Moewig Phantastica: Gefährten der Nacht
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Geschichte führt uns in einen seltsamen Laden für Fundsachen aller Art¸ dessen vier Türen der Hauptkorridore in unterschiedlichen Städten geöffnet werden. Hier findet man von seltsamen Tieren in Gläsern¸ von denen man nicht weiss¸ ob sie tot sind bis zur zweiten Chance im Leben ALLES. Man muss es nur verloren haben.
Ray Bradbury Baby The Small Assassin 1943/54
Unzufriedene Babies soll es ja immer mal geben. Die militante Art und Weise¸ wie dieses Baby vorgeht ist jedoch nicht die berühmte feine englische Art. Mit der deutschen Überschrift wird der Gag jedoch schon vorweg genommen.
Peter W. Bach Das Backsteinhaus 1985
Jede Nacht das selbe Theater. Da liegt man im Bett und träumt¸ man fiele aus dem Fenster. Und man wacht immer wieder schweissgebadet auf. Immer?
Lucius Shepherd Der Mann¸ der den Drachen Griaule bemalte
The Man Who Painted the Dragon Griaule 1984
Mount Rushmore mit den Köpfen der amerikanischen Präsidenten war bereits ein grosses Vorhaben. Einen riesigen Drachen bemalen und ihn gleichzeitig mit vergifteter Farbe umbringen¸ sind wahrhaft titanische Vorhaben.
Bob Leman Der Tehama The Tehama 1981
Die Welt der indianischen Mythen und Zauber ist eine ganz besondere. Wenn sich dann ein Weisser dieser Magie bedienen will um sie reiche Erbtante aus dem Weg zu räumen sollte man sich sicher sein¸ der Einzige mit dieser Anwandlung zu sein.
Florian F. Marzin
Vielleicht war es doch ein Fehlerdass Bonifatius die Donareiche fällte 1985
Glauben ist so eine Sache. Glauben sie auch¸ dass es keinen nordischen Götterhimmel mehr gibt? Vielleicht vertreten sie ja den falschen Glauben? Wenn sie sich da mal nicht irren.
Ian Watson Der gütige Dämon Samathiel’s Summons 1982
Samathiel ist eine Zauberin von eigenen Gnaden und macht mehr Fehler als ein Lehrling. Der heraufbeschworene Dämonzeigt ihr dann¸ wo es wirklich lang geht. Natürlich nach Dämonenart.
Steve Rasnic Tem Der Steinkopf Stone Head 1982
Mit dem Begriff beseelt kann man eine Menge beschreiben. Man kann aber auch falsch liegen.
Lewis und Edith Shiner Quaken in der Nacht
Things That Go Quack in the Night 1983
Wehret den Anfängen und wehrt euch vor allem¸ vor allem was ein Wer- im Namen trägt. Wer-Schnecke¸ Wer-Wolf¸ Wer-ner oder wie hier Wer-Ente.
Michael K. Iwoleit Zwielicht 1985
Die Hölle kann für jeden etwas besonderes sein. Und wie heisst es doch so schön in einer alten Liedzeile: „Die Zeit macht nicht vor der Hölle halt“ Du hast keine Chance¸ nutze sie.
Tanith Lee Medusa The Gorgon 1983
Eine einsame¸ verlassene Insel steht im Mittelpunkt¸ nur um sich dem Leser doch nicht so verlassen zu zeigen¸ wie er es erwartet.
H. P. Lovecraft und Robert H. Barlow Das Nachtmeer The Night Ocean 1936
Auch in früher Zeit sind Urlaubsreisen durchaus von Falschbuchern gebucht worden. Leider gab es kein Internet zum Informieren.
Das vorliegende Taschenbuch der recht kurzlebigen Reihe Moewig Phantastica feiert nun sein 25jähriges Bestehen. Ein viertel Jahrhundert und damit halb so alt wie der Rezensent. Dabei sind einzelne Erzählungen weitaus älter als der Rezensent. Und doch bietet es von der Unterhaltung mehr¸ als manch ein aanderes Taschenbuch. Gerade Mitte der 1980er Jahren boomte das Horror-Genre¸ wie es heute die Vampire tun. Jeder Verlag konnte mit einer phantastischen Reihe glänzen. Bastei mit seiner Phantastischen Bibliothek ¸ Heyne mit den Unheimlichen Büchern und Moewig mit Moewig Phantastica. Gerade mit der grossen Nachfrage erschien auch viel „unlesbares“.
Die vorliegende Kurzgeschichtensammlung überrascht¸ weil sich auch deutsche Autoren in der internationalen Sammlung eingefunden haben. Dieses „einschmuggeln“ kannte ich aus den SF-Kurzgeschichtensammlungen von Wolfgang Jeschke ¸ der dies gern bei Heyne vollzog.
Liest man die Namen¸ die Eingang in die Sammlung gefunden haben¸ wird man sicher ein wenig staunen. Man wird mich sicherlich erstaunt ansehen¸ wenn ich sage¸ dass Ray Bradury mir mit Baby sehr gut gefiel. Weniger vom Stil (liegt vielleicht auch an der Übersetzung sondern von der Idee. Etwas neues¸ das ich bis heute in keiner anderen Form gelesen habe. H. P. Lovecraft mit einer für den Leser von 1985 neuen Geschichte¸ steht bei mir trotz allem auch hoch im Kurs¸ direkt gefolgt von Lucius Shepard. Letzterer gefiel mir später als Cyber-Punk-Autor sehr gut. Von all den Namen¸ die in der Kurzgeschichtensammlung Gefährten der Nacht auftauchten war mir nur Robert H. Barlow unbekannt. Das mag daran liegen¸ dass er lediglich die Kurzgeschichte von H. P. Lovecraft überarbeitete und sonst nicht als Autor (in Deutschland in Erscheinung trat.
Die drei deutschen Autoren¸ Peter W. Bach ¸ Michael K. Iwoleit und Florian Marzin legen durchaus gute Phantastik vor. Die Ideen sind nicht neu¸ aber sie wurden gut erzählt und bieten doch noch eine neue Facette in der deutschsprachigen Phantastik-Szene. Während die Namen Michael K. Iwoleit und Florian Marzin immer noch bekannt sind¸ letzterer vor allem im Zusammenhang mit der Space-Opera Perry Rhodan ¸ kenne ich von Peter W. Bach nur noch die Kurzgeschichte Das Jonas-Projekt ¸ die seinerzeit in Kopernikus 9¸ ebenfalls von Hans Joachim Alpers herausgegeben¸ erschien.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355