Rund um die Welt in mehr als 80 SF-Geschichten
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Inspiriert von Jules Verne und dessen Erzählung In 80 Tagen um die Welt ¸ sollte seine Geschichtensammlung 80 Kurzgeschichten aus 80 Ländern beinhalten.
Die Arbeit mit dem Arbeitstitel In 80 SF-Geschichten um die Welt ¸ gestaltete sich schwierig¸ da der Herausgeber versuchte rund um die Welt Kontakte zu knüpfen. Dieser Versuch war nicht sehr einfach¸ denn entweder fand man keine Ansprechpartner oder Clubs¸ oder man verstand einfach die Sprache nicht. Dennoch sind¸ außer von der Antarktis¸ aus allen Kontinenten Kurzgeschichten vertreten. Viele der Autoren¸ die ihre Kurzgeschichten kostenlos zur Verfügung stellten¸ sind mit nationalen Phantastik-Preisen ausgezeichnet. Als Dankeschön für ihre Geschichten erhielt jeder Autor ein e-book unter dem Titel: Around the World in more than 80 SF-Stories ¸ mit allen Erzählungen. Die Besonderheit¸ jede Geschichte wurde in der Muttersprache¸ soweit vorliegend¸ veröffentlicht.
Die Rahmenhandlung der beiden Bücher ist das zweite Jahrhundert vor Christi. Die Kelten stehen gegeneinander.
Aigonn ist mit seiner Gabe¸ mit Nebelgeistern zu reden¸ natürlich ein Aussenseiter¸ wie die ganze Familie. Sein Vater wurde aus dem Dorf verbannt¸ seine Mutter redet seit dem Tod der Schwester mit niemandem und Aigonn kann sich mit den Nebelgeistern unterhalten. Rowilan will Aigonn als Seher ausbilden¸ doch er lehnt ab¸ weil Aigonn ihm die Schuld an ihrem Tod gibt. Nur um doch noch Auszubildender zu werden. Grund ist der Krieg des Eichenvolkes gegen den Bären-stamm. Khomal¸ der Fürst des Eichenvolkes gibt dem Bärenstamm die Schuld daran¸ dass sich viele junge Menschen aus ihrem Volk¸ das Leben nehmen. Daraufhin erfolgt eine kriegerische Auseinandersetzung. Der junge Aigonn schlägt seine erste Schlacht. Die Schlacht ist so heftig¸ dass sie dem Stamm des Bärenvolkes¸ fast in den Untergang stürzt. Ein Sturz in eine Opfergrube verändert dann Aigonns Leben schlagartig¸ denn das erst kürzlich geopferte Mädchen Lhenia steht wieder auf. Sie ist es¸ die fast im Alleingang die Krieger des Eichenvolkes besiegt. Aigonn muss erkennen¸ dass er plötzlich in der Mitte des bekannten Universums steht¸ denn er ist in der Lage¸ Geister zu sehen. Und nicht nur das. Er kann auch mit ihnen kommu-nizieren und in zurückgelassenen Erinnerungen lesen. Das zeigt sich überraschend¸ als das tote Mädchen nicht mehr Lhenia ist. In ihr steckt eine andere Seele¸ die er Atenion nennt. Diese möchte vergangenes Unrecht wieder gutmachen und Fehler korrigieren. Doch ist diese Zielsetzung vorerst unklar¸ denn sie weiss selbst nicht¸ warum sie auf die Welt zurü;ckkam. Mit kriminalistischem Gespür macht sie Aigonn an die Arbeit¸ erschwert durch die auftretenden Selbstmorde und die undurchsichtige Rolle des Schamanen Rowilan. Nun gilt es jedoch erst einmal den Krieg zwischen beiden Stämmen zu schlichten¸ die Selbstmorde aufzuklären¸ bevor man an weitere Dinge herangehen kann.
Nach dem Krieg gegen das Eichenvolk reist Aigonn an den Küsten entlang gen Norden. In Skandia¸ der Heimat des Moorsängers will er mehr über die Fähig-keiten erfahren und seine Sehergaben ausbilden lassen. Bei seiner Reise an den Gestaden des Nordmeeres findet er Aufnahme bei einem Fischer und begegnet dort der Sklavin Tiuhild. Tiuhild stammt aus dem Land Skandia und er hofft¸ auf ihre Hilfe. Sie ist bereit¸ ihn zu den Daukionen¸ dem Volk des Moorsängers¸ zu bringen.
Aigonn erkennt auf der Reise die ebenfalls starken Fähigkeiten seiner Begleiterin¸ die seine übersteigen¸ weil sie sogar Geistern befehlen kann. Die Ankunft bei den Daukionen ist nur vordergründig ein glückliches Ereignis für Aigonn. Aigonn erfährt vom Frevel Alregards¸ dem Moorsänger. In der Heimat geächtet musste er diese verlassen und infolge dessen findet Aigonn keine Aufnahme im Lager der Daukionen.
Währenddessen gibt es in seiner Heimat erneuten Ärger mit dem Eichenvolk. Rowilan versucht den Frieden zu gewähren¸ während sein Gegenspieler Fewiros mit dem Schamanen Germos des Eichenvolkes paktiert. Dies hat neue Zwistigkeiten zu Folge¸ in deren Mittelpunkt die Seherin Haelinon steht. Germos will Rowilan zwingen¸ die Seherin an ihn auszuliefern. Der Hintergrund dafür ist¸ Haelinon ist die Einzige¸ die den Aufenthaltsort des Artefaktes kennt¸ den Alregard einst aus dem Heiligtum des Sturmgeistes Wode stahl.
Eine spannende Fantasy-Geschichte vor historischen Hintergrund. Da es aus der Keltenzeit keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt¸ ist natürlich alles Spekulation¸ was hier geschrieben steht und umso mehr Spielraum hat die Autorin mit ihrer eigenen Phantasie. Astrid Rauner möchte ihre Leser in eine Zeit zurückführen¸ da der Mensch noch an Götter glaubte und selbige manchmal auf Erden wandelten. Leider ist die Geschichte ein wenig lang geworden¸ da viele überflüssige und oft zu moderne Wörter benutzt wurden und somit der Lesefluss gestört war. Es dauerte einige Zeit¸ sich daran zu gewöhnen. Ab dem Moment konnte man der geradlinigen Erzählung¸ sehr gut folgen. Ein Grund dafür ist sicherlich die gute Beschreibung der Protagonisten¸ vor allem des für mich wesentlich interessanter aufgeführten Rowilan. Im zweiten Band wirkte die Sklavin Tiuhild etwas unglaubwürdig¸ auf der einen Seite eine starke Persönlichkeit¸ auf der anderen Seite Sklavin. Die widerspricht sich. Andererseits war es aber auch ein gewisser Reiz in der Erzählung.
Astrid Rauner schreibt eine nette Fantasygeschichte aufbauend auf den alten Kelten. Das Leben dieses Volkes ist undokumentiert und alles was über sie und ihre Gesellschaft geschrieben wird¸ ist reine Erfindung¸ denn selbst Historiker und Archäologen gehen von ihrer momentanen sozialen Kultur aus und stülpen diese den alten Völkern über. Vor allem¸ weil jedes gefundene Grab immer gleich irgendeiner Prinzessin gehört. Aus dieser Sicht ist die reine Erfindungsgabe von Astrid gelungen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355