Paradies City
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Deutschland in der Zukunft. Die Küsten sind überschwemmt¸ weite Teile des Landes sind entvölkert¸ und die Natur erobert sich verlassene Ortschaften zurück. Berlin ist nur noch eine Kulisse für Touristen. Regierungssitz ist Frankfurt¸ das mit dem gesamten Rhein-Main-Gebiet zu einer einzigen Megacity verschmolzen ist. Dort¸ wo es eine Infrastruktur gibt¸ funktioniert sie einwandfrei. Nahezu das gesamte Leben wird von Algorithmen gesteuert. Allen geht es gut – solange sie keine Fragen stellen.
Liina¸ Rechercheurin bei einem der letzten nichtstaatlichen Nachrichtenportale¸ wird in die Uckermark geschickt¸ um eine¸ wie sie glaubt¸ völlig banale Meldung zu überprüfen. Dabei sollte sie eigentlich eine brisante Story übernehmen. Während sie widerwillig ihren Job macht¸ hat ihr Chef einen höchst merkwürdigen Unfall¸ der ihn fast das Leben kostet¸ und eine Kollegin wird ermordet. Beide haben an der Story gearbeitet¸ die Liina versprochen war. Anfangs glaubt sie¸ es ginge darum¸ ein Projekt des Gesundheitsministeriums zu vertuschen¸ aber dann stösst sie auf die schaurige Wahrheit: Jemand¸ der ihr sehr nahesteht¸ hat die Macht¸ über Leben und Tod fast aller Menschen im Land zu entscheiden. Und diese Macht gerät nun ausser Kontrolle … (Verlagstext
Deutschland veränderte sich in der Zukunft kolossal. Die Klimakatastrophe hat zugeschlagen¸ das Wasser stieg und so holte sich das Meer jede Menge Land. Aber nicht nur Deutschland hat sich geändert¸ die ganze Welt mit Küstenufer stand vor schwierigen Aufgaben. Im hohen Norden der Republik holte sich das Meer eine Menge Land. Daher ist Berlin längst nicht mehr die Hauptstadt. Diesen Rang hat ihr Frankfurt abgelaufen. Doch Frankfurt ist weniger eine Stadt¸ eher treffend als Mega-City zu bezeichnen¸ die das ganze Rhein-Main-Gebiet einnimmt. Alles was man heute noch als Vororte kennt¸ etwa Offenbach und Hanau¸ wurde eingemeindet. Hier in der Hauptstadt wohnt die Journalistin Liina¸ die von ihrem Chef in die Uckermark geschickt wird. Hier soll sie einer langweiligen Nachricht nachgehen. Angeblich wurde eine Frau von einem Schakal angefallen und getötet. Das ist aber so nicht ganz richtig. So bleibt doch etwas Zeit zu recherchieren. Dieser Weg führt sie aber ganz woanders hin. Zum Beispiel in die Welt der Aussteiger. Menschen¸ die sich aus der Zivilisation entfernen und von jeder Vernetzung mit all ihren technischen Vorteilen und Annehmlichkeiten. Ein entbehrungsreiches Leben bei dem sie manchmal hungern müssen sie sogar hungern. Man verzichtet sehr gern auf die Gesundheits-App KOS¸ die alles vorschreibt. Eine staatliche Rundumversorgung und gleichzeitig Kontrolle. Zum Beispiel¸ wann man welche Medikamente zu nehmen hat¸ wie es auch Liina ständig erfährt. Ihre Probleme werden grösser¸ als ihr Chef einen Unfall erleidet. Es ist jedoch nicht klar¸ ob Selbstmordversuch¸ Unfall oder Mordversuch.
Zoë Beck spart nicht an Details¸ füllt somit die Geschichte einer nicht stattgefundenen Zukunft und eine Dystopie¸ die mit Thriller¸ wie es auf dem Buch steht¸ leider gar nichts zu tun hat. Die heisse Zukunft¸ in Frankfurt ist es mit 35° C ist es in Frankfurt relativ kkühl¸ bleibt jedoch etwas spannungsarm. Das liegt vor allem an der Beschreibung¸ die sich zu oft in Einzelheiten verliert und den Fortgang der Erzählung hemmen. Ihre Personen sind wie die meisten Menschen unserer Zeit. Eifersüchtig¸ schlecht gelaunt¸ fröhlich¸ aktiv. Sie sind mit Namen versehen¸ die kaum deutscher Kultur entsprechen¸ sie sind gleichgeschlechtlich orientiert¸ oder hetero. Es hätte nur noch gefehlt¸ dass sie sich krampfhaft einer geschlechtsneutralen Schreibweise bediente.
Ihre Figuren sind Handlungsträger¸ kaum ausgearbeitete Charaktere. Weiterhin bleibt von mir zu bemängeln¸ abgegriffene Stereotypen und Beschreibungen anzuwenden. Die schleppenden und fast belanglosen Dialoge nehmen dem Roman sein Tempo¸ was dazu führt dass der Begriff Thriller hier falsch angewendet wurde. Was bleibt ist ein SF-Krimi.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355