Neva
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
In ihrem geschützten Heimatland ist jedoch nicht alles gut. Lebenswichtige Güter werden knapp¸ die inzestöse Kindersterblichkeit ist hoch. Und weitere Probleme beuteln das Heimatland. Aber niemand darf Fragen stellen. Umso schlimmer sind laute Aussagen¸ wie sie Sanna¸ Nevas beste Freundin¸ ausspricht. "Die Protektosphäre bringt uns um." Neva und Sanna sowie einige Gleichgesinnte machen sich auf¸ nicht nur Fragen zu stellen¸ sondern auch Antworten zu suchen. Vor allem eine Frage beschäftigt sie. Gibt es ein Ausserhalb der Kuppel Heimatland und wenn ja¸ was?
Die Nachforschungen sind weder einfach noch gern gesehen. Könnte man bei Kindern gerade noch wegsehen¸ so ist es bei Neva anders. Mit ihrem sechzehnten Lebensjahr wurde sie zu erwachsen erklärt und soll sich nun um einen Mann und um eigene Kinder kümmern. Neva und Sanna versuchen in einer Art Trotzhaltung¸ wie sie bei Jugendlichen üblich sind. In einer Dunkelparty (daher der Originaltitel dark parties wird nicht nur Party gefeiert¸ sondern auch Graffiti-Aktionen abgesprochen. Die Beteiligten¸ allen voran Neva¸ erkennen¸ dass aus dem Spass schnell mehr wird. Blutiger Ernst.
Neva entwickelt sich im Laufe der Handlung von einem übermütigen Mädchen zu einer nachdenklichen jungen Frau. Das Buch selbst ist die Beschreibung wie ein Mädchen erwachsen wird. Dabei ist die Hoffnung auf ein besseres Leben die eigentliche Antriebsfeder. Für Neva wird der Ernst der Lage sehr schnell kalr¸ während Sanna das weiterhin für einen tollen Spass hält. Die beiden Mädchen entfernen sich immer weiter in ihrer Freundschaft¸ während sich Neva gleichzeitig immer mehr mit Braydon anfreundet¸ der gleichzeitig Sannas grosse Liebe ist. Neva wird schnell zum Liebling der Leserinnen¸ während Sanna seltsam fremd bleibt. Über sie erfährt man relativ wenig. Auch Nevas Eltern bleiben hinten dran in der Erzählung. Sie sind interessante Personen¸ die leider auch zu wenig in die Handlung einbezogen werden. Die Geschichte ist fesselnd geschrieben. Der flüssige Schreibstil von Sara Grant¸ die ich kurz auf der Leipziger Buchemesse kennenlernen durfte¸ verleitet manch eine Leserin¸ beim Schmökern die Zeit zu vergessen.
Nachteil der Erzählung ist¸ dass zu viele Fragen ungeklärt bleiben#184; vieles nur kurz angesprochen und danach vergessen wird. Die Thematik der abgeschotteten Gemeinschaft¸ der totalitären Herrschaft ist nicht neu. Zuletzt las ich zu diesem Thema aus der Reihe Cassia und Ky von Ally Condie den Roman Die Auswahl. Sara Grant gestaltete eine Zukunftsgesellschaft¸ deren Prinzip bei altgriechischen Stadtstaaten abgeschaut wurde. Mit etwas mehr Erklärungen und Einzelheiten zur Gesellschaftsstruktur wäre das Buch noch interessanter geworden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355