Stärken ab.
Der Roman bietet keine schnelle und ausgefeilte Abenteuer-Fantasy. Kämpfe kommen kaum vor und wenn¸ dann recht kurz. Auch die Welt selbst wurde sehr spartanisch beschrieben. An anderer Stelle wiederholt sich die Autorin¸ was dem Lesevergnügen abträglich ist. Ich muss nicht ständig widergekaut bekommen¸ wie toll der Papa ist oder wie sehr sie die anderen Personen liebt.
Schattenpfade ist ein eher ein Liebesroman. Auch wenn das Buch zur Fantasy zählen soll¸ so stehen doch die Menschen klar im Vordergrund. Man fühlt sich in eine längst vergangene Epoche zurückversetzt. Höfische Etikette und das richtige Benehmen in allen Lebenslagen steht im Vordergrund. -
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355