Mirador 3: Active Memory
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ich geniesse Wells' Schreibstil. Er ist grossartig darin¸ Charaktere zu schreiben¸ die dir wichtig sind¸ und sie in Handlungsstränge mit schnelllebigen Geschichten einzubetten¸ die genug Geheimnisvolles bieten¸ um dich zum Umblättern zu bringen. Dieses Buch ergänzt die Wells's Mirador-Serie. Es spielt in der nahen Zukunft als Cyberpunk Serie. Wobei die hohe Zeit des Cyberpunk in den 1980er Jahren längst vorbei ist. Von daher nichts Neues. Dennoch wird Cyberpunk und Shadowrun als Rollenspiel immer noch durchgeführt. Die Protagonistin Mari ist eine junge Hackerin in Los Angeles¸ der Mirador Nachbarschaft. Ihre Familie besitzt ein kleines Restaurant¸ das ihr Vater führt¸ in einer Nachbarschaft¸ die von einer kriminellen Familie beherrscht wird¸ in einer Welt¸ die von Unternehmen geführt wird. Mari hat Probleme mit den mafiosen Familien wie mit den allesbeherrschenden Konzernen.
Mari versucht¸ ein Geheimnis aus ihrer Kindheit über einen Autounfall zu lösen¸ der ihren Arm nahm und Zenaida Maldonado tötete. Ihr Vater verbietet ihr¸ zu ermitteln¸ weil er befürchtet¸ dass es den lokalen Mafiaboss¸ der zufällig der Wittwer von Zenaida ist¸ verärgern könnte. Maris Untersuchung führt zu einer unbehaglichen Allianz mit Omar¸ dem Spross der Maldonados¸ der auch wissen will¸ was mit seiner Mutter passiert ist. Auf dem Weg dorthin werden sie in einen Bandenkrieg verwickelt¸ erhalten kryptische Hinweise von einem undurchsichtigen Hacker namens Grendel und werden zum Ziel von Firmenmördern. Der Name Grendel ist nicht unabsichtlich gewählt. Hinter diesem Namen steckt in der Mythologie ein Drache.
Die Geschichte führt die unterschiedlichsten Wendungen durch. Gleichzeitig tauchen Charaktere aus den vorhergehenden Bänden auf. Action-Sequenzen sind während der gesamten Geschichte gespickt¸ um sie spannend und die Geschichte bis zur letzten Szene schnell in Bewegung zu halten.
Wells verteilt genügend Hinweise im ganzen Buch¸ so dass Sie die Identität von Grendel herausfinden können¸ bevor es im Buch angekündigt wird¸ ohne das Gefühl zu haben¸ dass es die ganze Zeit offensichtlich war oder dass er den Ball vor Ihnen versteckt hat.
Eine Frage¸ die in der Serie aufgetaucht ist die¸ die ich für wirklich interessant halte. Wie kann ein Charakter aus einer VR-Welt integrieren?
Dan Wells¸ den ich in Deutschland mehrfach treffen konnte¸ überwand dieses Problem¸ doch soollte man sich davon überraschen lassen. Es ist ein schwieriges Problem und ich beneide Wells nicht dafür. Bücher wie Ready Player One die mit einem ähnlichen Problem konfrontiert sind¸ haben es vermieden¸ indem sie die Aktion mit entfernten Charakteren in VR umgesetzt haben¸ so dass die reale Welt eine Nebensache wurde. Da mehr Cyberpunk eine internationale Gruppe von Charakteren verwendet¸ wird es interessant sein zu sehen¸ ob jemand einen Weg finden kann¸ das Problem anzugehen¸ ohne die Charaktere zu lokalisieren.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355