Ohnmächtig
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Im Vordergrund steht Candice¸ kurz Dice genannt¸ und Sinclair Youngblood Powers. Dice kommt aus dem lebhaften¸ überbrodelnden New York ins beschaulich-ländliche Connecticut. Wobei beschaulich-ländlich noch sehr höflich umschrieben ist für den Ausdruck extrem langweilig. Ihre Cousine Penelope¸ kurz Pen genannt und ein paar ihrer Freundinnen stellen sich plötzlich als zügellose Partymenschen heraus. Dice sieht sich einer Situation gegenüber¸ die sie gar nicht unter Kontrolle hat. So erzählt sie dem Leser vom Sturz Pens von einem Baum und ihrem damit einhergehenden geänderten Verhalten. Pens Eltern halten Candice für das Verhalten Pens verantwortlich. Schliesslich kommt sie aus New York und bringt seltsame Verhaltensweisen mit aufs Land. Also muss sie dafür verantwortlich sein¸ dass sich die Jugendlichen vom Land plötzlich verändern. Dice hingegen scheint einen anderen Schuldigen gefunden zu haben. Dieser ist aber noch ungewöhnlicher als sie. Sinclair Youngblood Powers ist ein Geist. Er hat sich in Pens Körper eingenistet¸ als diese beim Sturz vom Baum kurz bewusstlos war. Lediglich Dice ist in der Lage¸ sich mit Sinclair Youngblood Powers zu unterhalten. Auch wenn sie in der Familie als epileptisch bezeichnet wird¸ hängt das körperlich auftretende Problem damit zusammen¸ dass sie spirituell begabt ist. Wann immer Sinclair die Möglichkeit hat¸ erzählt er Dice von seinem Leben. Vor vielen hundert Jahren ereilte ihn der Tod durch erhängen¸ weil er beschuldigt wurde¸ seine schwangere Freundin ermordet zu haben. Nun gehört Sinclair aber zu den Geistern¸ die unschuldig ermordet wurden und nun umhergeistern. Seine Rachedurst scheint sich nun erfüllen zu können¸ denn mit dem Körper von Pen kann er der Stadt und den Nachfahren böse Streiche spielen.
Dice verliebt sich in den jungen Mann¸ will ihn aber dennoch mittels eines Rituals dazu überreden¸ sich endgültig ins Jenseits zu begeben¸ damit Pen wieder in Ruhe leben kann. Damit spielt sie ihm direkt in die Hände¸ denn seine Absicht¸ einen eigenen Körper zu erhalten rückt daher in greifbare Nähe.
Das Buch ist eher ein Liebesroman mit gruseligem Einschlag¸ denn ein wirklicher Gruselroman. Damit steht er dem alten Schauerroman bzw. dem Romantic-Thriller der 1980er Jahre wesentlich näher. Ausnahmen bilden die Teile¸ die sich mit Sex¸ Drugs und Rock'n'Roll¸ bis zu einem Missbrauch beschäftigen. Ohnmächtig bietet gute Unterhaltung¸ wenn man diese Art von Romanen mag. Durch die Ich-Erzählung identifiziert sich die Leserin sehr schnell mit der Erzählerin. Hinzu kommt die zur Selbstironie neigende Eigenkritik und das Thema erste grosse Liebe und die dazu gehörige Romantik. Was mir persönlich nicht so lag¸ war dass offene Ende. Das führt zu einer Fortsetzung¸ die nun wirklich nicht sein müsste.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355