Matamba
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Hintergrund der Erzählung ist das Jahr 1870 in einer parallelen Welt. Im Mittelpunkt der Erzählung steht der Kriegsveteran Morton Stanley¸ der zu einer Reise auf dem schwarzen Kontinent geschickt wird. Es ist aber nicht irgendeine Reise¸ sondern es gilt¸ die Quelle des Nil zu finden. Dabei hat Morton gar nicht die rechte Lust dazu. Mit nur noch einem Bein¸ sieht er sich im Herzen des fremden Kontinents lebensbedrohlichen Wilden¸ die er gar nicht leiden kann¸ gefährlichen Tieren die pauschal auf seiner Abschussliste stehen¸ einer peinigenden Expedition ausgesetzt. Lediglich das fürstliche Erfolgshonorar der intriganten Politikerin lässt seinen Ehrgeiz über die Vernunft triumphieren. Und so kommt es¸ wie es kommen muss und er sitzt auf dem grössten dampfbetriebenen Schiff der Welt¸ Ziel Afrika. Ein schwerer Sturm macht einige seiner Pläne zunichte und so ist die Ankunft auf dem schwarzen Kontinent¸ nicht ganz so wie er erwartete und sich in seinen Träumen ausmalte. Dennoch¸ Morton macht sich in Begleitung seines Freundes Wesley McWithingham auf den Weg. Ihnen steht ein phantastisches Gefährt¸ zur Verfügung¸ welches alles Mögliche kann. Nur noch nicht Staub putzen. Oder doch? Zumindest weiss das Teliko zu überraschen. Noch mehr Streichungen seiner Pläne ergeben sich¸ als er in Jack Lambert einen Konkurrenten erkennt¸ der ihm gefährlich werden könnte. Lambert¸ Schwarzer und Psychologie-Professor¸ zwei Dinge die in Mortons Augen nicht zusammen passen¸ ist aber nicht nur auf der Suche nach der Quelle des Nils¸ sondern auch auf der Suche nach dem Erbe seiner Väter. Jack¸ ausgerüstet mit Dreadlocks und Zylinder ist ein liebenswürdiger¸ bedingungslos ehrlicher Zeitgenosse. Er analysiert¸ seiner Berufung als Psychologieprofessor folgend¸ objektiv seine Umgebung und ist durchaus einfühlsam¸ wenn es darum geht¸ mit anderen Menschen umzugehen. Für ihn gibt es keinen Rassismus und Sklavenhandel lehnt er ab. Ganz anders jedoch Morton¸ für den Sklavenhandel und Rassismus auf der Tagesordnung stehen.
In Afrika angekommen¸ machen sie sich sogleich auf den Weg. Der eine Reisende wachen Auges und fasziniert von der Schönheit der fremden Umgebung¸ die beiden anderen eher wie Trampeltiere¸ die ohne Rücksicht auf Verluste durch das Land toben. Jack nimmt alles Neue in sich auf und was er nicht kennt¸ schlägt er in seinem Bibliophon¸ einem elektrischen Lexikon¸ einer Art Wikipedia¸ nach. Beide gehen ihren Weg und es kommt natürlich zum Wettrennen mit der Zeit und gegen die anderen¸ um dem Ziel¸ den Quellen des Nils¸ näher zu kommen.
Ein faszinierender Roman mit ungewöhnlichen Personen und ein spannender Wettkampf¸ den man als Leser hier mitzuerleben die Möglichkeit hatte. Die unter-schiedlichen Herangehensweisen der verschiedenen Expeditionen¸ um ans Ziel zu kommen führten zu einer gegnerischen Spannung. Mal fieberte man mit Morton (der manchmal ein Kotzbrocken sein konnte und Wesley mit seiner Echse Viktoria¸ dann wieder mit dem Dreadlock Jack. Die Charaktere waren allesamt faszinierend darge-stellt. Die magisch anmutende Atmosphäre¸ die abenteuerliche Handlung und die teils geheimnisvollen Personen sind eine gekonnte Mischung¸ um eine gute Geschichte zu schreiben. Aber hier war der Haken. Auf der einen Seite hatte ich Logiklöcher¸ die gestopft werden wollten¸ auf der anderen Seite hätte ich mir an einigen Stellen mehr Informationen gewünscht. Dann wieder fand ich andere Stellen etwas zu lang und breit erzählt. Manchmal etwas ausufernd. Aber das scheint bei Steampunkbüchern immer so zu sein. Man denke nur an die Wälzer von Ju Honisch oder Scott Westerfeld¸ die für ihre Geschichten über 1000 Seiten benötigten. Nicht¸ dass es schlecht wäre¸ sondern nur kostspielig. Zum Schluss wurde die Erzählung etwas abrupt beendet. Aber letztlich zählte der Spass¸ dieses Buch zu lesen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355