Nebel über Manhattan
Im Jahr 1871 wird in einem Lagerhaus eine tote Hure gefunden. An und für sich nichts ungewöhnliches ‐ nur¸ dass die junge Dame die Kleidung einer seit Monaten verschwundenen Frau aus der Oberschicht an hatte. Der Gatte eben dieser Frau¸ ein Anwalt¸ beauftragt nun den Privatdetektiven Harp mit der Suche nach seiner Frau und die Verbindung zu der toten Hure. Und Harp macht sich auf die Suche¸ was zu der Zeit gar nicht so leicht ist. Denn Ende des 19. Jahrhunderts ist Amerika noch prüder¸ noch arroganter¸ noch korrupter als heute. Der Privatdetektiv¸ der sich nicht gern so nennt¸ hat aber eine Menge unerschrockener Helfer aus der Halb- und Unterwelt¸ die ihm für Geld aber auch aus Loyalität gerne helfen. Ganz nebenbei hat Harp aber noch ein anderes Problem: Er liebt eine Frau¸ die er nicht lieben darf. Nicht¸ weil die Gesellschaft ihnen verbieten würde¸ das interessiert beide nicht sonderlich¸ sondern weil er ihr einst das Liebste nahm was sie hatte: Ihren Ehemann.
Aber Harp wäre nicht Harp¸ wenn er sich da nicht durchbeissen würde.
Der Roman ist ruhig¸ aber fesselnd. Er kommt fast ohne Action aus und besticht eindeutig durch seine Figuren und der Atmosphäre¸ die der Autor wunderbar aufgebaut hat.
Und der Roman hat alles¸ was das Krimi/Thriller-Herz sich wünscht: Einen extrem grauen¸ mysteriösen Hauptcharakter¸ eine extrem schöne Frau¸ etwas Politik und ganz klar: Verschwörungen.
Auch die Geschichte kommt hier nicht zu kurz. Die Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts in einer Stadt¸ die schon zu der Zeit niemals schläft¸ wird wunderbar geschildert. Die Frauenbewegung spielt hier eine große Rolle¸ genau wie die Erinnerungen an den Bürgerkrieg¸ die im Jahr 1871 noch recht frisch sind. Der Leser bekommt einen wunderbaren Eindruck von dem New York des Jahres 1871¸ das noch bei weitem nicht mit dem New York 2008 zu vergleichen ist.
Nebel über Manhattan war ein "Fehlkauf"¸ aber einer¸ den ich nicht bereue und ich finde es schade¸ dass aus Harp keine Serie geworden ist. Denn die Figur hat eine Menge Potential. Leider kann ich nicht sehr auf die Figur eingehen¸ denn sonst würde ich enorm spoilern und das wäre für diesen Roman einfach zu fatal.
Wer aber historische Krimis mag¸ ohne viel Action auskommt und nicht dieses Schwarz-Weiß Denken hat¸ ist mit Nebel über Manhattan gut bedient.
Eine Rezension von: C. Sibilitz http://www.geisterspiegel.de