Mit Zähnen und Klauen - Mein Leben als Werwolf
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Gehen wir zurück zu Punkt a¸ nackt unter Dingos. Es ist in Australien von der Temperatur her nicht sonderlich unangenehm¸ im Freien zu übernachten. Komplett nackt dagegen schon¸ denn selbst in der Wildnis hätte man gern etwas Kleidung. So viel Zivilisation muss sein. Aber in einem Freigehege für Dingos aufzuwachen¸ die dazu noch deswegen hinter Gittern und Zäunen verbracht wurden¸ damit man sie ansehen kann¸ ist in diesem Fall unangemessen und vor allem unangenehm. Die Frage¸ die sich stellt¸ lautet aber: Wie komme ich dahin? Neben der Kleidung fehlt nämlich auch ein Teil des Gedächtnisses. Und warum komme ich deswegen ins Fernsehen?
b sieht dann bereits etwas schlimmer aus. Kaum bin ich wieder zu Hause¸ drängen sich die Reporter an der Tür und wollen ein Interview nach dem anderen. Okay¸ berühmt sein hat was. Is cool man. Sind die Reporter erst einmal weg¸ drängen sich seltsam merkwürdige Leute auf¸ um einen zu „helfen“¸ wie sie es ausdrückten. Die sind es auch¸ die der Ansicht sind¸ Tobias sei ein Werwolf. Und er soll sich doch deren „Selbsthilfegruppe“ anschliessen. Zudem behaupten sie¸ es gäbe Menschen¸ die Werwölfe fangen¸ um sie gegeneinander kämpfen zu lassen. Wobei wir wieder bei c sind. Tobias Vandevelde muss am eigenen Leib erfahren¸ dass die Leute recht haben. Eines Tages wird er entführt und im australischen Hinterland in einen Käfig gesteckt. Hier soll er bis zum Tod gegen andere antreten¸ während die „normalen“ Menschen viel Geld wetten und verlieren. Tobias wird zu einer lebenden Geldanlage¸ bis die Leute unter b ihn retten kommen.
Catherine Jinks lässt ihren Ich-Erzähler Tobias in einem flappsig-jugendlichen Tonfall seine Abenteuer erzählen. Leider hält sie das nicht bis zum Schluss durch¸ oder die Übersetzerin hat mitten im Text gewechselt. Catherine Jinks gehört zu den Autorinnen¸ die sich der übernatürlichen Wesen annimmt und sie in Geschichten den Lesern näher bringt. Ganz typisch sind da ihre Erzählungen Teuflisches Genie ¸ Teuflisches Team ¸ Teuflischer Held. Tobias ist typisch Jugendlicher und seine alleinerziehende Mutter denkt erst mal an einen typischen Jungenstreich. Nun¸ die Besorgnis der alleinerziehenden Mutter¸ ihr Sohn hätte etwas angestellt zerstreut sich schnell¸ nur um einer Angst um das Leben und der Gesundheit zu weichen. Mit der unter c genannten Handlungsführung verliert der Roman leider etwas an seiner Originalität und aus dem locker leichten Tonfall wird ein heftiger bis brutaler Roman. Leider. Hätte die Autorin sich an den Tonfall gehalten und so weiter gemacht¸ wie zu Beginn¸ hätte endlich mal eine Komödie den Weg in ein BBücherregal gefunden. So bleibt ein Stilbruch. Aber wie heisst es doch immer¸ ein Stilbruch ist kein Beinbruch.
Erwähnenswert ist das Titelbild des Buches. Ein Jungenkopf¸ der von Tobias¸ der sich in altbewährter Wackelbildqualität in einen Wolfskopf über mehrere Stufen verwandelt. Allein damit hat sich der Verlag in den Bücherhimmel für Jugendliche katapultiert.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355