Nachtflügel
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Fünfundsechzig Millionen Jahre vor unserer Zeit. Die Zeit in der an den Menschen noch nicht einmal in den wildesten Träumen der Landbewohner gedacht wurde. Sofern sie Träumen konnten.
Wir lernen den Chiropter Dämmer kennen und dessen Schwester Sylph. Dämmer wurde mit zwei Zehen weniger und nicht so kräftigen Beinen geboren¸ wie die normalen Chiropter. Andererseits hat er dafür eine stärkere Brust- und Schultermuskulatur. Als Dämmer versucht gleiten zu lernen¸ wie es ihm sein Vater beigebracht hat¸ läuft nicht alles so¸ wie er es sich gewünscht hätte. Im Gegensatz zu seinem Vater will er mit den Flügeln schlagen¸ statt still im Wind zu liegen. Auch andere Probleme plagen ihn. Sein leben ist nicht so einfach¸ wie etwa das seiner Schwester Sylph. Er ist eben ein Aussenseiter¸ der fliegen lernt und in der Nacht sehen kann. Wie überall und zu jeder Zeit haben es Aussenseiter nicht einfach.
Das Aussenseiterleben ändert sich als er in den Mittelpunkt der Gemeinschaft rückt. Grund sind die Katzenartigen. Ihm gelingt es¸ die anderen Chiropter von der heimatlichen Insel aufs Festland zu geleiten. Weg von Diatryma¸ die es auf sie als leichte Beute abgesehen hat. Doch der Weg ist weit. Unter Führung von Südwind als neuem Führer der Gruppe reisen sie von Baum zu Baum um einen neuen Wald als Heimat in Besitz zu nehmen. Immer neue Abenteuer und Gefahren muss die Kolonie der Chiropter überstehen.
Kenneth Oppel ist ein hervorragender Autor¸ der mit seinem neuen Roman aus der Vorzeit glänzend unterhält. Einmal mehr sind es nicht die Menschen¸ die ihre Abenteuer erleben¸ sondern es sind Tiere. Sie leben in der Zeit¸ in der die Saurier langsam aussterben und die Säugetiere die Herrschaft über die Welt antreten. Sie sind zwar noch lange nicht überall vertreten¸ doch sind sie auf dem Vormarsch. Kenneth Oppel versteht es¸ den Leser sofort in seinen Bann zu ziehen. Mit erzählerischer Leichtigkeit bleibt der Leser am Buch hängen und versucht natürlich die Abenteuer mitzuerleben. Ein regnerischer Tag wird damit zu einem Ausflug in die Vergangenheit.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355