Raumstaion Alpha-Base 1 (bis 5): Sprung durch den Sektor
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Eine einberufene Pressekonferenz gerät zum Desaster¸ als die internationalen Reporter über das Projekt Alpha Base berichten und die Menschheit darüber aufklären und beruhigen sollten. Die Mission der Raumstation Alpha-Base beinhaltet nicht weniger als die Aufgabe¸ einen fremden Planeten für die Menschen der europäischen Union bewohnbar zu machen. Dieses Projekt steht jedoch in heftiger Kritik. Die Vorführung der revolutionären Technik gerät ausser Kontrolle¸ denn viel zu früh startet Alpha-Base ihren Sprung - mit sämtlichen an Bord befindlichen Personen Menschen und viel zu wenigen Mannschaftsmitgliedern. Mit dem unverhofften Zusammenbrechen des Sprungknotens ist die Alpha-Base im Orbit um den Planeten Zulu 1 gefangen.
Scott Fisch¸ der redegewandte und mit allen Wassern gewaschene Reporter scheint nicht nur Reporter zu sein. Hinter der undurchsichtigen Fassade¸ die er als Medienvertreter aufrecht erhält scheint noch einiges verborgen zu sein. Er ist es¸ der die kritischsten Fragen stellt. Aber auch er wird von den folgenden Ereignissen überrascht. Die Station Alpha-Base macht bei einem Übungsflug unvorhergesehen einen Raumsprung und befindet sich kurz darauf im Orbit um den Planeten Zulu 1. Von dort empfängt die übersinnlich begabte Carmen di Majento Lebenszeichen¸ die die Stationskommandantur¸ allen voran Nicole Schwing¸ nicht erwartete. Lebenszeichen¸ die nichts weiteres hergeben als einen unbändigen Überlebenswillen. Allerdings ist dieses Leben den Menschen nicht gerade wohl gesonnen. Da der Übergang der Station zu ihrem neuen Standort im All nicht problemlos von statten ging¸ hat der Arzt sich um die Verletzten zu kümmern. Mit einer verminderten Besatzung und ebenso verminderten Hilfsmitteln¸ ein nicht gerade leichtes Unterfangen. Andererseits gibt es ein weiteres Problem. An Bord der Station ist eine Bombe versteckt und es ist angeraten diese zu finden und zu entschärfen¸ bevor sie explodiert. So wird jeder der in der Lage dazu ist¸ damit beauftragt¸ nach der Bombe zu suchen. Dabei wäre es so einfach sie zu finden¸ wenn sich Scott Fish nur äussern würde. Er ist jemand der den Expansionswillen der Menschheit gern stoppen möchte.
Mit einem Abstecher zum Planeten Zulu 1 kommt der alte Sense of Wonder der fünfziger und sechziger Jahre zurück¸ als Autoren wie Heinlein ¸ Anderson u.a. die ersten SF-Abenteuer nach Deutschland brachten. Mit der spannungsgeladenen Handlung auf dem Planeten knüpft man an alte Military-SF und Space Opera Tage an. Man findet unter anderem Kontakt zu der Spähereinheit Bravo Sieben¸ die in einer früheren Mission auf dem Planeten landete und für tot erklärt wurde. Die Europäer konnten jedoch überleben und siedeln dort unten mehr schlecht als recht. Um ein Rätsel zu klären werden weitere eröffnet. Etwa warum die aggressiven nichtmenschlichen Lebensformen¸ den Feronern¸ einen Angriff starten. Die Feroner machen den einheimischen Phasmonen den Planeten Zulu 1 streitig. Dabei wird Kommandantin Nicole Schwing verletzt und droht zu erblinden. Erst als ein unbekanntes Schiff auftaucht¸ ist Hilfe für die Kommandantin in Sicht. An Bord des Schiffes befindet sich Al Cardel. Er gehört zum Imperium genannten Grossreich zwischen den Sternen¸ einer menschenähnlichen Rasse. Er