Missi Dominici 3: Jelami
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Missi Dominici sind ein Orden¸ der sich zur Aufgabe machte¸ die heiligen Reliquien nach Rom zu bringen. Allerdings müssen sie die Reliquien erst suchen. Ronan Chantilly de Guivre ist einer der Missi Dominici. Gemeinsam mit seinem Mentor¸ dem Ritter Ernst Wolfram¸ ist er auf der Suche nach einem heiligen Kind. Dieses heilige Kind soll Jelami sein. Wobei hier sicherlich das Wortspiel eine Bedutung hat¸ die später noch geklärt werden muss¸ denn Jelami ist afrikanischen Ursprungs und bedeutet mächtig¸ bzw. stark. Jelami soll ihnen im Kampf gegen die Reiter der Apokalypse zur Seite stehen und die notwendige Hilfe bringen. Die weite Reise¸ die die beiden Männer auf sich nehmen müssen¸ führt sie in die unwegsamen¸ von Aufständischen aufgerüttelten Randgebiete des Reiches. Nicht nur die Reise ist gefährlich¸ sondern auch ihre Gegner. Der Novize und der alte Ritter stellen schnell fest¸ dass sie so etwas ähnliches wie vogelfrei sind¸ denn jeder scheint es auf sie abgesehen zu haben. Sie sind ständig unterwegs¸ vorsichtig um nicht aufzufallen und immer in der Hoffnung¸ das Kind zu finden¸ bevor es ihre Gegner können. Riga¸ am Unterlauf der Düna gelegen¸ mit Stadtrecht seit 1225¸ ist im dreizehnten Jahrhundert eine aufstrebende¸ junge Handelsstadt¸ die heute die grösste Stadt des Baltikums ist. Hier lauern den beiden Reisenden unfreundliche Mächte auf¸ die die unehrenhafte Absicht hegen¸ ihnen das Leben zu nehmen. Und trotz aller Vorsicht gelingt es den Gegnern Wesen zu erwecken¸ die sich Ronan Chantilly de Guivre und sein Meister Ernst Wolfram in ihren dunkelsten Alpträumen nicht vorzustellen gewagt hätten. Zum Glück besitzt Wolfram eine ungewöhnliche Macht¸ die ihn befähigt¸ über sich hinaus zu wachsen und den Gegnern Paroli zu bieten.
Jelami hingegen wird von Novo missbraucht. Novo tötete seine Mutter¸ damit Jelami ihm und seinen finsteren Plänen zu Diensten sei. Jelami¸ der erst nichts davon ahnte¸ weckt für den Fanatiker gefallene Krieger auf. Als Untote greifen sie die Burg an¸ die Novo fallen sehen will¸ damit er die Macht an sich reissen kann. Damit ist jedoch schnell ein Ende¸ als Jemla die Wahrheit herausfindet. Für die beiden Missi Dominici und ihre Sache ist er aber auch verloren.
Im Frühjahr 2010 entschloss sich die Ehapa Comic Collection den im Vorjahr erschienenen französischen Comic Missi Dominici: L'infant Zodiacal zu veröffentlichen. Geschrieben vom Szenarist Thierry Gloris und dem Zeichner Benoit Dellac bestens umgesetzt¸ erschien eine grossformatige Graphic Novel mit nur wwenigen Worten¸ dafür umso deutlicheren Bildern. Die Übersetzung meisterte Marcel Le Compte¸ den ich schon öfters als Übersetzer positiv bemerkte¸ mit Bravour. Der Comic lebt grösstenteils von den fesselnden Bildern¸ die in ihrer zeichnerischen Sprache eindringlich und düster eine dichte Atmosphäre erzeugen. Die Graphic Novel beginnt mit den Apokalyptischen Reitern aus der Offenbarung des Johannes. Auf der Suche nach dem Kind des Tierkreises vernichten sie jeden¸ der sich erdreistet¸ sich ihnen in die Quere zu stellen. Der Comic könnte die Herausforderung für Rollenspieler werden¸ wenn sie sich des Themas annehmen würden. Die wenigen Texte treffen in ihrer Kürze direkt auf den Punkt. Die Geschichte selbst zeigt einen Kampf zwischen Gut und Böse¸ wobei die Grenzen schwimmend sind¸ denn Mord und Totschlag machen auch vor Vergewaltigung und Kindermord nicht halt. Es ist ein düsteres Kapitel des Mittelalters¸ deren Bilder in den sehr düsteren Farben schwarz¸ grau¸ braun und dunkelrot gehalten sind¸ und die die Trostlosigkeit und Kargheit des Lebens im Mittelalter darstellen. Die Seiten der Novelle werden meist von männlichen Lesern aufgeschlagen¸ die sich damit einem wohligen Schauer hingeben¸ wenn sich die Gänsehaut auf dem Rücken überaus stark bemerkbar macht. Welche Macht und Kraft der Geschichte innewohnt¸ wird nur langsam klar¸ da sich Thierry Gloris und Benoit Dellac viel Zeit lassen in ihrer Erzählung. Diese Zeit bis zum nächsten Album wird aber wohl wieder ein Jahr dauern. -
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355