Sag¸ dass du mich liebst
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Sie wird zwar gerettet¸ aber danach ist in ihrem Leben nichts mehr wie es war. Hatte Bailey seit dem Tod ihrer Mutter ihre damals aufkommenden Panikattacken im Griff¸ kommen diese nun doppelt zurück. Wochenlang ist sie nicht in der Lage¸ ihre Wohnung zu verlassen. Versorgt wird sie von ihrem Bruder Heath¸ der allerdings mit Drogen und Alkoholproblemen kämpft und oft tagelang verschwunden ist. Bis vor der Vergewaltigung hatte Bailey keinen Kontakt zu ihren anderen Halbgeschwistern¸ die sie und Heath verklagt haben¸ da diese das gesamte Vermögen von ihrem gemein-samen Vater geerbt haben. Aber nun melden sich ihr Bruder Gene und ihre Schwester Claire¸ um ihr zu helfen. Claire wird bald eine enge Freundin von Bailey und zusammen mit Claires Tochter Jade helfen sie ihr Schritt für Schritt in ein neues Leben.
Bailey aber sieht in jedem Mann ihren potentiellen Vergewaltiger und bringt sich so selbst an den Rand des Wahnsinns. Besonders eingeschossen hat sich sich auf einen Mann gegenüber ihres Hochhauskomplexes¸ Paul¸ der es immer wieder gern bei Licht und vor seinen gut einsehbaren Fenstern mit den verschiedensten Frauen treibt. Obwohl Bailey schon beim Gedanken an Sex übel wird¸ ist es wie ein Zwang¸ den Mann Nacht für Nacht mit dem Fernglas zu beobachten. Bis sie eines Tages merkt¸ auch er beobachtet und provoziert sie. Nun ist sie sicher ihren Übeltäter gefunden zu haben und hetzt ihm immer wieder die Polizei auf den Hals. Aber selbst als Paul vor ihren Augen einen Mord verübt¸ ist die Leiche verschwunden als die Polizei eintrifft. Bailey zweifelt immer mehr an sich selbst und manövriert sich so schlussendlich in eine fast ausweglose Situation hinein¸ denn keiner glaubt ihr mehr.
Ich liebe die Bücher von Joy Fielding und mag ihren Schreibstil sehr gern. Auch wenn es hier auf den ersten hundert Seiten hauptsächlich um die trostlosen Tagesabläufe von der armen Bailey nach der Vergewaltigung geht¸ liest sich dies sehr mitfühlend. Nur zu gut konnte ich die Gedanken und Gefühle der Frau nach-vollziehen und zitterte mit jedem Schritt¸ den sie ins Leben zurückging¸ mit. Sie fühlte sich mit keinem Mann mehr sicher¸ was ja nur zu verständlich ist und so langsam gleitet ihr das Leben aus den Händen. Liebhaber und Freunde distanzieren sich. Als Leser hatte ich natürlich mehrere Verdächtige. Ob es nun die Halbgeschwister waren¸ die sich um ihr Erbe betrogen fühlten¸ oder der Nachbar Jan¸ Paul von gegenüber sowie einige andere Weggefährten. Zum Schluss wurde das Buch dann immer spaannender und ich konnte das Ende kaum mehr erwarten. Mehr als einmal war ich in Versuchung¸ das Ende vorzeitig zu lesen. Ein gutes Zeichen...
Gut gefallen haben mir auch die immer wieder eingeblendeten Gedanken-gänge¸ die die Geschichte noch glaubwürdiger und lesenswerter machten.
Ein rundum gelungener Lesespa߸ kurzweilig zu lesen und mit 443 Seiten nicht zu lang.
Joy Fielding gehört zu den unumstrittenen Spitzenautorinnen Amerikas. Seit ihrem Psychothriller „Lauf Jane¸ lauf“ waren alle ihre Bücher internationale Bestseller.
Sie lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Toronto und Palm Beach.
Mehr zu der Autorin unter www.joy-fielding.de
Susanne Giesecke -
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355