Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der griechische Gelehrte Platon sollte allen ein Begriff sein¸ die sich mit dem Thema Atlantis auseinander setzen. Er war es¸ der den Namen Atlantis als erster aufbrachte¸ ähnlich wie Thomas Morus den Begriff Utopia... Die Liste liesse sich sehr lang weiterführen. Daher ist es gar nicht verwunderlich¸ wenn ein verschollenens Schriftstück Platons auftaucht¸ ebenso wie ein alter Mayacodex. Patrick Nevreux¸ französischer Ingenieur und Abenteurer taucht eines Tages bei seinem langjährigen Freund¸ dem britischen Historiker Professor Peter Lavell mit einer geheimnisvollen Tafel aus dem südamerikanischen Urwald auf. In den Händen hält er eine alte Mayatafel¸ während sein Freund zum gleichen Thema ein verschollenes Papyrus sein eigen nennt. Diese unbekannte Tafel scheint tatsächlich den Weg zum legendären Atlantis zu weisen. Die beiden Wissenschaftler und Schatzsucher sind bereits seit vielen Jahren auf der Suche nach der geheimnisvollen Insel im Atlantik¸ die zum ersten Mal bei Platon erwähnt wurde. Atlantis. Ein Name der überall auf der Welt bekannt ist¸ dessen Geheimnis jedoch nie gelüftet wurde. Gemeinsam mieten sie das moderne Forschungsschiff Argo und machen sich auf den Weg ins ebenso legendäre Bermuda-Dreieck. Die Suche nach Atlantis ist für Patrick nur ein großes Abenteuer. Ihn zieht es in die Welt¸ immer neuen Geheimnissen auf der Spur¸ während für Peter die Suche nach Atlantis eine Sache der Glaubwürdigkeit darstellt. Scheitert die Expedition so ist seine Reputation als Wissenschaftler dahin. Er büßt seinen guten Ruf ein¸ und so ist ihm eine erfolgreiche Expedition bedeutend wichtiger als er Patrick vielleicht zugeben würde. Die beiden Männer von Kathleen begleitet¸ einer Frau die eine eigene Fernsehsendung besitzt¸ die sich für übernatürliche Phänomene interessiert. Sie will den Männern bei der nötigen Pressearbeit helfen und sich somit die exklusiven Senderechte an der Geschichte sichern. Natürlich sorgt eine solche Suche nach Atlantis auf der ganzen Welt für Aufsehen und Aufregung. Gleichermassen wie die Neugierde der Menschen steigt¸ so steigen auch Neid und Missgunst. Daher ist es nicht weiter verwunderlich¸ wenn den Männern auf der Argo bald Zwistigkeiten ins Haus stehen¸ wenn andere an ihren Erfolgen teilhaben wollen. Die Freunde lassen sich nicht von ihren Gegenspielern abschrecken und verfolgen ihr Ziel unbeirrt weiter. Diese Leichtgläubigkeit erweist sich als schwerer Fehler. Plötzlich wird ihre Expedition von Sabotagen aus den eigenen Reihen der Argo -Mannschaft geschüttelt. Die Suche nach dem oder den Schuldigen erbringt vorerst kein Ergebnis. Aber auch Unterwasser¸ bei einer suche 3.000 Meter unter der Oberfläche¸ lauern Gefahren auf die Mannschaft. Dafür schaltet sich das US Militär ein. Der Expedition wird verboten sich weiter dem geheimnisvollen Atlantis zu nähern¸ welches noch keiner gesehen hat. Scheinbar ist alles verloren¸ viel Geld ausgegeben¸ Mannschaft und Schiff angeheuert¸ für Nichts und wieder Nichts? Den beiden Forschern bleibt nur noch übrig¸ zu einer List zu greifen um an ihr Ziel zu gelangen. Der vorliegende Roman ist ein Spekulationsobjekt. Die ganze Grundlage des Wisseenschafts-Krimi-Abenteuer-Romans baut auf Annahmen auf. Die Frage Was wäre wenn... stellt sich hier nicht¸ sondern wird stillschweigend als beantwortet angesehen. Es gibt mittlerweile hunderte von Erzählungen¸ die sich damit beschäftigen nach Atlantis¸ El Dorado¸ Shangri-La und ähnlichen verschollenen Ländern zu suchen. Der wissenschaftlich-mystische Einstieg dieser Erzählung wirkt dabei erfrischend. Vor allem wenn sich Andreas Wilhelm über all die Leute auslässt¸ die sich mit bestimmten Themen auseinandersetzen. Es gibt immer wieder bestimmte Gruppen¸ die sich überall wiederfinden. Die Skeptiker¸ Hochstapler¸ verkannte Genies¸ und andere mehr. Jede der Gruppen finden sich¸ zum teil überspitzt dargestellt¸ in diesem Buch wieder. Manch einem Leser wird die Geschichte etwas zu technisch ausfallen¸ zu wenig Mystik. Das ist gut so¸ denn damit hebt sich das Buch Projekt Atlantis von der Fernsehserie Akte X ab.
Das Buch geht eine Verbindung zwischen Fiktion und Wahrheit ein und diese Kombination ist gut gelöst. Der lebhafte Schreibstil und Aufbau der Abenteuergeschichte ist schön klar und übersichtlich¸ geprägt von geschichtlichen Einflüsse mit Rückblicken in die Vergangenheit und ihren Vermutungen aus den letzten Jahrhunderten über die ewige Suche nach Atlantis. Andererseits schleichen sich Unstimmigkeiten ein. Unglaubwürdige Handlungen¸ wie die Flucht aus Guatemala¸ unlogische Handlungen wie tauchen im Sturm etc. Die wissenschaftliche Sicht überwiegt dabei¸ was ein wenig auf Kosten der mystischen Stimmung geht¸ aber das hatte ich schon gesagt. Das Schiff¸ die Technik¸ die Mannschaft¸ die Organisation. Auch das Verhalten der Medien in der Person von Kathleen wurde gut getroffen.