Mefisto
Ein bizarrer Frauenmord beschäftigt die Polizei in Philadelphia. Der Todeskampf der Frau wurde auf Video festgehalten und in die berühmte Dusch-Szene aus Alfred Hitchcocks Psycho hineingeschnitten.
Doch bald tauchen noch mehr Filmklassiker mit "neuen" Mordszenen auf und das Ermittlerteam Jessica Balzano und der aus der Reha zurückgerufene Kevin Byrne stehen vor einem Rätsel. Benutzt ein perverser Mörder die Filme als Hintergrund für seine Fantasien? Oder gibt es andere Gründe für die Taten?
Die Spuren führen die beiden Detectives in die Welt des Films und in die Welt der SM-Szene.
Mefisto ist der zweite Teil der Krimiserie um die Ermittler Byrne und Balzano. Man muss aber Crucifix nicht gelesen haben¸ um in das Geschehen reinzukommen.
Serienmörder sind bei Autoren beliebt und die Stories sind mal mehr¸ mal weniger genial. Mefisto gehört eindeutig zu den guten Serienmörderbüchern. Ein ruhiger Thriller ohne Verfolgungsjagden¸ aber auch nicht zu Kopflastig¸ mit einem Mörder¸ den man so nicht erwartet hätte und einem Team mit Ecken und Kanten.
Richard Montanari legt einige falsche Fährten¸ die von Protagonisten und Leser teilweise gar nicht erkannt werden und führt uns wunderbar in die Psyche des Mörders ein. Aber auch das Innenleben der beiden Protagonisten kommt nicht zu wenig vor. Jessica Balzanos private Eheprobleme kommen genauso zu tragen¸ wie auch Kevin Brynes Schmerzen und seine Liebe zu einer ehemaligen Hure. Dabei sind diese privaten Szenen keine Lückenbüßer¸ sondern fügen sich wunderbar in die Handlung ein und spielen teilweise sogar eine große Rolle bei der Enttarnung des Mörders.
Dessen Psyche lernen wir durch die Ich-Perspektive von Anfang an sehr gut kennen. Seine Gedanken¸ während er tötet¸ sind wunderbar beschrieben und sogar nachvollziehbar¸ auch wenn wir über die Gründe für die Morde bis zur Enttarnung warten müssen. Und je mehr wir uns mit dem Mörder beschäftigen¸ desto mehr fragen wir uns¸ aus welcher Szene er denn nun kommt: aus der Film oder der SM-Szene? Die Wahrheit ist deswegen umso erschreckender. Leider kommt das Motiv ein klein wenig zu kurz¸ aber die Einblicke in die Psyche des Mörders machen dieses Manko wieder wett.
Mefisto ist für einen gemütlichen Krimiabend zu empfehlen und für den Leser¸ der sich ein wenig von dem vielen Blut in anderen Thriller erholen möchte ohne auf Spannung zu verzichten.
Eine Rezension von: Cornelia Sibilitz http://www.geisterspiegel.de