beobachtete den Angriff der Feroner¸ griff aber nicht ein¸ doch danach begab er sich an Bord der Alpha-Base und heilt Kommandantin Schwing. Al Cardel interessiert sich sehr für die Computertechnologie und gibt zu¸ dass diese seiner Technologie überlegen ist. Wenig später taucht ein weiteres Raumschiff des Imperiums auf. Sie verlangen unumwunden die Herausgabe ihres Bürgers. Nicole Schwing¸ hin und her gerissen zwischen Dankbarkeit für die Heilung und Dienstvorschriften¸ ringt mit sich¸ ob oder ob nicht¸ der Fremde herausgegeben wird. In einem Gespräch zwischen Captain Nicole Schwing und der imperialen Raumschiffkommandantin Kett Norka stellt sich heraus¸ dass Al Cardell ein Abtrünniger des Imperiums ist¸ der überall in der Galaxis gesucht wird. Zu gleicher Zeit findet Fähnrich Tim Wagnis heraus¸ dass der Tod eines Besatzungsmitgliedes ein hinterhältiger Mord war. Ein anderes Problem in Zusammenhang mit Mannschaftsmitgliedern ist das Verschwinden von zwei weiteren Personen. Diese finden sich auf dem Raumschiff Sternenjäger von Al Cardel als Gefangene wieder. Dabei kann einer mit Mia Ewigk¸ einer weiteren Imperialen Bürgerin¸ nach Zulu 1 entkommen. Währenddessen befindet sich Sergeant Olsen weiterhin in der Hand von Al Cardel. Der Abtrünnige Imperiale erhofft sich von Olsen weitere Informationen über deren Computertechnologie¸ ist für Nicole Schwing nicht mehr als Freund oder Feind eindeutig zu erkennen. Sergeant Olsen wird von Al Cardel gezwungen¸ die Computersysteme seines eigenen Schiffes auf das fortschrittliche Niveau der Alpha-Base zu bringen. Gezwungenermassen willigt Olsen ein. Die Drohung des Imperialen¸ Kommandantin Schwing zu töten¸ hängt wie ein Damoklesschwert über Olsen. Die Sternenjäger wird zudem von den Duplikaten angegriffen. Eine weitere fremde¸ feindliche Rasse. Al Cardel gelingt es den Gegner zu vernichten. Trotzdem konnten die Duplikaten einen Hackerangriff auf den Bordcomputer der Sternenjäger durchführen. Olsen kann den Angriff abwehren¸ und wird Zeuge¸ wie kompromisslos Al Cardel zum Gegenangriff übergeht. Zur gleichen Zeit versucht Schwing mit Kett Norka ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Die Raumschiffkommandantin¸ die sich mit einem Beschuss der Alpha-Base unbeliebt machte¸ will immer noch den als Konsul bezeichneten Abtrünnigen ausgeliefert bekommen. Eine weitere Bedrohung entsteht an Bord der Station durch den Bordarzt Fähnrich Tim Wagnis. Er benimmt sich immer sonderbarer¸ erkennt zuweilen seine eigenen Kameraden nicht. Der Reporter Scott Fisch stellt daher Nachforschungen an¸ bei denen ihm Sergeant Hully behilflich ist und diese erfreuen ihn ganz und gar nicht. Vor allem als Tim Wagnis verschwindet. Commander Abisai Abel und Kommandantin Nicole Schwing stellen fest¸ dass er selbst in der Datenbank nicht mehr vertreten ist. Nicht zu vergessen die Feroner¸ die auf dem Planeten zum letzten Angriff sammeln. Die Sprecher der ersten fünf Hörspiele und ihre Rollen:
Captain Nicole Schwing – das ist Gertie Honeck. Sie liefert eine überzeugende Leistung ab und stattet ihren Charakter mit markanter Stimme eine eigenen Note aus.
Carmen di Majento – Anke Reitzenstein glänzt durch eine gefühlvolle Stimme.
Scott Fish – Erich Räuker brilliert mit einer eindringlichen Stimme. und sauber. Der Charakter ist etwas zwielichtig¸ aber nie unsympathisch angelegt.
