Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Chalion ist eine Land¸ das man am ehesten mit dem Spanien der Reconquista vergleichen kann. Hier lebt die Königinwitwe Ista dy Boacia auf ihrem Familienstammsitz. Drei Jahre sind vergangen seit sie von ihrem Fluch befreit wurde. Ihre Freiheit gefällt ihr jedoch nicht so sehr. Ihre Eltern¸ ihr Mann und ihr Sohn starben¸ ihre Tochter weilt am Königshof zu Cardegoss. Somit lebt sie einsam und fast vergessen mit ihren Schuldgefühlen und Geheimnissen auf dem Familiensitz. Ista sollte man sich nicht als eine alte Frau vorstellen. Mit ihren vierzig Jahren ist sie längst erwachsen¸ wird aber immer noch von ältlichen Haushofmeistern und Gouvernanten beobachtet. Die Schuldgefühle sind es¸ die die Frau aus dem Haus treibt. Auf der Suche nach der Absolution¸ der Freisprechung aller Schuld¸ tritt Ista dy Boacia eine Pilgerfahrt an. Sie erhofft sich dadurch eine Buße abzulegen und von den Göttern freigesprochen zu werden. Doch auf Ista wartet eine neue Gefahr¸ erneut wird das Land Chalion bedroht. Allerdings von einem heimtückischen Bösen¸ und nur Ista ist in der Lage¸ sich ihm entgegenzustellen und aufzuhalten. In Menschen und Tieren setzen sich immer mehr Dämonen fest und die von den Göttern gesteuerten Träume der Königinwitwe werden immer heftiger. Darin träumt sie immer wieder von einem bestimmten Mann. Nach einer Reihe von zum Teil lebensgefährlichen Abenteuern trifft sie auf den Mann ihrer Träume¸ der fataler Weise aber im Ableben begriffen ist.
Lois McMaster Bujold beweist einmal mehr ihre hohe Erzählkunst. Dafür wurde das Buch auch mit dem Nebula Award ausgezeichnet. Zuerst ist das Buch ein wenig langatmig¸ kommt dann aber sehr spannend daher. Das Abenteuer selbst spielt fast ausschliesslich auf der Burg Porifors. Die dunklen Geheimnisse der Bewohner sind fein ausgedacht und ziemlich gerissen. Allerdings bot der Vorgänger¸ 'Chalions Fluch' mehr Spannung und Abwechslung. Es ist bei 'Paladin der Seelen' nicht notwendig¸ den Vorgängerband zu kennen. Die Romane spielen in der gleichen Zeit¸ dem gleichen Land und den gleichen Handlungsträgern¸ sind aber für sich abgeschlossen.