R.O.M. 1: Daemonicus
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Remus ist in der sozialen Hierarchie an unterster Stelle. Als entlaufener Sklave des Sklavenhändlers und Geldeintreibers Sestertius hat er so gut wie keine Rechte und schon gar nicht das Geld¸ sich eine Einbürgerung zu kaufen. Olivia ist die Tochter eines Schmiedes und Meander ist der Sohn des reichen Architekten Publius Petronius¸ der gemeinsam mit seiner Schwester den Luxus eines Hauslehrers mit dem schönen Namen Besserwisserkrates kennenlernt. Die drei Kinder halten trotz der unterschiedlichen sozialen Schichten zusammen wie Pech und Schwefel.
Die Freunde bekommen es mit der Angst zu tun¸ als ein fürchterlicher Geist durch die alten Gassen der Stadt tobt. Überall¸ wo er auftritt¸ hinterlässt er Krankheit¸ Verwüstung und Tod. Olivias Vater¸ der Schmied Titus Surdusius¸ ist plötzlich ebenfalls betroffen und so versuchen die drei Freunde herauszufinden¸ was hinter dem Geist steckt. Sie legen sich auf die Lauer und können in der Eselsgasse einen riesigen¸ gesichtslosen Geist ausmachen¸ der von grünem Rauch begleitet wird. Vor einem Jahr hatten die Bewohner der Eselsgasse Händel miteinander. Die Lage ist nicht sonderlich schön¸ denn beide Seiten der Eselsgasse sind miteinander verfeindet. In dieser Zeit wurde Olivias Mutter getötet. Nun werden die Bewohner der anderen Strassenseite von einem Fluch heimgesucht. Die Menschen erkranken¸ ihre Haustiere sterben. Doch aus irgendeinem nicht näher zu erkennenden Grund ist nur eine Seite der Eselsgasse betroffen. Daher bleibt es nicht aus¸ das sich beide Seiten gegenseitig beschuldigen¸ an dem Geist und dessen Auswirkungen Schuld zu sein. Den wahren Grund hinter den Vorkommnissen ist jedoch ein ganz anderer. Die drei Jugendlichen kommen einer Verschwörung auf die Spur¸ indem sie akribisch jeden Hinweis verfolgen. Stück für Stück sammeln sie Einzelheiten auf und begeben sich zeitweise in grosse Gefahr¸ wenn sie sich mit einer gefährlichen und einflussreichen Verschwörergruppe um windige Geschäftemacher und eigennützige Politiker anlegen.
Daemonicus ist kein Kinderbuch¸ sondern ein Kinderkrimi. Und mit mehr Text könnte es vom Kinderbuch zum Jugendbuch geadelt werden. Das heisst nicht¸ dass das Buch schlecht ist¸ im Gegenteil. Man hätte durchaus noch mehr daraus machen können. Interessant ist die Kombination von Jungen und Mädchen¸ die zudem unterschiedlichen sozialen Schichten angehören. Für ein Kinderbuch ist die Verarbeitung des antiken Hintergrundes durchaus zu rechtfertigen¸ bei einem Jugendbuch hätte ich etwas mehr erwartet. Ich denke wenn man dem Autoren Christian Tielmann mehr Platz einräumt schreibt er noch besssere Bücher für Jugendliche.
Wie bei jedem guten Krimi werden die Hinweise erst nach und nach mit der Erforschung des Problems vorgelegt. Dass dabei die Leser auf falsche Fährten gelockt werden und die Auflösung überraschender wird¸ ist gewollt. Die Lösung der Geschichte ist nicht nur spannend¸ sondern zudem ein kleines Lehrstück¸ dass ohne erhobenen Zeigefinger daher kommt.
Ein Blick auf die Sprache und die Schriftgrösse zeigt auf¸ dass die Erstleser damit gut bedient sind. Die Spannung ist toll¸ weil aber keine Fragen offen bleiben auch gleichzeitig ein entspannender Moment¸ weil man aufatmen kann¸ dass doch noch alles gut wird. In Verbindung mit den Zeichnungen von Barbara Korthues ist das Buch ein wahrer Hingucker. Die Zeichnungen lockern den Text auf und werfen einen Blick auf die Kleidung und Umgebung der damaligen Zeit.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355