Ms. Marvel - Meta-Morphose
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der¸ für mich¸ sehr erfolgreiche Panini Verlag legt in Deutschland einen neuen Sammelband mit einem Marvelhelden vor. Das Besondere dieses Helden¸ oder besser¸ dieser Heldin ist¸ sie verwandelt sich in Ms Marvel. Hervorgerufen durch den im Marvel-Megaevent “Infinity” ausgelösten Terrigen-Nebel¸ den Black Bolt durch eine Explosion freigesetzt hat¸ und einem unbedacht geäusserten Wunsch¸ ändert sich das16jährige Mädchen Kamala. Allerdings hat sie in den ersten fünf Ms. Marvel Heften¸ die hier zusammengefasst sind¸ noch keine rechte Kontrolle über ihre Kräfte. Mal klappt es¸ mal klappt es nicht. Sie muss erst lernen mit den Kräften umzugehen und findet bald in Bruno einen „Sidekick“ der ihr hilft. Das ist jetzt nix neues¸ bei Batman war es der Butler Alfred und bei einigen anderen Helden findet sich immer wieder mal eine Person¸ die ihr bei den selbstgestellten Aufgaben hilft. Insofern bleibt sich Marvel¸ seinem Universum und dem Geschichtenaufbau treu. Ebenso bleibt sich Marvel treu¸ eine alte Figur neu zu beleben. Diesmal trifft es Ms. Marvel. Kamala kann sich jetzt von einem grauen Mäuschen als tolle blonde Superheldin¸ die mehr dem Geschmack der amerikanischen Jugend gefällt¸ verwandeln. Denn das ist eines der Probleme¸ die die Jugendliche hat. Mit den Eltern und ihrem Bruder aus Pakistan in die Vereinigten Staaten eingewandert¸ sucht sie nach ihrer eigenen Identität. Ist sie jetzt Amerikanerin oder doch Pakistani? Muss sie streng gläubig sein¸ wie ihre Eltern oder kann sie mehr Freiheiten erwarten? Ihr Vater hat sich perfekt den neuen Gepflogenheiten angepasst¸ besteht aber auf dem Glauben und schickt die Tochter regelmäßig in den Religionsunterricht in der Moschee. Ja¸ sie ist Muslimin. Auch das ist nichts Besonderes¸ treten bei Marvel doch hauptsächlich christlich orientierte Helden auf¸ nimmt ein heidnischer Donnergott eine Stellung bei den Avengers an und es wird nicht so viel darüber berichtet¸ wie über eine Muslimin. Wer immer diese Religionszugehörigkeit hochjubelt: „Bitte bleibt auf dem Teppich“. Neben diesem Problem sind es natürlich Schule und Jungs¸ die ihren Lebensmittelpunkt darstellen. Die gleichen Probleme¸ die Kamala mit der Schule hatte¸ hatte auch Peter Pan äh Parker alias DIE SPINNE. Ist Kamala also etwas Neues? Und ihre Fan-Fiction gezeichneten Avengers-Helden. Und so kommt sie mit ihrer Vorliebe natürlich auf Ms Marvel¸ als sie die Möglichkeit erhält¸ sich zu verändern. Nur die Probleme werden jetzt nicht weniger. Schnell wird Kamala Khan klar¸ dass mit grosser Macht auch grosse Verantwortung auf sie zukommt. Sie ist in der Lage¸ wie ATOM oder AMEISENMANN die Größe zu ändern oder wie MR FANTASTIK ihren Körper zu dehnen¸ vergrössern und verformen. Das passt nat&ürlich nicht zu einem Mädchen¸ die sich¸ mit Verboten belegt¸ aus dem Haus schleicht um an Parties teilzunehmen. Sonst ist man in der Schule nicht angesagt genug. Ihr Bruder macht es sich einfacher¸ er betet den ganzen Tag und lebt hauptsächlich als Schmarotzer der Familie. Einerseits genießt er sein Leben als korantreuer Gläubiger und prangert das Verhalten seines Vaters an¸ auf der anderen Seite profitiert er von der Stellung des Bankangestellten.
Anhand der Beschreibung erkennt man bereits¸ dass Marvel die Tradition fortsetzt¸ einen völlig normalen Menschen mit Superkräften zu konfrontieren. Im Prinzip sind alle Menschen auf diese Weise zu Superhelden geworden. Kamala ist aufgrund ihrer strengen Eltern in der Schule die Aussenseiterin¸ die plötzlich¸ als Superheldin¸ im Mittelpunkt steht¸ aber niemanden davon erzählen kann. Die Autorin G. Willow Wilson¸ die auf der Universität zum Islam konvertierte gelang es¸ das Mädchen Kamala gut darzustellen¸ vielleicht auch aus der eigenen Erfahrung in die Zeichenfigur Werte und Humor einzubringen.
Der Zeichner Adrian Alphona¸ wirkt mit seinem Stil ein wenig so¸ als ob er noch nicht ganz ausgereift ist. Manchmal sehr in Einzelheiten verliebt¸ dann wieder nur einfach hingeschludert¸ wirken die Zeichnungen auf mich nicht besonders gut. Im Zusammenhang mit der Erzählung bilden sie jedoch ein harmonisches Ganzes. Damit ist dieser Band auch oder gerade für Mädchen ein gut gemachter Comic und könnte den japanischen Mangas in diesem Bereich Konkurrenz machen.
Hervorzuheben sind noch die Bonusgeschichte und einige zusätzliche Titelbildzeichnungen¸ die den Comicband bereichern.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355