Ritus
Frankreich im Jahre 1764: Eine Bestie versetzt die Menschen des Gévaudan in Angst und Schrecken. Männer¸ Frauen¸ Kinder werden gehetzt - und getötet. Der König setzt öffentlich ein hohes Preisgeld auf den Kopf des Monsters aus. Der Vatikan hingegen entsendet Geheimermittler¸ die undurchsichtige Ziele verfolgen. Auch der Jäger Jean Chastel beteiligt sich an der Jagd auf die Bestie. Immer wieder kreuzen sich dabei seine Wege mit denen der ebenso energischen wie geheimnisvollen Äbtissin Gregoria. Beide können nicht ahnen¸ dass sie kaum mehr sind als Figuren in einem erschreckenden Spiel¸ das auch über 200 Jahre später noch nicht beendet sein wird...
Durch die zahlreichen Begegnungen mit Markus Heitz auf der Fankfurter Buchmesse und der BUCON 2006 wurde ich neugierig auf seine Werke. Ich nahm mir "Ritus" zur Hand¸ da mir die Thematik liegt. Anfänglich noch Schwierigkeiten mit den Zeitsprüngen las sich der Roman sehr flott.
"Ritus" beinhaltet zwei Handlungsstränge: Zum einen durchwandert der Leser mit dem Jäger Jean Chastel und seinen zwei Söhnen die Wälder im südfranzösischen Gévaudan¸ und verfolgen die Anfänge der Bestie¸ zum anderen reist er mit Eric Kastell durch die Gegenwart ‐ ebenfalls auf den Spuren von Werwölfen.
Der Autor und Historiker Markus Heitz wollte sich eigentlich lieber mit Vampiren beschäftigen. Doch der Verlag wollte eine Story um die Loup-Garou. Fundierte historische Genauigkeit und gründliche Recherchen zum Thema zeichnen den Autor aus. Viele der Protagonisten jagten von 1764 bis 1767 im Auftrag des Königs Ludwig XV. tatsächlich die Bestie. Eine literarische Geschichtsstunde im Heitz"schen Stil. Die Anlehnung an "Pakt der Wölfe" sei dem Autor vergönnt.
Es ist ihm sehr gut gelungen¸ eine spannende Story um Jean Chastell und Eric Kastell als Protagonisten in ihrer jeweiligen Zeit zu entwickeln. Der Leser wird von einem Höhepunkt zum nächsten getragen und bekommt gekonnt den ersten Teil des Mosaiks präsentiert.
So unterschiedlich wie die Protagonisten ist auch die Atmosphäre der Story; einerseits Klöster¸ Edelleute¸ Soldaten und gemeines Volk des 18. Jahrhunderts¸ andererseits ein modernes Europa der Gegenwart mit Eric Kastell¸ der mich sehr an "Blade" erinnert.
Während des Lesens tun sich viele Fragen auf: Wieviele Loup-Garou gibt es noch im Gévaudan? Welche Rolle spielt Florence tatsächlich? Was geschieht mit Gregoria? Ich bin gespannt¸ wie sich der zweite Teil "Sanctum" lesen wird. Und welche meiner Fragen beantwortet werden.
Das Cover ist sehenswert. Obwohl schlicht und einfach gestaltet symbolisiert es die Finsternis der Wälder im Gévaudan¸ Ängste¸ Not und Elend des gemeinen Volkes sowie durch den Schriftzug den Tod.
Markus Heitz - ein würdiger Preisträger des Deutschen Phantastikpreises 2006 und ein bodenständiger Autor. Ich werde bestimmt noch mehr von ihm lesen und kann "Ritus" nur empfehlen.
Eine Rezension von: Copolymer http://www.geisterspiegel.de