Perry Rhodan Neo 27: Das Gespinst
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Roman beschreibt sehr anschaulich und vor allem beschaulich¸ wie es sich auf dieser Station leben lässt. Eine Reparatur- und Wohneinheit im Weltraum mit ihren unterschiedlichen Bewohnern gibt einen ersten Eindruck von der Vielfalt des Lebens in der heimatlichen Milchstrasse.
Die Arkonidin Thora übernimmt kurzerhand die Führung und lässt Perry Rhodan ziemlich alt aussehen. Sie ist bei den Verhandlungen die Wortführerin und tischt Belinkhar eine Geschichte auf¸ die fast ohne Märchen auskommt. Thora erklärt¸ sie und Crest wären an Bord eines Forschungsraumschiffes auf dem primitiven Planeten¸ den die primitiven Einwohner schlicht Erde nennen¸ gestrandet. Während sie die beschädigte und nur notdürftig raumtüchtige TOSOMA in Besitz nimmt¸ heuert sie die primitiven Erdlinge als Besatzung an. Ihr Ziel ist der Imperator¸ dem sie das Sonnensystem zum Geschenk machen will¸ praktisch als neue Kolonie.
In der Handlung kommt tatsächlich etwas von Interesse auf¸ als es heisst¸ dass von den 2000 Besatzungsmitgliedern 285 für sieben Jahre auf der Station Dienst tun müssen. Praktisch jeder 7te. Damit kann das Raumschiff 7 Monate auf der Plattform verbringen und wird so gut wie möglich repariert. Leider ist da wieder die Unlogik im Spiel. Denn wenn ich ein altes Schiff mit moderner Technik aufmotze¸ bleibt es weiterhin ein altes Schiff. Wenn ich in einen alten VW-Käfer einen neuen BMW-Motor einbaue¸ wird der Käfer schneller¸ aber nicht besser¸ er bleibt alt¸ falls er nicht beim Gas geben auseinanderfällt. Die meiste Zeit spielt also auf der Raumstation und Perry ist mit diversen Versuchen beschäftigt¸ seinem 7ten Teil zu entgehen. Oder anders und brutal gesagt¸ er will Zechprellerei begehen.
Überflüssig ist der Handlungsstrang mit dem drogensüchtigen Nichtsnutz¸ der sich Crests Zellaktivator krallen will. Wenn die Eigenschaften bekannt sind¸ ist nicht nur der Taugenichts von Levtans Sohn hinter dem Lebensspender her¸ sondern jeder Gangsterboss.
Cyr Aescunnar verfolgt den tauben Ferronen Hetcher auf dessen Flucht über die Oberfläche des roten Planeten. Um Hetcher einzuholen¸ verändert Cyr die Software seines Fahrzeuges. Hetcher selbst wird während seiner Flucht von den Sirenen des Mars betört. Die Sirenen¸ die eigentlich Tweel genannt werden. Sie fordern ihn auf¸ seinen Verfolger Cyr zu töten. Die Aufforderung stellt keine überraschende Entwicklung dar.
Diese kurze Zusammenfassung enthält jetzt keine Spannungselemente¸ aber selbst dieses Fehlen würde es nicht rechtfertigen¸ 160 Seiten daraus zu machen. Der Erzählung fehlt einiges¸ was sich im Einzelnen nicht alles aufzählen lässt. Wie bereits angedeutet¸ die fehlende Handlung in der Erzählung macht aus dem Taschenheftroman eher eine überlange Kurzgeschichte. So wie sich mir Perry Rhodan in den Taschenheften zeigt¸ käme er nicht über den Dienstgrad eines Gefreiten der Bundeswehr hinaus¸ eine Befähigung als Grossadministrator¸ den er später mal darstellen soll¸ spreche ich ihm ab. Ich will nicht sagen¸ er ist eine Niete¸ aber Führungsqualitäten und Verantwortung gegenüber 2000 Untergebenen sieht anders aus. Viel zu oft lässt er sich das Heft aus der Hand nehmen und stattdessen übernimmt Thora die Führung. Ein Perry Rhodan wird mir gezeigt¸ den ich so weder kennengelernt habe¸ noch mag.
Ein netter Einfall am Rande: Michelle Stern hinterlegt einen Hinweis auf Stanley G. Weinbaum s Mars Odyssee versteckt¸ den Hetcher vor vielen Jahren gelesen hat. Ausgerechnet ein Ferrone.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355