Rabenschatten 1: Das Lied des Blutes
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Vaelin al Sorna¸ berühmtester Gefangener des alpiranischen Reiches ist der Titelheld¸ der dem Geschichtsschreiber Vernier auf einem Schiff¸ das ihn zu seinem letzten Kampf bringen soll aus seinem Leben berichtet¸ ja fast beichtet. Einer seiner Namen ist Rabenschatten¸ wenngleich er nur einer unter vielen ist. Er trat sehr früh¸ mit sechs Jahren¸ in den Sechsten Orden ein und erhielt eine überaus harte Ausbildung zum Krieger in den Königslanden. Der Eintritt war nicht ganz freiwillig¸ denn sein Vater ist Erstes Schwert und damit der oberste Kriegsherr des Königs. In der Ausbildung treten zwei Dinge in den Vordergrund. Er ist ein gewaltiger Kämpfer und gleichzeitig der geborene Anführer. Dadurch erweckt er die Aufmerksamkeit des Königs¸ der ihn bald als ein Werkzeug und Bestandteil seiner Pläne einbezieht¸ ohne dass Vaelin dies bemerkt.
Die Königslande sind ein geeintes Reich¸ dass nicht nur von der Karte im Vorsatz des Buches an Grossbritannien erinnert. Ähnlich wie Schotten und Waliser¸ die gern ihr eigenes Süppchen kochen¸ ist die Vereinigung nur oberflächlich. Schnell
deutet sich nicht nur an¸ dass innerhalb der Krone und des Adels Zwistigkeiten herrschen¸ die gern mal wieder mit dem Schwert ausgetragen werden. Besonders unter den Anhängern diverser Glaubensgemeinschaften und Orden kommt es zu tödlichen Auseinandersetzungen.
Als Krieger ist der Tod ist sein ständiger Begleiter. Er ist der beste Schwertkämpfer¸ der geborene Anführer¸ derjenige¸ der bereits als elfjähriger hervorragend kämpfen kann. Natürlich ist er kein Superheld. Es gibt genügend Eigenschaften¸ in denen er gerade nicht der Beste ist. Dies macht ihn wieder sympathischer. Es liegt vor allem an der Gestaltung der Protagonisten. Al Sorna ist die Hauptperson¸ der ebenso lebendig beschrieben wurde¸ wie all die anderen Mitspieler dieser Erzählung. Hinzu kommen die verschiedenen Zeitebenen die sich geschickt in die Erzählung einfügen. Vaelin al Sorna als Erzähler bleibt seiner Geschichte treu¸ erzählt dem Geschichtsschreiber eine leicht andere Geschichte¸ als sie der Leser vorgesetzt bekommt. Es beginnt in der Jugend und endet nicht unbedingt auf dem Schiff. Der Roman überzeugt¸ weil die Handlung nicht abschweift. Eine Geradlinigkeit¸ die die Art und Weise kennzeichnet¸ in der sich der Held und dessen Umfeld vor den Augen des Lesers entwickeln. Anthony Ryan ist ein talentierter und überzeugender Schriftsteller. Er versteht es hervorragend seine Geschichte zu erzählen¸ die dem Leser das sogenannte Kopfkino bietet.
Der Roman besitzt alles¸ was man als Vielleser viel zu selten findet. Gute¸ glaubhafte Figuren¸ fesselnde Konflikte¸ überzeugende Schauplätze. Anthony Ryan ist ein Erzähler¸ der die Wirklichkeit in die Fantasy einfliessen lässt und die Fantasy in die Wirklichkeit. Was dem Jungen Vaelin widerfährt ist die brutale Erziehung und die daraus entstehende menschenverachtende Haltung. Er wird als Mörder und Kriegsverbrecher beschhrieben¸ aber meist nicht aus eigenem Antrieb¸ sondern aus der Erziehung und der Umstände heraus handelt.
Spannend geschrieben. Ohne Zweifel. Anthony Ryan entwickelte eine einleuchtende Handlung.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355