Quest
Die Handlung ist im gleichen Universum angesiedelt wie Eschbachs Debütroman "Die Haarteppichknüpfer"¸ aber da die beiden Bücher etliche tausend Jahre auf der Zeitachse trennen¸ kann man ohne weiteres in die Materie einsteigen¸ ohne das frühere Buch zu kennen. Eftalan Quest¸ der charismatische Kommandant des Raumschiffs Megatao¸ erhält von seinem Regenten den Befehl¸ angesichts einer heranrückenden Invasionsarmee mit seinem Schiff den legendenumwobenen Planeten des Ursprungs allen Lebens zu finden¸ um dort (sozusagen mit Gottes Hilfe) eine Lösung zu finden¸ um die Invasoren zurückzuschlagen und das dem Untergang geweihte Reich zu retten. Das zumindest ist die offizielle Version. Eftalan Quest jedoch verfolgt dabei auch sehr persönliche Ziele: er leidet an einer unheilbaren Krankheit¸ die sich ihrem Endstadium nähert. Nur mit einem geheimen Drocgencocktail¸ den ihm seine Erste Heilerin Vileena verabreicht¸ kann er sich überhaupt noch auf den Beinen halten. Auf dem Planeten des Ursprungs hofft er¸ Antworten auf die ihn quälenden Fragen nach dem Leben¸ dem Universum und allem anderen zu finden ‐ und Gott zu begegnen.
Auf seiner Suche gabelt die Besatzung der Megatao zunächst Bailan auf¸ einen jungen Novizen einer Bruderschaft auf¸ welche alles Wissen der Menschheit im bekannten Universum gehortet hat. Später schließt sich ihnen noch der mysteriöse Smeeth an¸ ein Raumschiffkapitän¸ der mit seinem Wrack jahrhundertelang hilflos im Weltall trieb. Die Reise führt zu verschiedenen Planeten¸ auf denen Quest und seine Leute geheimnisvolle Botschaften von uralten und hochentwickelten Zivilisationen erhalten. Es beginnt eine Schnitzeljagd¸ welche erst in einer benachbarten Galaxis endet ...
So weit¸ so gut. Die Charaktere¸ die Eschbach sich ausgedacht hat¸ entwickeln vor dem geistigen Auge des Lesers sehr bald ein Eigenleben. Die Dialoge sind spitze¸ und bei der Definition des streng hierarchischen Kastensystems¸ in dem Quest und seine Crew leben¸ hat der Autor große Sorgfalt walten lassen. Auch die Motivationen der Personen und die sich daraus ergebenen Konflikte sind sehr gelungen.
Trotz allem gibt es auch Punkte¸ die ich bemängeln möchte: beim Lesen wurde ich an vielen Stellen das Gefühl nicht los¸ alles schon mal so oder ähnlich woanders gelesen zu haben. Jemand schnappt sich ein Raumschiff und fliegt mal eben Gott besuchen? Siehe "Star Trek V". Der Planet des Ursprungs allen Lebens¸ auf dem unermeßliche Reichtümer auf ihren Entdecker warten? Siehe "Captain Future". Ein junger Mönch¸ der nach seinen ersten sexuellen Erfahrungen plötzlich an seiner Mission und seinem Glauben zweifelt? Siehe "Der Name der Rose". Ein melancholischer¸ zynischer Unsterblicher¸ der immer noch nicht darüber hinwegkommt¸ wenn geliebte Menschen altern und sterben¸ während er immer weiter leben muß? Siehe "Highlander". Die Liste ließe sich vielleicht noch fortführen¸ aber ich will klarstellen¸ daß ich den Autor nicht des Plagiats bezichtigen will. Es gibt halt nur einen begrenzten Fundus an Klischees¸ Versatzstücken und Stereotypen¸ deren sich der Autor einer Space Opera bedienen kann ‐ und die Mischung¸ die Andreas Eschbach hier zusammengerührt hat¸ kann sich wirklich lesen lassen. Ob wohl noch eine Fortsetzung kommt ... ?
Eine Rezension von: Achim Hiltrop http://www.sonnensturm-media.de