Puls
Handy-Horror
"Um drei Uhr an diesem Nachmittag ging ein junger Mann¸ der für die Weltgeschichte ohne besondere Bedeutung war¸ die Bostoner Boylstone Street entlang¸ hüpfte sie fast entlang. Er hieß Clayton Ridell. Auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck unverkennbarer Zufriedenheit¸ der zu dem Schwung in seinem Schritt passte. Mit der linken Hand schlenkerte er einer jener Künstlermappen¸ die sich für unterwegs zuklappen und mit Schnappschlössern sichern ließen. Um die Finger seiner rechten Hand war die Zugschnur einer Tragetasche aus braunem Kunststoff geschlungen¸ auf die für jeden¸ der Lust hatte¸ sie zu lesen¸ die Wörter small treasures gedruckt waren."
Der Altmeister hat wieder zugeschlagen. Und wie üblich lässt er den Horror aus dem ganz gewöhnlichen Alltag wachsen. In diesem Fall aus den Handys. Plötzlich dreht¸ wer es benutzt¸ durch¸ die zivilisatorische Tünche verfliegt wie der Verstand und die Benutzer verwandeln sich in knurrende Raubtiere¸ die einander und den wenigen verbliebenen Normies (=Nicht Handy Benutzern) an die Kehle gehen - im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch die verwandelten "Phonies" sind tagaktiv. In der Nacht müssen sie ruhen¸ zu den Klängen unerträglich kitschiger Musik¸ die aus Ghettoblastern dröhnt und aus den Phonies Mitglieder von Menschenschwärmen macht¸ die gemeinsam agieren¸ denken¸ handeln. Den Normies bleibt nur noch die Nacht.
Clayton Ridell ist seit vielen Jahren ein Loser¸ aber jetzt wird alles besser. Endlich hat er seine Comicserie in Boston zu phantastischen Bedingungen verkaufen können¸ als plötzlich alle um ihn herum ausflippen¸ sobald sie mit dem Handy telefonieren. Clayton hat kein Handy. Deshalb bleibt er verschont und rettet sich mit Tom Mcourt und einem jungen Mädchen namens Alice in ein Hotel. Die Sorge um seinen zwölfjährigen Sohn plagt ihn. Dessen Handybatterie ist leer¸ aber vielleicht hat er ein anderes benutzt¸ eins von Freunden? Und selbst¸ wenn er noch normal blieb¸ wo ist er jetzt¸ haben die Phonies ihn erwischt? So brechen die drei Überlebenden zu einem Marsch nach Norden auf¸ in die Kleinstadt¸ aus der Clayton kommt.
In diesem Buch steht wieder der Horror einer durchdrehenden Technik im Zentrum¸ doch King wäre nicht King¸ wenn er nicht auch seinen Figuren viel Liebe und Sorgfalt widmen würde. Clayton¸ der seinen Sohn sucht¸ Tom¸ der unscheinbare Einzelgänger¸ Alice¸ die Fünfzehnjärige¸ manchmal unheimlich altklug¸ manchmal einfach unheimlich jung¸ sie wachsen dem Leser bald ans Herz. Wir wünschen ihnen alles Gute¸ aber ahnen: Der Autor wird unsere Wünsche nicht erfüllen.
Nicht eines der ganz großen King-Werke wie "Es"¸ "A Bag of Bones"¸ "Shining"; eher ein durchschnittlicher Roman gemessen an anderen King Büchern¸ aber dennoch ein Pageturner¸ gehobene Unterhaltung und wer es liest¸ sollte am nächsten Tag keine Termine haben.
Fazit:
Spannender Horrorroman¸ nicht Kings bester¸ aber immer noch besser als viele andere Horrorromane.
Leseprobe: http://anon.amazon-de.speedera.net/anon.amazon-de/all-media/books/King-Puls.pdf
Homepage des Autors: http://www.stephenking.com/
Über den Autor:
Stephen King wurde 1947 in Portland geboren¸ studierte Englisch an der Universität von Maine und arbeitete erst in einer Wäscherei¸ dann als Lehrer¸ bis er mit seinen Horrorromanen zu einem der erfolgreichsten Autoren überhaupt wurde. Er hat unzählige Bücher geschrieben¸ darunter "A bag of bones"¸ "The Stand"¸ "Es"¸ "Shining" und "das Attentat".
Heute lebt er mit seiner Frau¸ der Schriftstellerin Tabitha King in Maine. Er hat kein Handy.
Eine Rezension von: Hans Peter Röntgen http://www.textkraft.de