Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Joshua Pinsons Frau Mina stirbt. Ein Schock für ihn und die beiden Kinder Chris und Sue. Das Leben geht aber weiter¸ bis zu dem Zeitpunkt¸ da Joshua von seinem Onkel Elijah ein Anwesen in den Wäldern Floridas erbt. Er beschliesst¸ gemeinsam mit seinen Kindern Chris und Sue die Stadt zu verlassen und die 1.200 Meilen zurückzulegen. Vielleicht könnten sie so den Gedanken an den Tod von Mina besser verarbeiten. Sein Onkel Elijah¸ zu dem er nie Kontakt hatte¸ galt als Sonderling. Er hatte das Haus auf einem abgelegenen Grundstück neben einer grossen Eiche erbaut. Allerdings verstarb der Onkel vor der Fertigstellung auf rätselhafte Weise. Josh wird von den neuen Nachbarn gewarnt¸ in das Haus mit seiner Familie zu beziehen. Alle sind der Meinung¸ es spuke auf dem Grundstück und es ist nicht geheuer. Mehrere Personen sind bereits ums Leben gekommen¸ und wenn er mit seinen Kindern einzieht¸ garantiert niemand für dessen Leben. Anfangs lacht Joshua über diesen Aberglaube. Doch schon bald findet er sich selbst in unheimlichen Situationen wieder¸ für die er keine Erklärungen geben kann. Die drei Pinsons verlieben sie sich sofort in den riesigen Baum¸ der das Grundstück beherrscht. Dies gilt nicht nur für die Menschen¸ selbst die beiden Hunde Pharao und Nofretete fühlen sich wohl. Josh setzt alles daran¸ das unfertige Haus so schnell wie möglich bewohnbar zu machen. Kurz nach dem Einzug geschehen seltsame Dinge. Joshua Pinson hatte gerade eine Haushälterin eingestellt¸ die jedoch bald das Haus verlässt. Eine Schwester von Chris‘ Klassenkameraden erklärt sich bereit für die beiden Kinder¸ vornehmlich die siebenjährige Sue zu sorgen¸ wenn Joshua beruflich nach New York muss.Der Autor kann mit originellen Ideen aufwarten und sehr gut mit dem Grauen spielen. Das Buch liest sich flüssig und man muss es in einem Stück durchlesen. Piers Anthonys Schatten des Baumes stammt aus dem Jahre 1986 und hat damit schon 30 Jahre auf dem Buckel. Dies bedeutet nicht¸ dass der Roman schlecht ist¸ sondern nur 30 Jahre zu spät nach Deutschland kam und einen eigenen¸ vielleicht antiquierten Stil¸ bietet. Piers Anthony bietet mit seinem Buch eine interessante Abwechslung und setzt auf zahlreiche kleine Gruselszenen umgeben von einer bedrückenden Atmosphäre. Der dunkle Moment wird aber immer wieder von alltäglichen Situationen durchbrochen. Ihm ist es gelungen¸ inhaltlich in keine neue¸ aber eine andere Richtung im Gruselgenre zu gehen. Es gibt einige Klischees¸ aber alles in allem bleibt eine interessante Geschichte übrig¸ die den ursprünglichen Sinn für Grusel- und Horrorgeschichten wieder auferstehen lässt. So ist der Glaube an Geschichten wie von Poe oder Lovecraft¸ im Krimibereich von Wallace doch nicht ganz erschüttert.