Lexikon der Fantasy-Literatur
Es ist schon beeindruckend¸ einen Wälzer von diesen Ausmaßen in Händen zu halten - selbst für jemanden¸ der es gewohnt ist DIN-A4 Folianten mit dreihundert oder mehr Seiten zu jonglieren. Der vorliegende Band verfügt über 500 dicht bedruckte¸ aber dennoch gut leserlich gefüllte Seiten.
Das Lexikon der Fantasy-Literatur erweist sich als umfassendes Nachschlagewerk für jeden Buchwurm¸ der sich für Fantasy¸ speziell Fantasy-Literatur¸ begeistern kann. Aber in einer Zeit¸ wo die Verfilmung von Fantasy-Romanen¸ gewissermaßen zum Alltag gehört¸ kann mit den hier enthaltenen Informationen auch ein Filmfan glücklich werden.
Neben einer bewußt wage formulierten Definition davon¸ was Fantasy eigentlich ist¸ bzw. von den verwandten Genre Horror und Science Fiction abgrenzt - oder auch nicht - enthält der Großteil des Bandes (ca. 440 Seiten) das Autorenlexikon in dem man alle (?) themenrelevanten Autoren¸ alphabetisch sortiert¸ vorfindet.
Die Autoren des Lexikons haben sich viel Mühe gegeben¸ die zu jedem Autoren verfügbaren Informationen aufzubereiten und in eine ordentliche und gut lesbare Form zu bringen. Was zu jedem gelisteten Autor verfügbar ist¸ ist sehr unterschiedlich und reicht vom einfachen Dreizeiler "Name¸ Herkunft und einspaltige Bibliographie" bis hin zum mehrere Seiten umspannenden Lebenslauf¸ samt detaillierter Beschreibung des Lebenswerks und lückenloser Bibliographie¸ wie im Falle von J.R.R. Tolkien.
Mein Eindruck beim Querlesen war¸ daß die Herausgeber es nicht allein von der Wichtigkeit und vom Bekanntheitsgrad der Werke abhängig gemacht haben¸ wieviel Platz eine Beschreibung erhielt¸ sondern hier spielte sicherlich auch die Verfügbarkeit der Informationen selbst¸ eine wichtige Rolle.
Zwar sind im Internet-Zeitalter Informationen quasi per Tastendruck verfügbar¸ aber wer schon einmal eine ernsthafte Recherche im Internet durchgeführt hat¸ weiß wie lückenhaft das weltweite Netz sein kann. Während man zu einem populären Autoren wie Tolkien oder Rowling zigtausende Seiten findet¸ wird man zu den meisten der Autoren wenig bis gar keine verwertbaren Informationen finden.
Gerade dieser Punkt macht das Lexikon der Fantasy-Literatur nicht nur für Leute interessant¸ die ohnehin lieber ein Buch in Händen halten¸ als sich mit einer Mattscheibe oder Ausdrucken zufrieden zu geben - eine derart umfassende Ansammlung an spezialisierten und gut recherchierten Informationen wird man im Internet vergebens suchen.
Als besonderes Bonbon¸ ist zu erstaunlich vielen Autoren sogar ein Photo vorhanden¸ so daß man "seinem" Lieblingsautor eventuell sogar einmal "in die Augen" schauen kann.
Doch nur vom Autorenlexikon zu schwärmen¸ hieße den Anhang unerwähnt zu lassen¸ der zum Beispiel Listen wichtiger Fantasy-Literatur-Preise enthält oder Serien auflistet¸ die von mehr als einem Autoren verfaßt wurden.
Und last but not least sollte man sich die etwas 30 Seiten füllenden Artikel zum Thema
- Quellen der Fantasy-Literatur
- Die Geschichte der Fantasy-Literatur
- Reiche und Welten der Fantasy-Literatur
- Die Artuslegende
Technisches
Das Lexikon der Fantasy-Literatur ist nicht gerade ein Schmöker¸ den man in den Urlaub mitnehmen sollte¸ dazu ist er mit seinen 500 Seiten im DIN-A4-Format wohl vielen zu unhandlich. Aber das in weinrot gehaltene Cover macht im Buchregal eine gute Figur und das Hardcover sowie die ordentliche Papierqualität sorgen dafür¸ daß der Band gut in der Hand liegt. Auf einen¸ sonst durchaus üblichen¸ Schutzumschlag¸ hat man zum Glück verzichtet und lieber ein ansehnliches Hardcover produziert.
Die vorhandenen Informationen machen einen gut recherchierten Eindruck¸ die Illustrationen sind von guter Qualität und das schlicht gehaltene Layout erhöht die Lesbarkeit.
Fazit:
Bis vor einer Woche hätte ich es nicht unbedingt geglaubt¸ daß ein solches Lexikon nicht nur der Befriedigung von Wissensdurst dient¸ sondern sogar Spaß machen kann. Eigentlich war ich bis vor einer Woche davon überzeugt¸ daß solch ein Lexikon keinerlei Nutzen für mich hätte...
Aber wie heißt es so schön: man lernt nie aus und ich bin mittlerweile sehr froh¸ daß ich mich selbst an diesen dicken Wälzer herangewagt habe.
Das man durch die alphabetische Sortierung bestimmte Autoren sehr schnell findet¸ macht die Nutzung des Bandes angenehm. Spaß hat mir hingegen bereitet¸ eher zufällig gewählte Seiten aufzuschlagen und mir die Informationen zu völlig fremden Autoren durchzulesen¸ wodurch man auch viel von den Ausprägungen und Wurzeln erfährt¸ die nicht zuletzt auch dem Fantasy-Rollenspiel zugrunde liegen.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de