Abisei Abel – das ist Frank-Otto Schenk in der überzeugenden Rolle des zweiten Kommandanten.
William Turner – Wolfgang Condrus
Fred – Michael Tietz
Tim Wagnis - Stefan Staudinger
Olsen - Michael Iwannek
Ellis Thomas - Christian Toberrentz
Hully - Arianne Bohrbach
Norka'de - Gisela Fritsch
Mia Ewigk - Melanie Fouche
Al Cardel - H. Dieter Klebsch
Kett Norka - Karin Eckhold
Soldat - Udo Schenk
Soldat - Florian Kalm
Imperialer - Bernd Vollbrecht
Duplikat - Stefan Staudinger
Neben den Sprechern überzeugt die Atmosphäre die mittels weniger akustischer Unterstützungen den Hörer schnell für sich vereinnahmt. Während der fünf Teile entwickelte sich die Geschichte langsam forwärts¸ nimmt an Tempo auf und verliert langsam den Voyager - Anstrich¸ den sie durch die Sprecher erhielt. Die Begleitmusik dient nicht nur der Untermalung sondern auch der Unterstützung. Sie ist stimmungsvoll¸ nicht zu übertrieben und vor allem nachrangig. So sollte die Musik in Hörspielen dieses Genres eingesetzt werden. Die Stimmen¸ danach die Geräusche¸ stehen im Mittelpunkt des Geschehens und vermitteln den Eindruck eines hochtechnisierten Raumschiffes¸ insbesondere wenn es um die Elektronik des Schiffes geht. Die Beschreibung ist dabei eher nüchtern-wissenschaftlich anzuhören. Dieser Aspekt kommt dem Thema sehr gelegen¸ vor allem¸ wenn nicht dauernd irgendwelche nervigen Piepstöne zu hören sind. Die Spannung wird dabei in keinerlei Hinsicht vernachlässigt¸ obwohl sie gerade im ersten Teil noch ein wenig zu wünschen übrig lässt. Der Start der Reihe war ein wenig langatmig¸ das liegt darin begründet¸ erst einmal ein Grundstein zu legen und dem Hörer den Hintergrund nahe zu bringen. Mit dem Fortschreiten der Zeit zog die Handlung plötzlich an¸ wurde spannend¸ temporeich und unterhaltsam.
Sprung durch den Sektor heisst die erste Folge der neuen Serie¸ Raumschiff Alpha-Base die ein wenig zwischen Star Trek Voyager und Deep Space Nine angesiedelt ist. Hinzu kommt¸ dass Original-Synchronprecher des Star Trek Universums für die neue Reihe ihre Stimme hergeben. Dadurch entsteht umso mehr der Eindruck¸ doch noch im Star Trek Universum unterwegs zu sein. In wieweit sich dieser Eindruck positiv oder negativ auswirkt¸ muss die Zukunft der Serie zeigen. Da inzwischen die achte Hörspiel-CD erschien¸ ist der Verkauf der Reihe zufriedenstellend. Nur am Bekanntheitsgrad muss noch ein wenig gearbeitet werden. Die Grundsituation schildert uns der erste Teil der Serie¸ sowie eine ausführliche Vorstellung der Charaktere. Letzteres sorgt leider dafür¸ dass ein wenig die Spannung verloren geht. Darunter leidet auch die Vorstellung der Alpha-Base und der Darwin Explorer¸ das dazugehörige Kleinraumschiff.
Nicole Schwing erzählt aus ihrer Sicht als die zuständige Wissenschaftlerin und Kommandantin das unerwartete Abenteuer. Der erzählerische Kniff¸ teilweise in Form von kurzen Logbucheinträgen den Zuhörer auf dem Laufenden zu halten¸ lässt ihn die fortschreitende Zeit verfolgen. Selbst kleinere Zeitsprünge bleiben somit Nachverfolgbar und lassen keine logischen Handlungslöcher zu.
