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Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Roman SPOOK COUNTRY ist eine art Spionagethriller auf Grundlage von Technik und Wissen von heute¸ die aber so wie in dieser Beschreibung noch nicht ausgeführt wurde. (Denke ich). Die Welt von Willam Gibson ist weitaus vielschichtiger vernetzt¸ als wir unsere Handy- und Internet-geschwängerte Welt kennen. Die Erzählung arbeitet mit drei Handlungssträngen. Hollis eher Marionette als Hauptrolle¸ Braun/Brown (ein Lektoratsfehler¸ weil zu Beginn die deutsche Schreibweise benutzt wurde)¸ Tito. Die Verbindungen zwischen den einzelnen Handlungen sind nicht einfach auszumachen. Dafür ist sie recht paranoid. Wer allerdings mehr erfahren will über paranoide Amis¸ der sollte einen Blick auf www.infokrieg.tv werfen. Eine deutschsprachige Seite.
Die Welten des William Gibson sind eigentlich nur eine Welt¸ die unsrige. Mit der Kraft seiner Voraussicht können wir eine Blick in eine mögliche Zukunft werfen¸ die näher dran oder weiter weg liegt. Trotz all seiner Zukunftaussichten ist es die Gegenwart¸ die seine Grundlage bildet.
Nach dem Vietnam-Trauma ist es nun der 11.9.2001. Dabei sollte man auch eins berücksichtigen¸ wenn man das Datum liest. Die Amerikaner beginnen mit dem Monat¸ dann dem Tag¸ so dass aus 11. 9. die Zahl 9.11. wird. Diese 911 ist gleichzeitig der Polizeinotruf und aus diesem Grund wird das Datum bei den Amerikanern nie vergessen werden. Bedenkt man den amerikanischen Titel¸ kommt man unweigerlich zu sogenannten Spoobooks. Das sind grob gesagt Rechner die ins Netz gestellt werden und alles mitschneiden¸ was über ihn läuft. So ähnlich läuft es bei den Figuren in diesem Roman. Sie versuchen alles was über sie läuft und an ihnen vorbei¸ zu analysieren. Man sucht schliesslich den Container mit dem verschwundenen Geld.
Gibson arbeitet mit der Angst der Menschen¸ mit technischen Elementen und der wunderbaren Eigenschaft eines Thrillers. Ein verstörendes Gefühl der Hilflosigkeit und des Nichtverstehens schleicht sich ein¸ wenn man diesen Roman liest. Anders als bei anderen Romanen¸ wo ich diese Gefühl nicht ausstehen kann¸ weil der Autor es nicht erzeugt¸ weil er es will¸ sondern weil er nicht besser schreiben kann¸ ist es hier gewollt und gehört zum Roman¸ wie das Umblättern der Seiten.
William Gibsons Romane sind für mich immer wieder ein Lesegenuss. natürlich hat er wie jeder andere Autor auch Schwächen¸ doch treten diese nicht in den Vordergrund. Also mag der Roman nicht nur für sich sondern auch für den Schriftsteller sprechen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355