Nebula Convicto: Grayson Steel und der Verhangene Rat von London
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Er wird in eine Gesellschaft hineingezogen¸ die verborgen neben der menschlichen Welt existiert; die Nebula Convicto ist durchsetzt von geheimen Räten¸ magischen Attentaten und Wesen¸ die eigentlich nur in Fabeln und Mythen existieren sollten. In der magischen Gemeinschaft soll Steel die Rolle eines Sonderermittlers übernehmen und binnen kürzester Zeit ein entführtes Mädchen finden. Rettet er das Kind nicht¸ bevor ein neuer Anführer der Nebula Convicto gewählt wird¸ droht die gesamte Welt in einem zweiten Mittelalter zu versinken.
Nur mittels seiner Fähigkeiten als Ermittler und seiner neu entdeckten Kraft¸ Magie widerstehen zu können¸ kann sich Steel im Londoner Untergrund zwischen Ghulen¸ Vampiren und anderen magischen Wesen zurechtfinden. (Verlagstext
In seiner lebendigen Sprache erreicht Torsten Weitze eine durchaus breite Leserschaft. Man könnte also Krimi-Leser und Mystery-Leser gleichermassen ansprechen. Der Einstieg in das Buch lässt erahnen¸ was den Leser in Puncto Stimmung und Szenario erwarten wird. Und gerade dieser Teil ist es auch¸ der mir gefallen hat. Immer in der Hoffnung¸ etwas zu lesen¸ das sich zwar an anderen Büchern orientiert¸ aber doch etwas Eigenes darstellt. Leider sind Klischees nicht gerade selten. Vor allem das abgedroschene Klischee eines dunklen¸ kalten und nebligen Londons. Hier kommen wir dann auch schnell zum düster-mystischen und es verwundert kaum¸ wenn lebende Wasserspeier Ghule und andere auftauchen. Zu Beginn ist Detective Grayson Steel der abweisende Einzelgänger¸ mit dem keiner lange zusammenarbeitet / arbeiten will. Im Laufe der Handlung ergibt es sich aber¸ dass er ab sofort „Partner“ bekommt¸ ohne die er gar nicht in den Fällen weiterkommen wird. Ich schreibe hier extra Mehrzahl¸ denn es ist zu erwarten¸ ein wenig auch zu erhoffen¸ dass weitere Abenteuer stattfinden.
Die Geschichte erinnert sehr an die Reihe Flüsse von London mit Peter Grant von Ben Aaranovitch. In diesem Zusammenhang muss Torsten Weitze deutlich Abstriche hinnehmen. Sein Vorbild Ben Aaranovitch ist mit seinem sechsten und in der Reihe schlechtesten Band noch immer besser als er. Positiver wäre es gewesen¸ wenn der Lektor gesagt hätte¸ Junge: Lass es in Deutschland spielen und zeige so¸ dass Du unabhängig bist. Hamburg¸ Düsseldorf¸ Köln¸ Mainz¸ Frankfurt und ähnliche Städte an einem Fluss hätten hier besser gewirkt und ihm einen Pluspunkt in der Erzählung gebracht. So wirkt das Buch leider nur wie eine Nacherzählung. Eine Beschreibung des letztlich akzeptierten Londons fehlt. Mit den Hinweisen auf die üblich bekannten Schau- und Touristenplätzen¸ erschöpft sich die Beschreibung der Stadt und schon bin ich wieder bei Hamburg¸ Düsseldorf¸ Köln¸ Mainz¸ Frankfurt. Es hat eine nette Rahmenhandlung¸ ist flüssig geschrieben und von daher gute Unterhaltung. Die Idee eines Polizisten¸ der in einer magisch angehauchten ermittelt¸ ist nichht neu. Selbst der selige Lord Dunsany hatte einen Zauberer¸ der die Polizeiaufgaben durchführte¸ Fritz Leiber mit Fafhrd und dem Grauen Mausling und selbst Autoren wie Jens Schumacher und Jens Lossau haben ihre phantastischen Ermittler. Ein Vorteil ist es¸ dass der Autor phantastische Wesen erscheinen lässt¸ die in der Phantastik so nicht auftauchen.
Eigentlich freut es mich immer¸ Bücher eines deutschen Autors / deutscher Autorin zu lesen. Meist bin ich jedoch enttäuscht¸ weil Deutschland nicht als Erzählland dient. Ich kenne keinen Amerikaner oder Briten¸ der seine Geschichte in Deutschland spielen lässt. Auch wenn ich an dieser Stelle nicht „Haleluja ein neuer Autor“ rufe¸ denke ich es könnten weitere¸ bessere Romane geben.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355