Nano: Lüneburg
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Nach den Umweltkatastrophen des späten 21. Jahrhunderts und der Vernichtung der Nanotechnologie durch einen Supervirus, steht die Menschheit vor einer großen Herausforderung. Auch die schmerzmittelabhängige Steam kämpft mit ihren alten Körperimplantaten, die nicht mehr richtig funktionieren. Als sie von einer Künstlichen Intelligenz angegriffen wird, entdeckt sie, dass ihr Schicksal eng mit der Nano-Katastrophe verknüpft ist. Was aber haben ihre Träume von einem verlassenen Haus und die Agentin Lena damit zu tun? Wer ist diese Lena und welches Geheimnis verbirgt sich in Lüneburg? (Verlagstext)
Der Einstieg in die Geschichte gestaltete sich für mich spannend, weil ich, wie der Handlungsträger Steam der Erzählung, keine Ahnung hatte, wohin mich die Handlung treibt. Nun gut, er hatte einen Vorteil, er kannte sich in seiner Welt aus, mir fehlte die Beschreibung aber. Wo befand ich mich? Lüneburg, wie es der Titel sagt? Hätte aber auch Darmstadt sein können. Oder Witzenhausen. Zum Glück erschliesst sich dies im weiteren Verlauf der Geschichte. Das Gleiche gilt für die Handlung, die, obwohl für mich recht vorhersehbar, einige Überraschungen bot. Die eigentliche Aufgabe besteht darin, herauszufinden, aus welchem Grund die Nanotechnologie ihren Geist aufgegeben hat. In seltenen Fällen flackert der Geist noch einmal auf, doch niemand kann erklären, weshalb in dieser Lage die Nanotechnologie kurzfristig zum Leben erwachte. Dennoch, der Leser tappt im Dunkeln, die Handlung dieser Erzählung wirkt manchmal etwas wirr, obwohl ansonsten gut durchdacht. So sind die zusätzlichen Personen Cara und Johann eine Bereicherung, wie alle Figuren in diesem Buch sind sie jedoch etwas flach beschrieben. Ich will damit sagen, ich konnte mir die Personen nicht recht vorstellen. Ein Junge, eine Frau, etc. Mehr blieb bei mir nicht haften.
Oliver Borchers gelingt es schon eine Cyberpunk-Atmosphäre aufzubauen. Allerdings ist diese Sub-Richtung der Science Fiction in den 1980er Jahren modern gewesen und längst überholt. Was damals als neu und aufregend galt, findet sich heute als Bestandteil in fast allen SF-Romanen, vor allen jenen, die die Künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt rücken. Das Buch beinhaltet alles, was in den Büchern vor 40 Jahren neu zumindest aber anders war, Künstliche Intelligenz, elektronische Implantate, und anderes mehr. Manchmal hatte ich den Eindruck, hier wird der Cyberpunkt hoch gehalten und zu einem kurzen Aufflackern moderner Abenteuer gebracht. Leider war es nur diese kurze Aufflackern. Der Erzählstil von Oliver Borchers ist angenehm zu lesen, die Geschichte flott erzählt. Fragen, die in der Handlung auftauchen werden recht schnell beantwortet. Die eigentliche Handlung zieht sich durchs Buch und wird erst am Schluss befriedigend beantwortet. Ein schöner Einzelband für kurzweilige Stunden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355