Meer der Angst
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Seit Jahrhunderten verschwanden Schiffe in der Saragossa-See. Viele Menschen haben versucht dort zu überleben¸ auf kleinen inselähnlichen Gebilden. Die Nachkommen eines Sklavenschiffes versanken in die Barbarei und überfallen andere¸ deren zivilisatorisches Niveau etwas höher liegt und stehlen deren Frauen. Und die Besatzung der 'Gafelborg' trifft nicht nur auf Menschen. In dieser Situation sollten die Menschen auf dem alten Kahn sich zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenfinden¸ die alle nur ein Ziel haben. Doch wie es bei Menschen so ist. Neid¸ Eifersucht¸ Gier und Laster stören dieses Vorhaben. Und sobald eine Gruppe uneinig ist¸ ist sie angreifbar von anderen.
Dennis Wheatley hielt sich vor allem an zwei Vorgaben. Eine isolierte Gemeinschaft¸ die untereinander Streit und Zwistigkeiten austragen und zum anderen einen unbekannten Fleck auf der Weltkarte¸ der nicht erforscht ist. Damit greift er auf erfolgreiche Ideen zurück¸ die bereits Henry Rider Haggard oder Arthur Conan Doyle erfolgreich beschrieben wurden. Liest man seinen Roman¸ kann man ihn durchaus auch in die Rubrik 'Seemannsgarn' stecken. Dennis Wheatley ist ein hervorragender Geschichtenerzähler. Sein antiquierter Stil und seine sonderbaren Einfälle sorgen für eine lesenswerte Abwechslung. Zwar gibt es auch Abschnitte¸ die dem Fortgang der Handlung gar nicht dienlich sind¸ aber trotzdem unterhaltsam wirken. Seine handelnden Personen¸ Passagier oder Besatzung¸ sind ziemlich einseitig und entsprechen den Vorstellungen der Leser. Alle Personen auf dem Seelenverkäufer schleppen Geheimnisse mit sich¸ die nach und nach dem Leser offenbar werden. Weil niemand der beteiligten Personen vom Leser wirklich zu einhundert Prozent lieb gewonnen werden¸ ist ein Verlust selbiger verschmerzbar.
Aus heutiger Sicht ist der Autor¸ der vor 110 Jahren geboren wurde und vor 30 Jahren verstarb¸ sicherlich nicht mehr ganz vertretbar. Trotzdem hat sich mit seinen Romanen eine spannende Unterhaltungsliteratur erhalten¸ die ich trotzdem gerne weiter empfehle. Dem Area-Verlag sei an dieser Stelle ein Dankeschön ausgerichtet¸ da der Roman seit einigen Jahren vergriffen und höchsten noch auf Flohmärkten zu finden ist.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355