Never Knowing
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Never Knowing ist das zweite Werk der kanadischen Autorin Chevy Stevens. Wie in ihrem ersten Buch Still missing bleibt Chevy Stevens ihrem Erzählstil treu¸ dass die Hauptpersonen ihre traumatischen Erlebnisse bei Therapiesitzungen verarbeiten und sich die Geschichten mit den Sitzungen Stück für Stück zusammensetzt. Dabei ist einem als Leser von Anfang an klar¸ dass die Opfer überlebt haben¸ aber das nimmt nichts von der Spannung. Die Autorin versteht es in ihren Erzählungen immer wieder einen Spannungsbogen aufzubauen und überraschende Wendungen einzubringen¸ so dass ich die Bücher nur schwer aus der Hand legen konnte.
Sara ist eine junge Frau die auf den ersten Blick ein glückliches und zufriedenes Leben führt. Sie hat eine sechsjährige Tochter aus einer früheren Beziehung und steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Traummann. Trotz allem geht sie regelmäßig zu einer Therapeutin da sie sich als Adoptivkind von ihrem Vater ungeliebt und benachteiligt gegenüber seinen leiblichen Kindern gefühlt hat. Kurz vor der Hochzeit wird Saras Wunsch immer grösser ihre leiblichen Eltern kennenzulernen. Sie schafft es ziemlich schnell ihre Mutter ausfindig zu machen¸ aber bei ihrem spontanen Besuch trifft sie auf eine eisige Mauer des Schweigens und wird weggeschickt. Ein Privatdetektiv¸ den Sara engagiert¸ bringt dann die grausame Wahrheit ans Licht dass Saras Mutter vor langer Zeit von einem Serienkiller vergewaltigt wurde und nur durch Zufall überlebt hat. Sara wird klar dass ihr Vater der berühmt berüchtigte Campsitekiller ist¸ der jedes Jahr im Sommer auf Campingplätzen brutal vergewaltigt und mordet und seit Jahrzehnten von der Polizei gejagt wird.
Schnell bekommen auch die Medien durch eine undichte Stelle in Saras Umfeld mit¸ dass der Campsitekiller eine Tochter hat. Dadurch erfährt es nun auch der Killer selbst¸ der daraufhin Kontakt zu seiner Tochter aufnimmt. Plötzlich wird Saras Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt. Die Polizei möchte sie als Köder für ihre Jagd nutzen¸ ihr Verlobter hat nur noch Angst um seine kleine Familie und Saras Adoptiveltern sind enttäuscht von ihrer Tochter. Sara ist hin und hergerissen zwischen dem Wunsch der Polizei zu helfen und dem Bedürfnis ihr altes Leben wieder aufzunehmen und setzt damit nicht nur ihre Verlobung sondern auch das Leben ihrer Lieben aufs Spiel.
Chevy Stevens gelingt es sehr gut dem Leser die Hauptpersonen sympathisch nahe zu bringen und man fühlt und leidet mit den Figuren. Ich hatte beim Lesen nicht einmal das Gefühl dass eine Situation zu sehr ausgebaut sei und es dadurch auf den fast 500 Seiten langatmig wurde. Am Anfang war ich skeptisch ob man das Geschehen nur durch die Gespräche bei einer Therapeutin¸ die in dem Buch nicht ein einziges Mal das Wort ergreift¸ spannend und fesselnd gestalten kann aber diese Skepsis wurde schon nach den ersten Seiten vergessen da man als Leser ohne Schwierigkeiten in die Geschichte eintaucht.
Ich hoffe noch viele spannende Bücher von der Kanadierin zu lesen und freue mich auf ihr nächstes Werk“ Blick in die Angst“ das im Mai 2013 erschien.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355