Ich hatte das Glück¸ bei dieser Serie nicht eine einzelne Folge¸ sondern die bis dahin erschienenen fünf Folgen am Stück hintereinander zu hören. Der Handlungsverlauf über die Folgen hinweg macht den Reiz der Serie aus. Die einzelne Folge ist zwar angenehm zu hören und in sich stimmig¸ doch der Sinn ergibt sich erst aus dem Zusammenspiel. Das gilt vor allem für die strikte Fortführung der Handlung. Diese macht tatsächlich mehr Sinn¸ wenn man die Hörspiele relativ zeitnah hintereinander hört. Ein anderer Anreiz ist die Sozialkritik¸ dier J ames Owen mitschwingen lässt. Mal hier¸ mal dort¸ wird¸ vornehmlich durch Scott Fish¸ der mahnende Zeigefinger der Moral erhoben. James Owen postuliert dies vor allem durch die Worte¸ die er dem Medienvertreter in den Mund legt. James Owen entwickelte die Serie an bekannten und beliebten¸ Serienvorbildern der SF-Unterhaltung. Eindeutig im Vordergrund steht natürlich Star Trek Voyager ¸ doch auch andere Serien wie Kampfstern Galaktika oder Babylon 5 finden sich in Anklängen wieder. Auch wenn sehr viel¸ unbestreitbar¸ an die Serie Star Trek Voyager erinnert¸ findet Alpha-Base langsam einen Weg aus dem Schatten des Allmächtigen Gene Roddenberry zu treten.
Sprung durch den Sektor ist der Textlastige Beginn der Serie. Ihm fehlt viel von dem¸ was eine gute Geschichte ausmacht. Unter Berücksichtigung eines Serienbeginns ist es aber durchaus hörenswert. Sie wird sehr ausgiebig dazu genutzt die einzelnen Figuren und deren Vorleben sowie ddem neuen Umfeld indem sie sich behaupten müssen¸ vorzustellen.
Überleben ist von den mir bekannten fünf Teilen die "actionlastigere".
Freund oder Feind gefällt mir durch sein gut angelegtes Ränkespiel. Leider sind die Handlungsstränge kurz und häufig. Daher verliert man leicht den Überblick. Dabei wird der Seriencharakter weiter betont¸ vor allem mit der Einführung neuer Personen. Auf die Andersartigkeit fremden Kulturen wird leider nur im Ansatz eingegangen.
Kontakt schliesst sich nahtlos an die vorherige Folge an. Hier laufen so viele Handlungen parallel¸ dass man beginnt den Überblick zu verlieren. Hier wäre weniger deutlich mehr und vor allem übersichtlicher gewesen.
Das letzte Lebenszeichen ist der Dritte Teil¸ der mit den Folgen drei und vier in direktem Zusammenhang steht. Der Seriencharakter geht voran und wird sich sicherlich durchsetzen.
Die Titelbilder passen gut zum Inhalt der einzelnen Folgen und sind ein sehr angenehmer Blickfang. Der Ausblick ins All und auf andere Lebensformen geben Hinweise auf die abenteuerliche Seite der Handlung und die entsprechende eingesetzte Technik. Allerdings hätte ich persönlich ein etwas individueller gestaltetes Titelbild¸ eine Szene aus dem Hörspiel direkt¸ ausgewählt und damit einen höheren Wiedererkennungswert geschaffen. Die Plastikverpackung¸ die sogenannte Silvercase¸ gefällt mir nicht. Bereits vor 20 Jahren wurden die ersten gelungenen Papp-Verpackungen geschaffen¸ die in der Qualität den Plastikschachteln in nichts nachstehen. Der Inhalt des Booklets ist naiv-einfach und bietet nicht wirklich viel an Information.
Die Musik und die Geräuschkulisse sind von hoher Qualität und tragen sehr zu einem positiven Erlebnis bei. Es entsteht im Zusammenspiel mit den hervorragend gewählten Sprecherinnen und Sprechern¸ das berühmte Kino im Kopf. Die handwerkliche Umsetzung ist gelungen. Vor allem die Raumschlachten sind sehr schön umgesetzt. Handwerklich solide Hörspielunterhaltung.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355