Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Eigentlich hat Darby Thorne kein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Mutter und sie will Weihnachten viel lieber daheim verbringen als stundenlang durch die verschneite Gegend zu fahren um einen Anstandsbesuch daheim zu machen. Aber als der Anruf ihrer Schwester kommt¸ in dem sie erfährt¸ ihre Mutter sei an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt und müsse noch in dieser Nacht operiert werden¸ fährt Darby ohne zu zögern los. In den nächtlichen Bergen von Colorado gerät sie in einen schweren Schneesturm¸ ihr Handyakku ist fast leer und die Scheibenwischer ihres Autos geben den Geist auf. So bleibt ihr nichts anderes übrig¸ als an einer fast verlassenen Raststätte zu halten und auf Hilfe zu hoffen. Zum Glück ist sie nicht die Einzige¸ die in der Abgescheidenheit einen Unterschlupf sucht¸ und so finden sich in dem Gebäude vier weitere Weggfährten ein. Da sie alle im selben Dilemma stecken und sie in dieser Nacht nicht mehr auf Hilfe hoffen können¸ lernen sie sich näher kennen. Da ist zum einen Ashley¸ ein junger Mann in Darbys Alter¸ der ihr sofort sympathisch ist. Er plaudert pausenlos und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Bei Ed und Sandi ist sich Darby nicht sicher¸ ob sie ein älteres Ehepaar vor sich hat oder wie die beiden Streithähne zusammen gehören¸ aber das erfährt sie im Laufe des Abends noch. Und Lars¸ der jüngste und körperlich schwächste im Bunde¸ scheint ihr sehr misstrauisch zu sein. Als Ashley ihr erzählt¸ draussen gäbe es einen kleinen Hügel¸ auf dem sie Handyempfang hätte¸ geht Darby trotz der Minus 15 Grad nach draussen. Leider hat sie keinen Empfang¸ und der Akku ihres iPhones zeigt nur noch 5 %. Auf dem Weg zur Hütte zurück bemerkt sie in einem der Autos plötzlich kurz eine kleine Kinderhand¸ die an der Scheibe entlaggleitet. Darby tritt näher ans Auto und sieht darin einen Käfig. Ob sich darin allerdings tatsächlich ein Kind aufhält¸ kann sie nicht erkennen. Sie geht wieder in die Hütte¸ findet aber keine Ruhe. Ist sie hier mit einem Kindesentführer gefangen? Also schleicht sie nochmal nach draussen und bricht den Lieferwagen auf. Darin befindet sich tatsächlich die siebenjährige Jay¸ gefesselt und geknebelt. Da einer der Mitstreiter Verdacht schöpft¸ muss Darby die kleine Jay nochmal zurücklassen. Sie bemerkt verzweifelt¸ das sie alleine das Schicksal des Kindes in der Hand hat. Wer könnte der Entführer sein¸ und wie gefährlich ist er? So beginnt im Laufe der Nacht ein spannender Kampf um Leben und tot. Und bei all dem begleitet Darby die Sorge um ihre eigene Mutter¸ die im Krankehaus um ihr Leben kämpft und mit der sie noch vor 2 Wochen ein Streitgespräch hatte.Mich hat als erstes das Titelbild des Buches fasziniert: Zwei kleine Kindehände an einer zugeeisten Autoscheibe in einer düsteren Umgebung.
Der Autor schafft es auch gleich von Anfang an¸ Spannung aufzubauen und sofort in die Geschichte einzutauchen. Aber beim Lesen stolperte ich immer wieder über kleine Logikfehler und Ungereimtheiten¸ das hat mir den Lesespaß etwas genommen. Zum Beispiel hält der Handyakku noch stundenlang¸ und selbst mit 1 % Akku kann Darby nooch sms verschicken und stundenlang auskommen. Ich denke¸ jeder der ein iphone besitzt¸ wei߸ wie lange 1 % Akku halten...
Dann ist es bitterkalt¸ aber Darby läuft die ganze Nacht in ihren nassen Schuhen von drinnen nach draussen¸ ohne sie im warmen Raum auszuziehen. Ganz davon abgesehn¸ wie die kleine Jay die Kälte überstehen soll¸ auch wenn ihr Entführer ab und zu nach draussen geht¸ um die Heizung kurz auzustellen.
Am störendsten fand ich allerdings die Dailoge zwischen Darby und Jay¸ die sie im Auto zurücklassen muss. Ein siebenjähriges Mädchen¸ dass seit mehren Tagen gefesselt und geknebelt durch die Gegend gefahren wird¸ ohne genug zu essen und ihre lebenswichtigen Medikamente¸ entschuldigt sich dafür¸ sich erbrochen zu haben. Als Darby meint¸ im College würde sie sich später noch öfter übergeben¸ ist die Reaktion von Jay¸ dann wolle sie lieber nicht auf College gehen... Das Mädchen redet viel zu vernünftig und bleibt freiwillig im Auto zurück. Das finde ich mehr als unglaubwürdig.
Aber wenn man über all das hinweglesen kann¸ hat man ein wirklich spannendes Buch vor sich¸ das man am Besten gemütlich vor dem wärmenden Kamin liest. Das Buch wirkte auf keiner Seite langweilig oder in die Länge gezogen und von daher war es angenehm zu lesen.
Taylor Adams ist Filmregisseur und Autor. Er lebt in Washington und mit No Exit gelang ihm sein erster internationaler Erfolg. Eine Verfilmung ist in der Vorbereitung.
Als Film kann ich mir die Story sehr gut vorstellen. Susanne Schreiber