Paranoia
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
In Kanada lernt er die siebzehnjährige Maria kennen. Die beiden jungen Menschen verlieben sich ineinander. Für Joseph ein weiterer¸ folgenschwerer Fehler. Maria wird schwanger. Joseph weiss genau¸ was dies bedeutet. Er hat gegen die dritte Regel verstossen. Die Regeln seiner grausamen Welt lauten:
Töte niemals einen Unbeteiligten.
Töte niemals Minderjährige.
Und wenn eine Frau unter 18 ein Kind erwartet¸ muss es an die Gegenseite übergeben werden.
Joseph will Maria schützen¸ das Kind behalten und ihm eine behütete Kindheit gewähren¸ die er selbst nicht hatte. Damit beginnt eine Flucht in der ständigen Angst¸ von beiden Seiten erschossen zu werden. Denn er hat jetzt nicht nur die Gegenseite auf dem Hals¸ sondern auch seinen eigentlichen Auftraggeber.
Autor Trevor Shane legt hier seinen ersten Roman vor. Ein Spannungsroman¸ ein Kriminalroman und ein Buch¸ bei dem man gleichzeitig ein wenig nachdenken sollte. Nicht umsonst spielt er mit den Namen Maria und Joseph¸ einer Flucht und einem neugeborenen Kind. Wer hier die Ähnlichkeit mit der Bibel nicht sieht¸ ist selbst dran Schuld. Er sei hiermit darauf hingewiesen. Die Weltuntergangsstimmung der zerstörerisch wirkenden Zukunft¸ einer auf sinnloser Gewalt aufbauenden Kultur ist nicht unbedingt¸ was man sich vorstellt. Und doch findet man immer wieder Parallelen¸ die auf die Bibel und insbesondere das Alte Testament hinweisen. Ob gewollt oder ungewollt sei dahingestellt. Die Dystopie ist eine Erzählung über eine brutale Welt¸ in der wenige über Sein und Nicht-Sein entscheiden¸ die Gott anstelle Gotts spielen.
Paranoia wirkt sich nicht nur auf den Helden¸ sondern auch auf den Leser aus. Wer glaubt¸ auf der Seite des Guten zu stehen¸ sollte ab und zu mal mitdenken und nachdenken beginnen und die eigene Situation überdenken. Die Schlüsse¸ die daraus gezogen werden können¸ sind nicht immer erfreulich.
Der unterhaltsame Roman ist leider ein Beginn einer Trilogie. Betrachtet man sich den Inhalt¸ könnte er trotz des offenen Endes durchaus als beendet betrachhtet werden. Die Stimmung¸ die das Buch erzeugt¸ der Inhalt mit Schwerpunkt auf Gewaltherrschaft¸ sorgt zwar immer wieder für Spannung. Aber¸ an manchen Stellen wirkt es etwas dick aufgetragen.Um ein abschliessendes Urteil bilden zu können¸ muss man aber die anderen Teile lesen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355