Mord am Mandela Square
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Eine Leiche in einer Badewanne¸ eine weitere in einem angrenzenden Township. Beide arrangiert wie gewöhnliche Todesfälle¸ tatsächlich aber Morde. Zufällig mitten im Geschehen: Naturwissenschaftler Frank Sattler¸ der in der Stadt eigentlich nur Urlaub machen wollte.
Sattler taucht ein in die Schattenwelt Johannesburgs. Er gerät in die dunkelsten Ecken der Metropole - und trifft dort auf die skrupellosesten Menschen. Die Dinge geraten schnell außer Kontrolle¸ und Sattler wird zum Gejagten.
Zusammen mit Pia und Mfufeni¸ zwei Aktivisten¸ tritt er gegen Gegner an¸ die ihnen in allen Belangen überlegen scheinen... (Verlagstext
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Mord am Mandela Square
Kein amerikanischer Krimi¸ kein skandinavischer Krimi¸ kein deutscher Krimi. Vielversprechend. Ort der Handlung Südafrika. Autor der Deutsche Matthias Boll¸ der Jahrelang in Südafrika lebte. Er weiss also¸ wovon er schreibt.
Mit dieser positiven Einstellung geht man natürlich anders an einen Kriminalroman heran. Es beginnt im ersten Kapitel mit einer Leiche in einer Badewanne. Mfuneni kann sich nicht erklären¸ wie warum und wieso sein Freund Bongomusa umgebracht wurde. (Ich persönlich kann es mir auch nicht erklären. Warum wurde sich die Mühe gemacht¸ jemanden in den Hoden mit einer Spritze zu stechen und so umzubringen? Wer hält solange still? Und warum kriegen die Leute im Nebenraum nichts mit? Also ruft Mfuneni Mockibuyane die Polizei¸ die¸ als der Gerichtsmediziner kommt zu viert mit Mfuneni (also 5 Leute in der Tür stehen und zusehen. (Muss eine breite Tür sein.
Immer noch Südafrika. Schwenk zu einer Militärbasis der Südafrikanischen Marine¸ wo ein deutsches Kriegsschiff vor Anker liegt und einen neuen Torpedo ausprobieren soll. (Warum fährt ein deutsches Schiff nach Südafrika? Die Nato-Bündnispartner Irland¸ noch Grossbritannien¸ Frankreich¸ Portugal und teilweise Spanien haben den Atlantik vor der Tür
Drittes Kapitel. Frank Sattler in Köln mit einer Aussage vor Gericht. Übertragen in allen Medien¸ fragt ihn sein Freund¸ ob er nicht nach Südafrika fahren könnte¸ seine Tochter benötigt Hilfe. Und natürlich hatte er bereits ein Flugticket gekauft. Klar fliegt Frank.
Positiv an diesem Krimi¸ Südafrika bildet die Kulisse für rätselhafte Ereignisse. Der Autor Matthias Boll beweist viel Erfahrung und man merkt¸ dass er sich wirklich auskennt. Damit wird das übliche Lokalkolorit Amerika¸ Skandinavien und Deutschland durchbrochen. Eine neue Welt öffnet sich dem Leser. Gerade Carstens Beschreibung im zweiten Kapitel macht auch ein wenig neugierig auf das Land. Wie allerdings die drei Kapitel nachher miteinander verflochten werden sollen¸ erscheint fraglich¸ auch der vierte Handlungsstrang lässt den Krimi auf seinen 281 Seiten etwas überfrachtet erscheinen.
Nun ja¸ Strang eins und drei passen zusammen¸ weil Pia Aktivistin in Südafrika ist und Frank der Tochter von Hans-Gerd helfen soll. Hauptfigur Frank Sattler überrascht erst mal¸ erscheint er mir als Naturwissenschaftler doch gut charakterisieert¸ zumindest auf den ersten Seiten¸ danach folgt aber nichts mehr. Im Gegenteil¸ oft erscheint er mir sehr naiv. Für einen fünften Roman um diese Person ein trauriges Bild. Handlungsstrang zwei und vier um den gestohlenen Torpedo geht auch noch. Die Verflechtung aller vier Handlungsstränge plus chinesischer Killer etc. erschien mir dann aber etwas weit hergeholt.
Was mir fehlte war die Spannung¸ Ich trieb in den Handlungssträngen dahin ohne wirklich dabei zu sein. Der Abschluss ist zu kurz geraten und die Zusammenfassung am Ende wäre nicht notwendig gewesen¸ liess sie mich doch irritiert zurück¸ hatte ich mir während der Lektüre doch einiges anders zusammengereimt. Letztlich ein interessanter Roman. -
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355