Magierdämmerung 1: Für die Krone
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Etwa zu gleichen Zeit macht sich die junge Hexe Kendra McKellen mit ihrem Grossvater Giles auf eine beschwerliche Reise. Die junge Frau hat sich im Selbststudium die Hexerei beigebracht und erfährt nebenbei¸ dass ihr Grossvater selbst ein Magier ist. Der alte Mann hat seltsame¸ besorgniserregende Veränderungen in der Magie festgestellt. Es scheint eine Art magisches Erwachen zu sein. Denn allenthalben werden magische Wesen gesichtet. Giles will mit Albert darüber sprechen. Sein alter Freund scheint als Vorsitzender der magischen Loge der richtige Ansprechpartner zu sein. Doch von dessen frühzeitigen Ableben hat er keine Ahnung. Es geht um die Magie¸ das weltumspannende¸ farbenfrohe Geflecht¸ welches alles Leben miteinander verbindet. Die Gefahr für die Menschheit ist unüberschaubar. Doch wer steckt dahinter? Die Frage muss er hintenan stellen¸ weil die Reise der beiden nicht unbemerkt bleibt. Der Grossvater und seine Enkelin müssen sich mit Verfolgern auseinander setzen¸ denen jedes Mittel recht ist¸ um die beiden McKellen tot zu sehen.
Ein superrmodernes Unterseeboot¸ das Non-plus-Ultra des Jahres 1897 unternimmt eine spektakuläre Tauchfahrt. Damit nicht genug¸ das modernste Unterwasserschiff in Betrieb zu nehmen findet die Besatzung das sagenumwobene Atlantis. Vor ihren staunend en Augen breitet sich eine unglaubliche Unterwasserwelt aus. Das Panorama von Atlantis. Ein Fund den niemand je für möglich gehalten hat. Bis auf den Auftraggeber der Unterwasser-Expedition. Er interessiert sich weniger für den archäologischen Aspekt sondern etwas¸ das in den Ruinen schlummert. Seit Jahrtausenden war ein Siegel in den Ruinen von Atlantis verschlossen und gesichert. Doch dann kommt Lord Wellington mit den Träumen¸ die Welt zu übernehmen und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Lord Wellingtons treuer Gehilfe Duncan Hyde-White muss sich in einem fassförmigen Unterwasseranzug durch die Ruinen von Atlantis vorwärts bewegen. Sein Ziel die Pyramidenspitze um das dort befindliche Siegel freizulegen. Auch die Öffnung des Siegels¸ das den Untergang von Atlantis brachte¸ droht nun die Welt zu zerstören. Ein Ausbruch reiner Materie erschüttert das Magiegeflecht der Welt¸ dass jeder Magiebegabte wahrnehmen kann. Lord Wellington hingegen ist der Meinung¸ die ausbrechende Macht zu beherrschen. Doch nun bricht ein neues Zeitalter chaotischer Magie an.
Bernd Perplies schreibt einen Alternativweltroman¸ der mit den zur Zeit laufenden und immer beliebter werdenden Steampunk-Geschichten nichts gemein hat. Statt dessen baut seine Handlung auf einer breiten Basis auf und es finden sich Anspielungen an Jules Verne und dessen Nautilus¸ Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes¸ der hier Jupiter heisst und ein von der Loge ausgeschlossener Magier ist¸ dem man als Leser liebend gern mal links und rechts eine Ohrfeige verpassen möchte oder gar den grossartigen H. G. Wells. Mittelpunkt der Erzählung ist das London kurz vor der Jahrtausendwende. Wer die Jahrtausendwende 2000 bewusst miterlebte¸ der wird die Stimmung dort ebenfalls als angenehm empfinden. Gleichsam ein Déja-vu-Erlebnis nach dem anderen erwartet den Vielleser und Film- und Fernsehkenner. Bernd Perplies überrascht mich immer wieder¸ indem er meine Erwartungen¸ wie die Geschichte verlaufen wird¸ torpediert und einen anderen Weg geht. In Verbindung mit der Phantastik bringt er die Elemente des Detektiv-Romans¸ wie ihn Edgar Allan Poe einführte und Arhtur Conan Doyle weiterführte¸ Verschwörungstheorien eines Dan Brown und die Schauergeschichten a la Emily und Charlotte Bronte ¸ zusammen. Diese Themen werden umgesetzt¸ indem die passenden Figuren einführt. Ob sie nun der physischen Gewalt zugeneigt sind und die Fäuste fliegen oder ob jemand den Leser mit psychischer Gewalt und seltsamen Ansichten geistig kapitulieren lässt.
Der Reporter Jonathan Kentham als Handlungsträger ist als angenehme Person dargestellt¸ mit der man sich gern gleichstellt und deren Platz man einnehmen möchte. Er hat allerdings ein paar Probleme mit der Damenwelt¸ seine angehimmelte Freundin ist ihm noch nicht hold. Jonathan beginnt als einfache Person¸ die sich langsam entwickelt. Mit jeder Seite¸ auf der er den Hauptdarsteller spielen darf¸ wird aus dem unterdurchschnittlichen Reporter eine sympatischere Hauptperson. Schön ist besonders¸ dass er dabei nicht an Glaubwürdigkeit verliert.
Als Leser bin ich etwas zwiegespalten bei diesem Roman. Auf der einen Seite finde ich es Schade¸ dass der Roman nicht zuende gebracht wurde. Die lästige Angewohnheit¸ immer Trilogien schreiben zu müssen / wollen / können ärgert mich immer wieder. Auf der anderen Seite warte ich jetzt auf einen zweiten¸ dritten Teil und hoffe¸ dass nach dieser Trilogie noch nicht alles geschrieben wurde. Bereits jetzt zeichnet sich ab¸ dass mit nur erwähnten Nebenfiguren weitere Abenteuer zu schreiben und zu erleben wären. Bereits die unterschiedlichen Handlungsstränge erfordern die gesamt Aufmerksamkeit des Lesers und sorgen durch den gewollten und andauernden Perspektivwechsel für eine latente Spannung. Mit jedem Satz¸ den Bernd Perplies schreibt¸ jedem Wort¸ das er seine Figuren sprechen lässt¸ setzt sich für den Leser eine faszinierende Welt¸ einem Puzzle gleich¸ vor dem geistigen Auge zusammen. Die Sprache die Bernd Perplies anwendet ist leicht Antik ausgefallen¸ bilderhaft und insgesamt dem viktorianischen Handlungsrahmen angemessen.
Der Roman ist sehr unterhaltsam und kurzweilig. Die Beschreibungen fallen sehr lebendig und farbenfroh aus. Die Figuren sind ungewöhnlich¸ glaubhaft und sehr sympathisch. Oder aber das Gegenteil¸ wenn es darum geht¸ die "Bösen" zu beschreiben. Aber¸ sind sie wirklich Böse? Oder wollen sie für die Welt nur das Beste¸ aus ihrer Überzeugung und mit ihren Mitteln?
Der einzige Nachteil den der Roman hat ist das abrupte Ende. Nichts wird aufgelöst und so steht der Leser im Regen und wartet auf den nächsten Band. Cliffhanger sind schön und gut¸ aber nicht so. Da hat man eher das Gefühl¸ einen Strick um den Hals gelegt zu haben.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355