Royce Buckingham: Die Karte der Welt

Dies ist eine Rezension aus

Der phantastische Bücherbrief

dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber.

Der siebzehnjährige Wexford lebt mit seinem Vater als Schweinezüchter an der nördlichen Grenze des Königreiches Abrogan in dem kleinen Dorf Zornfleck. Bald hinter Zornflck beginnen die Zornberge¸ die seit menschengedenken hinter einem Schleier verborgen liegen. Da in dem kleinen Dorf keine grosse Abwechslung für Jugendliche vorhanden sind¸ nutzt Wex sein aussergewöhnliches Talent zum Zeichnen. Als Motiv wählt er mit Vorliebe die hinter dem Schleier verborgenen Zornberge aus¸ die so etwas¸ wie das Ende der Welt darstellen¸ da noch niemand die Schleier durchdringen konnte. Eine Expedition des Königs von Abrogan durchquert das kleine Dorf und wird auf Wex aufmerksam. Für beide Seiten ist dies erst einmal eine glückliche Fügung¸ denn die Soldaten benötigen einen neuen Kartenzeichner für ihren eigenen erkrankten Mann und Wexford erhält die Chance sich der Gruppe als Kartograph anzuschliessen. Wexford übernimmt die Aufgabe¸ das Land entlang des Schleiers aufzuzeichnen und so eine Karte der Welt zu erstellen¸ die die Soldaten vermessen. Dies ist besondes wichtig¸ weil niemand wieder aufgetauchte¸ wenn er einmal in den Schleier geraten ist. Wex stellt fest¸ dass er mit seinen Zeichnungen die Welt vergrössern¸ weil er mit den Zeichnungen die Position des Schleiers versetzen kann. Neugierig geworden¸ bricht die kleine Expedition in das enthüllte Land auf. Die meisten Bewohner des Landes jenseits der Zornberge sind vor allem daran interessiert¸ Wex und die anderen Expeditionsmitglieder zu töten¸ da sie um eine Entdeckung¸ und gleichzeitig die Landnahme durch den fremden König fürchten.

Fantasy-Geschichten¸ in denen die Charaktere durch die Lande ziehen¸ von einem bekannten Marktflecken zum nächsten Ort¸ meist unbekannt und voller Gefahren¸ gibt es zu Hauff. Damit ist diese Geschichte nichts Neues. Anders dagegen der Grund¸ warum man aufbricht. Es gilt die bekannte Welt neu zu vermessen und aus dieser Situation heraus bilden sich Abenteuer. Die Karte der Welt von Royce Buckingham ist eine beeindruckende Fantasywelt. Die Handlung der kleinen Expedition konzentriert sich vor allem auf das Abenteuer ein unbekanntes¸ gefährliches Land zu entdecken.

Zu Beginn haben wir die klassische Ausgangssituation für Fantasy-Abenteuer¸ eine sogenannte Queste¸ eine Aufgabe¸ zu erfüllen. Der jugendliche Held¸ der seinen Heimatort noch nie verlassen hat¸ sieht sich bald gezwungen mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe um sein Leben zu kämpfen. Die Gruppe selbst besteht aus den ebenfalls typischen Gestalten und der einfache Schreibstil unterstreicht den Eindruck eines Jugendbuches. Insgesamt ist das Buch sehr entdeckungsfreudig¸ aber auch kämpferisch¸ wenn es gilt¸ das eigene Land zu verteidigen. Langsam aber sicher entwickelt sich die Geschichte zu einem Katz-und-Maus-Spiel¸ in dem die Expedition vor einem unbekannten und geschickten Feind quer durchs Land fliehen muss. Folgen die Leser der Hauptfigur Wexford¸ so sieht man die Erzählung aus der Perspektive eines Dritten. Später gesellt sich ein zweiter Handlungsstrang hinzu und berichtet aus der Perspektive der Gegenseite. Es ist hauptsächlich eine Abenteuergeschichte und zum Glück ist die Liebe nur eine nebensächliche Angelegenheit.

Das Buch enthält keine ausgefeilte Story mit vielschichtigen Charakteren. Diese sind¸ dem Jugendbuch geschuldet¸ eher einfach gehalten. Die Expeditionsmitglieder sind die ewig gejagten und von den Geschehnissen einfach mitgerissen. Wer jedoch ein Buch mit einfacher Handlung¸ blutigen Kämpfen und klar verteilten Rollen sucht¸ ist hier richtig.

Sehr schön ist die Entwicklung der Welt in Wort und Bild¸ denn auf den Umschlaginnenseiten finden sich zwei Kartenausschnitte¸ die zeigen¸ welchen Teil der Welt man erkundet und zu den bekannten Teilen hinzugefügt hat.

Ich wünsche mir keine Mehrteiler¸ aber immer mal wieder ein Buch mit neuen Abenteuern in dieser Welt und den unbekannten Ländern ringsum¸ wäre schön.

Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355