Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Amy Shelbone¸ ist ein ruhiges¸ scheinbar unauffälliges Mädchen¸ die in die gleiche Klasse geht wie Merrilys Tochter Jane. Merrily wird aufgefordert¸ sich um ein Mitglied der Kirchengemeinde von Kanonikus Beckett zu kümmern. man behauptet¸ es liege ein Fall von Besessenheit vor. Merrily reagiert sie zunächst zurückhaltend und vorsichtig auf dessen Vermutung. Amy¸ die Adoptivtochter der fast fanatisch gläubigen Shelbones übergab sich während des Gottesdienst im Altarraum und zeigt seitdem ein recht merkwürdiges und abweisendes Verhalten in Glaubensfragen an den Tag. Ihr Veränderungen sind durchaus merkwürdig. Um die Shelbones zu beruhigen¸ vereinbart Merrily einen Termin mit den besorgten Eltern. Dabei ist ihr vornehmliches Ziel¸ sich mit Amy unter vier Augen zu unterhalten. Amy weigert sich lautstark¸ an der Grenze zur Hysterie stehend¸ und so muss Pfarrerin Merrily unverrichteter Dinge abziehen. Während sich Merrily Watkins sich eher verhalten mit dem Problem befasst¸ findet sie heraus¸ dass an Janes Schule ein geheimer Schülerzirkel besteht¸ der sich mit Totenbeschwörungen befasst. Merrily beschäftigt sich daraufhin intensiver mit dem Fall¸ um herauszufinden¸ was dem Mädchen widerfuhr. Jane und Amy nahmen an einer geheimen Geisterseance mit zwei weiteren Mitschülern teil. Selbst bis zum Bischoff dringt diese wenig amüsante Geschichte. Vor allem¸ als Amy plötzlich behauptet¸ Jane wäre die Anführerin gewesen. Jane zwang angeblich Amy mit ihrer ermordeten Mutter in Kontakt zu treten. Merrily ist über das Verhalten ihrer Tochter enttäuscht¸ war sie doch der¸ irrigen¸ Überzeugung¸ sich langsam besser mit ihrer pubertären Tochter zu verstehen. Dabei sie zu einem weiteren Fall gerufen. In einer alten Hopfendarre geht ein Geist um und die neuen Besitzer vermuten¸ es ist der gewaltsam verstorbene Onkel. Merrily nimmt eine Segnung des Hauses vor und setzt dabei unbeabsichtigt eine mächtige Kraft frei¸ die weitere Opfer fordert. Es kommt zu einer Verkettung von folgenschweren Ereignissen¸ die die Karriere der Pfarrerin schnell beenden kann. Die Medien machen aus der einfachen Segnung einen misslungenen Exorzismus und Merrily sieht sich einer bösen Pressekampagne ausgesetzt. Während ihrer Ermittlungen erfährt sie vom Musiker Lol¸ dass dieser eine unheimliche Begegnung der anderen Art hatte¸ als er über ein Hopfenfeld läuft. Er begegnet dort einer nackten Frau. er hält diese Begegnung für einen Ausdruck seiner überspannten Sinne. Wenig später erklären ihm einige Dorfbewohner von dem Geist¸ der sich nur zeigt¸ wenn Unheil droht. Bei seinen weiteren Nachforschungen erfährt er mehr über Hopfenanbau und Bräuche der Roma und einen Mann¸ der über eine Familienfehde der Roma schreiben wollte.Phil Rickman verbindet mehrere Handlungsstränge¸ die zunächst parallel und ohne deutlichen Zusammenhang verlaufen. In den Mittelpunkt der Geschehnisse um Amy und der Hopfendarre rutscht langsam Merrilys Tochter Jane. Nach und nach stellt sich zudem heraus¸ dass sie das eigentliche Bindeglied zwischen den Handlungssträngen darstellt. Mit Lol treffen wir den Musiker aus dem Roman Mittwinternacht wieder. Die unerklärliche Vorkommnisse¸ die ihren Ursprung alle in der alten Hopfendarre haben¸ sind das Bindeglied¸ dass den Leser vorerst verunsichern. Phil Rickman greift in seinem vierten Buch um die Pfarrerin in die Trickkiste des Geheimnisvollen. Ich finde es dabei sehr gelungen¸ dass er auf die Schreibweise von E. A. Poe und H. P. Lovecraft zurückgreift. Nicht die Beschreibung ist es¸ die den Leser schaudern lässt¸ sondern die Phantasie des Lesers. Merrily Watkins aus dem ländlichen England¸ bekommt es diesmal mit Aberglauben¸ Bräuchen der Zigeuner¸ spiritistischen Sitzungen und Besessenheit zu tun. Im gleichen Zusammenhang wird dem Leser der Ort mit seinen eigenbrötlerischen aber auch Ränke schmiedenden Dörflern näher vorgestellt.
Den einzigen Fehler¸ den das Buch bietet¸ und der mich störte war die Seitenzahlen. Diese waren konsequenterweise auf jeder Seite links. So verschwand die Seitenzahl auf der rechten Seite fast im Buchfalz.