Punisher Soviet
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
„Prontschenko (im realen leben könnte man den Namen Putin einsetzen verdiente sein Geld mit dem Blut seiner Kameraden. Verliess die Armee¸ tat dasselbe im zivilen Leben. Und¸ wissen Sie¸ es gibt Schlimmeres¸ als dass er jetzt Russland regiert. Mein Land wurde von einem Haufen Scheisskerle gestohlen¸ die keinen einzigen Tropfen Blut dafür vergossen haben.“
Die Handlung ist einfach¸ mit vielleicht zu vielen Schiessereien¸ explodierenden Helikoptern¸ aber es wird von Ausgabe zu Ausgabe besser bis zu seinem brutalen Ende¸ aber wahrscheinlich immer noch die verstörendste¸ die je in einem Marvel-Comic gesehen wurde.
Jemand tötet russische Mafiosi¸ fackelt ihre Drogen ab und ihr Geld dazu. Natürlich geht man davon aus¸ dass Frank Castle dafür verantwortlich ist¸ aber es ist ja nicht so¸ dass er der einzige gefährliche Mann ist¸ auf den Kriminelle sauer sind. Es stellt sich heraus¸ dass er ein russisches Pendant hat¸ und schon bald sind die beiden fröhlich zusammen im Abschaum unterwegs. Nun¸ ich sage „fröhlich“; Frank ist nicht gerade strahlend¸ aber ein Teil des Spasses besteht darin¸ Frank widerwillig akzeptieren zu sehen¸ dass er einen verwandten Geist gefunden hat¸ wie damals¸ als Ron Swanson den anderen Ron zum ersten Mal traf. Offensichtlich war es Teil des Appells für Garth Ennis¸ sich in die Hintergrundgeschichte zu vertiefen und einem Mainstream-Superhelden-Comic-Publikum eine Geschichte über die sowjetische Erfahrung in Afghanistan zu erzählen¸ mit besonderem Hinweis darauf¸ wie sie mit der amerikanischen Erfahrung in Vietnam (und der späteren amerikanischen Erfahrung in¸ ja¸ Afghanistan übereinstimmt. Aber darüber hinaus darf er wieder den Punisher schreiben¸ etwas¸ das niemand sonst so gut gemacht hat¸ weder vorher noch nachher. Und vor allem jetzt bekommt Burrows eine anständige Farbgebung¸ er ist der beste künstlerische Partner dafür¸ seit Dillon in die grosse Kneipe im Himmel gegangen ist. Ein weiteres brillantes Werk des vielleicht durchweg beeindruckendsten Comic-Autors.
Ich könnte mir fast vorstellen¸ wie Garth Ennis und Jacen Burrows lachen¸ während sie in irgendeiner Kneipe Bier trinken¸ weil sie das Haus der Ideen davon überzeugt haben¸ dieses Gore-Fest zu veröffentlichen. Es war cool zu sehen¸ wie Burrows Kunst für ein Marvel-Buch macht¸ es ist das erste¸ das ich gesehen habe. Er und Ennis sind immer ein gutes Team. Oh¸ und dieses Buch war supergrafisch und brutal.
Nicht für Leser mit schwachem Herzen¸ aber diese ultragewalttätige Geschichte über die Schrecken des Krieges und darüber hinaus war für mich eine blutige Sternstunde und eine Lehrstunde für Pazifismus.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355