Pax Britannia - Die Abenteuer des Ulysses Quicksilver 2: Gefahr in der Tiefe
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das Buch spielt zwischen den Jahren 1757 und 1759. Am Ende des vorgängerbandes sperrten die Feen des Onyx-Hofes den Drachen ein¸ der den grössten Teil Londons durch Feuer vernichtete. Einige Jahre später begann das Gefängnis des Drachens zu schwächeln¸ und die Fae verbannten ihn auf einen Kometen. Doch als die Wissenschaft voranschritt¸ wurde entdeckt¸ dass sich dieser Komet wieder der Erde nähern und den rachsüchtigen Drachen mit sich bringen würde. Lune und ihr Hofstaat müssen nun einen Weg finden¸ um zu verhindern¸ dass das Monster London und den Onyx-Hof zerstört. Währenddessen braut sich Uneinigkeit am Hof zusammen; viele verärgerte Feen glauben¸ dass ihre Probleme darauf zurückzuführen sind¸ dass Lune wegen ihrer Kampfnarben nicht mehr „ganz“ ist¸ und Pläne¸ sie zu stürzen¸ sind im Entstehen begriffen.
Marie Brennan trifft die weise Entscheidung¸ sich vom Standpunkt aus gesehen ein wenig von Lune zu entfernen. Dadurch ist sie in der Lage¸ ein paar Karten auszuspielen¸ und dazu kommt die Tatsache¸ dass Lune immer mehr zu einer emotional distanzierten Figur geworden ist. Die Erzählung dieses Buches aus Lunes Sicht würde das wahrscheinlich noch verschlimmern. Stattdessen konzentrieren wir uns in erster Linie auf den burschikosen Kobold Irrith und auf den aktuellen Prinz des Steins¸ Galen St. Clair. Irrith schnüffelt in den Machenschaften der Rebellen gegen die Königin herum und beginnt sich zu fragen¸ ob einige ihrer Theorien richtig sein könnten. Galen hat eine unerwiderte Liebe zur Königin¸ wird aber von seinem Vater zu einerr Heirat gedrängt. Die beiden werden schliesslich Verbündete und mehr.
Wie in den beiden vorherigen Erzählungen baut sich die Handlung langsam auf. Die Charaktere rennen gegen die Zeit¸ aber ihr Weg zu einer Lösung beinhaltet viele Gespräche¸ Debatten¸ Spionagemissionen und so weiter. Die Prosa ist elegant¸ und ich fand sie besonders schön in der Szene am Vorabend des Allerheiligens.
Marie Brennan schildert den Zeitraum¸ in dem der Roman spielt¸ sehr gut. Sie arbeitet die Wissenschaft dieses Zeitabschnitts auf geschickte Weise in die Handlung ein; mehrere Theorien¸ die inzwischen entlarvt wurden¸ werden in der Welt des Roomans als wahr¸ oder teilweise wahr¸ oder wahr-aber-nur-in-Faerie¸ dargestellt. Auch die Figuren sind Produkte ihrer Zeit. Manchmal äussern sie Meinungen¸ die den Lesern unangenehm sind. Marie Brennan schreibt keine modernen Charaktere¸ die in historische Kostüme gekleidet sind¸ und ich schätze das¸ auch wenn es zu einigen Momenten des Unbehagens führt.
Die Schlussszenen sind bewegend; wie immer lässt Brennan am Höhepunkt die Zurückhaltung fallen und lässt Emotionen durchscheinen. Die Art und Weise¸ wie alles abläuft¸ ist gut durchdacht¸ unerwartet und bewegend. Besonders eindringlich ist die Szene¸ in der wir endlich herausfinden¸ was aus dem Mann geworden ist¸ der vor Galen Prinz des Steins war; reden wir über den Stoff¸ aus dem Albträume sind!
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355