Schattengrenzen 2: Der Rebell
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die beiden Mädchen Theresa und Camilla sind gute Freundinnen und unternehmen vieles gemeinsam. Eines Tages können sie¸ von einem Museumsbesuch kommend¸ beobachten¸ wie ein Mann sich in die Tiefe stürzt¸ oder gestossen wird. Zu ihrem grossen Schrecken landet der Mann direkt vor ihren Füssen. Und noch schlimmer¸ seine Augen lösen sich vor ihren Augen auf. Eine Psychotherapeutin nimmt sich Camilla und Theresa an. Die Polizei will die zwei geschockten Mädchen verhören¸ doch viel können diese nicht zu diesem Vorfall sagen. Die Polizei ist der Meinung¸ der Tod des Mannes könne im Zusammenhang mit anderen Mordfällen stehen¸ denen junge Frauen zum Opfer gefallen sind. Theresa erzählt später Camilla¸ sie hätte hinter dem springenden Mann einen Schatten gesehen. So gesehen könnte der Selbstmord auch ein Mord gewesen sein. Kurz darauf verschwindet sie selbst spurlos. Als Theresa wieder auftaucht¸ ist es die Freundin¸ die sie findet¸ Theresa ist tot und ohne Augen. Von Panik getrieben gerät Camilla in die Berliner Unterwelt¸ wo sie auf rätselhafte Menschen einer ungewöhnlichen Gemeinschaft trifft. Zu ihnen gehören der alte Amadeo und der gleich zu Anfang sehr attraktiv wirkende Chris.
Die Autorin Tanja Meurer nimmt den Leser sofort in die Geschichte mit¸ baut eine Spannung auf¸ die jedoch nicht lange gehalten wird. Das mag der eine Leser bedauern¸ der andere wird sagen¸ auf diese Weise können weitere Spannungsbögen aufgebaut und die Geschichte vorangetrieben werden. Camilla und Theresa stehen am Beginn der Erzählung und zumindest Camilla bildet schnell den Mittelpunkt. Beide Mädchen sind charakterlich gut beschrieben. Aus diesem Grund ist es schnell möglich¸ sich in sie hineinzuversetzen und ihre nächsten Gedanken und Handlungen vorherzusagen. So begleitet die Leserin Camilla auf der Suche nach des Rätsels Lösung. Dabei steht sie sich oft selbst im Weg¸ sie ist vertrauensvoll naiv und wirkt manchmal etwas gefühlskalt¸ nur um sich sofort zu verlieben¸ wenn ihr ein gut aussehender junger Mann vor die Füsse läuft. Etwa der geheimnisvolle Chris. Camilla lernt neue Personen kennen¸ die sich¸ jeder auf seine eigene Art¸ als Helfer oder Gegner darstellen.
Glasseelen ist in sich abgeschlossen¸ die Handlung atmosphärisch dicht gehalten und überzeugt durch Aufbau und Personenbeschreibung. Der Schreibstil von Tanja ist gelungen¸ daran lässt sich nichts aussetzen. Die Geschichte lässt sich flüssig lesen¸ ist aber oft zu vorhersehbar. Allerdings sind manche Handlungen nicht ganz nachvollziehbar und an manchen Stellen hätte das Buch eine Kürzung vertragen.
Der Rückgriff auf E. T. A. Hoffmann s Sandmann ist sicherlich ein guter erzählerischer Plot¸ wirkt aber manchmal aufgesetzt und an anderer Stelle ist er nicht deutlich genug.
Der Cliffhanger mit dem Ausblick auf den Folgeband Der Rebell hätte nicht sein müssen.
Der 16-jährige Oliver und seine jüngeren Brüder Christian und Michael überleben die schlimmste Nacht ihres Lebens. Ihr Vater ermordet Mutter und weitere Geschwister. Das Motiv scheint auf der Haand zu liegen: Untreue. Doch Oliver und seine Brüder wollen nicht daran glauben insbesondere als auf Christian ein Anschlag verübt wird. Fassungslos über die Tat und die Inaktivität der Polizei¸ suchen sie auf eigene Faust nach der Wahrheit und stoßen auf einen unheimlichen Gegner. Lediglich der unerfahrene Kommissar Daniel Kuhn steht ihnen bei.
Zur selben Zeit werden mehrere Tote im Haus des einzigen noch lebenden Verwandten entdeckt. Die Leichen liegen bereits seit 70 Jahren dort. Die Fälle scheinen nichts miteinander zu tun zu haben¸ aber Olivers Neugier ist unstillbar. Er glaubt nicht an Zufälle und findet die Gemeinsamkeiten in beiden Fällen. Doch ihre Gegner scheinen nicht unter den Lebenden zu weilen……. (Verlagstext
Wer den Verlagstext gelesen hat¸ kennt im Prinzip die ganze Geschichte. Der 16-jährige Oliver steht im Mittelpunkt eines grausamen Familiendramas. Er sieht dunkle Schatten die seinen Vater umgeben. Oliver muss sich einem Kampf stellen¸ den er verliert. Er kann jedoch reanimiert werden. Allerdings kann er das was ihm widerfuhr nicht vergessen und er macht sich zudem Sorgen um seine überlebenden Geschwister. Zudem plagt ihn ein persönliches Problem¸ er kann Tote sehen¸ bzw. deren Geister. Er bekommt einen Anruf vom Bruder und so macht er sich auf dem Weg zu seinem Opa¸ der seit dem Drama auf die Geschwister aufpasst. Der Grossvater will aus unbekannten Gründen jedoch nicht in seinem Haus haben. Das bekommt auch der Polizist Daniel mit¸ der Oliver zu seinem Opa brachte. Er ist auch im Laufe der Handlung immer wieder dabei.
Tanja Meurer gelingt es auch hier¸ die Leser ab dem ersten Moment mit der Geschichte zu fesseln. Der Band schliesst an Glasseelen an¸ ist aber ein eigenständiger Roman¸ wo Camilla im Hintergrund verbleibt. Mit Oliver Hoffmann schildert sie die Geschehnisse recht wirklichkeitsgetreu. Nachteil ist der Umstand¸ dass der Roman nicht abgeschlossen ist. Ich mag es nicht Mehrteiler zu lesen und dann zu warten¸ bis der nächste Roman erscheint. Bis dahin habe ich meist so viel gelesen¸ dass ich mich an die Vorgänger nur erinnere¸ wenn ich meine Rezensionen lese. Hoffen wir also auf ein Ende im nächsten Band. Vielleicht doch noch etwas überraschender als das Ende dieses Buches.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355