Nachtwache
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Zu einer dieser Enklaven gehört die eisige Südstadt¸ dem ehemaligen Edmonton. Beherrscht wurde die Stadt von dem strengen Regenten Winter. Damit das Land auch weiterhin verschont bleibt¸ opferte Winter einen seiner inneren Engel. Doch ist das nicht das einzige Opfer. Zwölf seiner eigenen Kinder starben.
Getrieben von einer geheimnisvollen inneren Stimme erweckt die Enkelin Emily von Winter die Magie aus seinem Bann. Damit verstösst sie aber unwissentlich gegen den bestehenden Pakt. Und gerade¸ als mit Chinatown Verhandlungen geführt werden. Emily muss wegen ihrer Tat die Stadt verlassen und flieht nach Chinatown. Und schon bald muss sich das ehemalige Vancouver nicht nur gegen angreifende Barbaren¸ sondern auch gegen den Regenten der Südstadt erwehren.
Zur gleichen Zeit im hunderte Kilometer entfernten Chinatown¸ dem ehemaligen Vancouver¸ wirbt das Mandarinat Truppen an. Ein gewinnbringendes Geschäft für Winter¸ dessen isolierte Südstadt über keine anderen Einkommen verfügt. Lediglich die Truppen und ihre Technologie sind ein gutes Tauschgeschäft. Die Technik konnte jedoch nur bestehen¸ weil die Magie streng verboten ist und jeder der sie in sich spürt¸ sie mehr oder weniger freiwillig abgeben muss. Anders hingegen in Chinatown. Dort war man von Anfang an in der Lage¸ besser mit der Magie umzugehen und sie gezielter einzusetzen. Hier kam man mit der Magie besser zurecht¸ konnte sich mit alten Traditionen und Gebräuchen besser auseinander setzen. Trotzdem gibt es erhebliche Schwierigkeiten¸ die vor allem Wasserspinne¸ ein hoher Beamter der Verwaltung¸ spürt. Dennoch benötigt man die Truppen aus der Südstadt¸ um sich dem Chaos entgegen zu stellen.
Aber nicht alle Minister aus Chinatown sind dafür. Zu gross ist das Misstrauen und die kulturellen und gesellschaftlichen Barrieren.
Autor Sean Stewart konzentriert sich wieder überwiegend auf seine Hauptpersonen. Da sind Nick¸ Stärling und Lerche¸ die durch die Veränderungen die nun eintreten sehr viel verlieren. Da ist zudem das Kindermädchen Claire der Erbin Emily¸ die zum Teil ein magisches Wesen ist und sich entscheiden muss¸ welchen Weg sie einschlagen will. Sean Stewart spielt mit den unterschiedlichen Kulturen von Chinatown und Südstadt¸ entwickelt Beziehungen mittels seiner Hauptpersonen¸ die die Erzählung als Treibstoff benötigt. Vieles erinnert zudem an das Rollenspiel Earth Dawn¸ in dem es ebenfalls darum geht¸ die Menschen gegen die erwachte Magie zu beschützen. Magie und Technik sind in dieser Welt ebenbürtig und die eingesetzte künstliche Intelligenz geht manchmal eigene Wege. Diese werden von Sean Stewart durchaus amüsant beschrieben. Leider gelingt es ihm nicht sonderlich gut¸ eine zusammenhängende Handlung zu schreiben. Zeigt nur in Fragmenten warum sich die Menschen mit der veränderten Wirklichkeit auskommen muss¸ da sie sonst gänzlich untergeht. Wenn sich der Leser erst eingelesen hat¸ ist es ein spannender Roman¸ der ihn nicht unberührt lässt. Die Erzählung ist anspruchsvoll¸ gleichzeitig sehr verwirrend und mehr als einmal verliert man den roten Faden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355